Mysteries of the Terracotta Warriors

Warum Geschichtsbücher lesen, wenn es auch Netflix gibt? Zumindest hin und wieder veröffentlicht der Streamingdienst Dokumentationen, sei es als Film oder Serie, die sich historischer Themen annehmen und diese für ein heutiges Publikum aufarbeiten. Gerade erst kam Hitler und die Nazis: Das Böse vor Gericht heraus, das in sechs Folgen von dem Aufstieg des Diktators erzählte. Andere kürzliche Titel waren Geheimnisse der Neandertaler über unsere ausgestorbenen Verwandten oder Wendepunkt: Die Bombe und der Kalte Krieg, bei dem es um die politischen Entwicklungen in Folge der Atombombe ging. Nun reisen wir erneut in die Vergangenheit, wenn uns Mysteries of the Terracotta Warriors mitnimmt in das alte China.

Blick auf das Erbe

Der Inhalt ist aber nicht ganz so martialisch, wie der Titel einen vielleicht vermuten lässt. Stattdessen geht es um die bekannte Terrakotta-Armee, die sich in einer frühchinesischen Grabanlage befindet und zu den großen Wahrzeichen des Landes zählt. Seit 1987 steht das Mausoleum auch auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Bei einer derart bekannten Institution sollte man eigentlich meinen, dass bereits alles gesagt und erforscht ist. Zum Teil ist man aber immer noch damit beschäftigt, das Erbe wissenschaftlich aufzuarbeiten. Der Dokumentarfilm Mysteries of the Terracotta Warriors gibt dabei einen kleinen Einblick in diese Ergebnisse, erzählt von den aus Ton gestalteten Figuren, aber auch der Zeit, in der diese entstanden sind.

Bei der Umsetzung setzt Netflix auf einen üblichen Mix, wie man ihn in solchen Dokumentationen häufig findet. Da sind zum einen die obligatorischen Interviews mit Experten und Expertinnen, welche dem Publikum die nötigen Grundlagen liefern. Außerdem sind da noch zahlreiche nachgestellte Szenen. Bei Themen, die so weit in der Vergangenheit liegen, gibt es schließlich keine historischen Aufnahmen. Also dürfen bei Mysteries of the Terracotta Warriors auch Schauspieler und Schauspielerinnen ran, um das alles etwas lebendiger zu gestalten. Der Informationsgehalt ist durch solche Passagen eher gering. Das dient mehr der Atmosphäre und ist Anlass dafür, antike Kulissen und Kostüme zu zeigen. Im Gegensatz etwa zu Alexander der Große: Wie er ein Gott wurde, wo der Protagonist auch selbst groß in Szene gesetzt werden sollte, ist das hier eher Füllmaterial.

Lohnenswerter Einstieg

Schlecht ist der Film deshalb nicht. Wer eine Einführung in das Thema möchte, die nicht ganz so trocken ist, kann hier einmal vorbeischauen. Mit einer Laufzeit von weniger als 80 Minuten ist Mysteries of the Terracotta Warriors zudem ziemlich kurz. Da braucht es nicht einmal eine größere Aufmerksamkeitsspanne. Allerdings bedeutet es auch, dass hier nichts wirklich in die Tiefe geht. Diesen Anspruch hatte man wohl gar nicht, sondern richtet sich an ein Publikum, das ein wenig mehr erfahren möchte und keine Lust auf Lesen hat. Das heißt aber nicht, dass beim Anschauen gar nichts lernt. So ist es durchaus spannend, mehr über die Versuche zu erfahren, die ursprünglichen Figuren zu restaurieren. Und auch die Erklärungen zu dem zeitlichen Kontext sind nicht unspannend. Ein Interesse an der Materie vorausgesetzt, kann sich das hier daher schon lohnen.