Barry Egan (Adam Sandler) führt ein kleines Unternehmen, dass sich auf Badezubehör spezialisiert hat. Er lebt sehr für sich und abseits der Arbeit scheut er Zusammenkünfte von Menschen, weshalb es für ihn schon eine Herausforderung ist, die Einladung seiner sieben Schwestern zu folgen, mit ihnen und ihren Ehemännern zu Abend zu essen. Durch eine seiner Schwestern lernt er Lena (Emily Watson) kennen und die beiden verabreden sich tatsächlich zu einem ersten Date, ohne dies jedoch Barrys Schwestern zu erzählen. Parallel hat Barry mit den Anrufen einer Telefonsex-Hotline zu kämpfen, die von ihm Geld fordern und ihn schließlich sogar erpressen und bedrohen. Zumindest für Flugreisen wird Barry, wenn alles gut geht, kein Geld mehr ausgeben müssen, denn durch einen Trick versucht er, an Bonusmeilen bei einer Fluggesellschaft zu kommen. Als Erstes will er Lena auf ihrem Urlaub nach Hawaii folgen, wo er ihr endlich seine Gefühle gestehen will.
Hollywood-Romanze und Musical
Mit Filmen wie Boogie Nights und Magnolia hat sich Paul Thomas Anderson in den 1990ern einen Namen in der Filmindustrie gemacht. Auf der einen Seite spielt er auf die ganz großen Werke der Traumfabrik an, doch auf der anderen Seite zeichnen sich seine Filme durch eben jene Mentalität aus, die das Indie-Kino dieser Zeit ausmacht und neue erzählerische wie auch visuelle Wege sucht. In Punch-Drunk Love will Anderson eine Art Hommage an die großen Romanzen Hollywoods erzählen, besonders auf Musicals wie Vorhang auf! und Singin’ in the Rain. Von daher verwundert es nicht, dass Punch-Drunk Love bis heute Andersons zugänglichster Film ist und eine teils surreale Geschichte über Einsamkeit und deren Überwindung erzählt, die vor allem wegen der schauspielerischen Leistung Adam Sandlers in der Hauptrolle begeistert.
Andersons Kino ist eines, in dem sich Menschen in Träume flüchten. Die Figuren in Boogie Nights streben eine Art Utopie an, welche die Traumwelt in die Wirklichkeit bringen soll, während die Charaktere in Magnolia in einer Art Zwischenwelt leben, wobei sie die tragische Realität ihrer Beziehungen zueinander immer wieder zurückholt. In Punch-Drunk Love haben wir eine ähnliche Ausgangssituation, denn der Protagonist scheint einen Ausweg finden zu wollen aus einer Wirklichkeit, in der Einsamkeit und Angst seinen Alltag bestimmen. Kleine Details wie ein am Straßenrand zurückgelassenes Harmonium, tonnenweise Pudding oder ein blauer Anzug sind Verweise darauf, wie Barry auszubrechen versucht, aber sich vor allem selbst im Wege steht, wenn es um die Erfüllung eines Traumes geht.
Seine Sozialphobie wie auch seine heftigen Wutausbrüche würden das Fundament für ein Familiendrama bilden, doch indem Anderson diese Geschichte mit den Mitteln der Hollywood-Romanze und des Musicals erzählt, gewinnt der Film eine Leichtigkeit und Komik, die man nicht für möglich gehalten hätte. Insbesondere die Filmmusik Jon Brions und die Bilder von Kameramann Robert Elswit spielen eine wichtige Rolle bei der Wirkung von Punch-Drunk Love und dem Triumph der Fantasie über der Wirklichkeit.
Adam Sandler-Dekonstruktion
Ebenso relevant für die Wirkung des Filmes ist die schauspielerische Leistung Adam Sandlers in der Hauptrolle. Inspiriert von einem Auftritt des Komikers bei Saturday Night Live wollte Anderson, wie er in Interviews beschreibt, sich gar nicht so weit von den Rollen entfernen, für die Sandler bekannt ist. Barry Egan könnte ohne Probleme einer jener Protagonisten sein, wie sie Sandler bis heute in jenen unerträglichen Komödien spielt, für die er mit berechenbarer Routine für Auszeichnungen wie die Goldene Himbeere nominiert ist. In Punch-Drunk Love ist er jedoch zugleich ein großer Romantiker, der sich gegen seine Wirklichkeit auflehnt und zu träumen beginnt, beispielsweise von einer Zukunft, in der er nie wieder für einen Flug bezahlen muss. Sandler spielt Egan als jemanden, der seine Einsamkeit satt hat, der dazugehören und nicht mehr anders sein will, wobei er sich naturgemäß immer selbst im Wege steht. In den komischen Situationen liegt immer auch die Tragik eines Menschen, der selbst sein größter Feind ist.
OT: „Punch-Drunk Love“
Land: USA
Jahr: 2002
Regie: Paul Thomas Anderson
Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Musik: Jon Brion
Kamera: Robert Elswit
Besetzung: Adam Sandler, Emily Watson, Philip Seymour Hoffman, Luis Guzmán
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Cannes | 2002 | Goldene Palme | nominiert | |
Golden Globes | 2003 | Bester Hauptdarsteller (Komödie oder Musical) | Adam Sandler | nominiert |
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