Qualia
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Qualia

Qualia
„Qualia“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Auf einer Hühnerfarm spielt sich das Leben einer kleinen Familie ab. Während Yuko (Kokone Sasaki) und ihr Mann Ryosuke (Kenta Kiguchi) sich um die Tiere kümmern, die Eier sowie den An- und Verkauf, ist Ryosukes Schwester Satomi (Maya Kudamatsu) schon seit einiger Zeit nur noch bedingt eine Hilfe, denn seit einem Unfall kann sie nicht mehr so gut laufen. Einzig Taichi (Chikara To) hilft ihnen auf der Farm, bleibt aber darüber hinaus lieber für sich. Ihre Routine wird gestört, als eines Tages Saki (Ruka Ishikawa) vor der Tür steht und zunächst nur wegen einer Arbeit und einem Dach über dem Kopf bei ihnen vorspricht.

Schnell kommt jedoch heraus, dass sie schon seit langer Zeit Ryosukes Geliebte ist und nun von ihm ein Kind erwartet. Da dieser nach ihrem letzten Treffen das Weite gesucht hat, verlangt sie nun von seiner Familie, dass diese für sie sorgt, wobei sie im Gegenzug bereit ist, auf der Farm und im Haushalt zu helfen. Sakis Ankommen im Haus bringt Unruhe in die Beziehungen der Familienmitglieder, vor allem bei Taichi, der sich mehr und mehr zu ihr hingezogen fühlt, während Ryosuke mit seiner neuen Rolle als baldiger Vater klarkommen muss. Der stets freundlichen und höflichen Yuko hingegen scheint all dies nichts auszumachen, oder ist ihr Lächeln nur Schein?

Von Hühnern und Menschen

Ryo Ushimura begann seine Karriere als Model und Schauspieler, wobei er unter anderem mit Regisseuren wie Eiji Uchida (Lowlife Love) zusammenarbeitete. 2017 verwirklichte er seinen Kurzfilm Smile und 2019 den Kurzfilm Time to Shine, für den er beim 48 Hour Film Project mit dem Jury- und Publikumspreis ausgezeichnet wurde. In seinem ersten Langfilm Qualia, der zuletzt im Rahmen der Nippon Connection 2024 gezeigt wurde, erzählt er von einer Familie, die eine ganz besondere Dynamik aus Routine, Zwang und Kontrolle auszeichnet. Die Geschichte, die auf einem Theaterstück des Autors Yoshitomo Ochi basiert, ist dabei als Satire auf das japanische Konzept einer Familie zu verstehen, auf festgefahrene Traditionen und den Unwillen umzudenken.

Dass die Hühnerfarm dabei als eine Metapher für dieses Konzept den ganzen Film durchzieht, hat man als Zuschauer schon nach wenigen Momenten verstanden. Wenn erklärt wird, dass die Hähne immer umgebracht oder ausgeschlossen werden müssen, da ansonsten das System nicht mehr funktioniert, ist ein frühes Beispiel von Doppeldeutigkeiten und Symbolismen, von denen es gefühlt fast alle fünf Minuten eine neue (oder weniger neue) Variante zu sehen oder zu hören gibt. Zugleich ist es das Sinnbild für das System, in dem sich die Familie befindet, was aber keineswegs so harmonisch ist, wie es nach außen hin scheint. Kontrolle, Schuld und Zwang bestimmen die täglichen Abläufe sowie die Gespräche und Yukos Lächeln wirkt schon bald nur wie eine Maske, die sich aufzwingt, damit sie durchhalten kann und vieles nicht an sich heranlassen muss. Ushimura zeigt auf, wie diese Struktur weiterhin bestehen bleibt, auch wenn sie niemanden wirklich glücklich macht, wobei man sich fragen kann, ob man dies nicht schon nach wenigen Momenten verstanden hat.

Selbst- und Fremdwahrnehmung

Der Titel von Ushimuras Film geht auf einen lateinischen Begriff zurück, der auf die rein subjektive Wahrnehmung einer Person verweist. Das Ensemble spielt Figuren, die nur ihre eigene Perspektive kennen und sich nicht als Ganzes, als Familie oder als Gemeinschaft betrachten. Lediglich die von Kokone Sasaki gespielte Yuko, deren aufgesetzte Freundlichkeit als letztes Bindeglied innerhalb der Familie und des Betriebes wirkt, sticht heraus. Das Geschehen bleibt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf der Hühnerfarm der Familie, was der Handlung eine gewisse klaustrophobische Note verleiht, und zugleich andeutet, wie angespannt die Lage zwischen diesen Figuren ist. Schauspielerisch entstehen immer wieder amüsante und gelungene Momente, aber man wird als Zuschauer den Eindruck nicht los, dass Qualia mit zunehmender Laufzeit auf der Stelle tritt und man die Auflösung auch so schon nach der Hälfte der Zeit hätte zeigen können.

Credits

OT: „Kuoria“
Land: Japan
Jahr: 2023
Regie: Ryo Ushimaru
Drehbuch: Kenzo Kaga
Vorlage: Yoshitomo Ochi
Musik: Turoko-Ishi
Kamera: Tadashi Nagayama
Besetzung: Kokone Sasaki, Ruka Ishikawa, Kenta Kiguchi, Maya Kudamatsu, Chikara To

Trailer



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Qualia
fazit
„Qualia“ ist eine Mischung aus Satire und Drama über Familienkonzepte, Rollenbilder und patriarchale Strukturen. Ryo Ushimarus Film baut auf einer Metapher auf, die man schnell durchschaut hat und tritt danach erzählerisch wie auch thematisch auf der Stelle. Da kann auch das stimmige Ensemble nicht allzu viel retten.
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