Reich um jeden Preis

Die Freude ist groß bei Giuliana (Fioretta Mari), hat doch Nunzio (Ninni Bruschetta) um ihre Hand angehalten! Ihre Tochter Anna (Angela Finocchiaro) ist darüber sehr viel weniger erfreut, befürchtet sie doch, dass er nur hinter ihrem Geld her ist. Und das gilt es unbedingt zu verhindern. Also tritt sie die Reise nach Menorca an, gemeinsam mit ihrem Mann Carlo (Christian De Sica) und den beiden erwachsenen Kindern Alessandra (Dharma Mangia Woods) und Emilio (Claudio Colica). Da gutes Zureden zu keinem nennenswerten Ergebnis führt, beschließen sie in ihrer Not, andere Seiten aufzuziehen. Gemeinsam wollen sie den unliebsamen Erbschleicher ermorden, bevor die beiden sich das Ja-Wort geben können, und so dafür sorgen, dass das Geld in ihrer Familie bleibt …

Geld vs. Familie

Familie ist eine tolle Sache. Geld ist aber noch besser. Dieser Ansicht waren zumindest die Figuren in Familie um jeden Preis. Damals tat ein Ehepaar so, als sei es zu großem Vermögen gekommen, um auf diese Weise die Kinder dazu zu nötigen, doch mal wieder nach Hause zu kommen und sich blicken zu lassen. Die italienische Komödie holte aus dem Szenario leider nicht genügend raus, statt des zu erwartenden bösen Humors gab es letztendlich nur ebenso harm- wie einfallslose Witze. Dennoch erfreute sich der Film offensichtlich größerer Beliebtheit. Zumindest genug, damit Netflix fast anderthalb Jahre später mit Reich um jeden Preis noch einen zweiten Teil hinterherschiebt.

Manche werden sich an der Stelle fragen, wie die Geschichte fortgesetzt werden kann, die doch eigentlich abgeschlossen war. Das Lügenkonstrukt war in sich zusammengebrochen, die Familie wieder versöhnt, man wusste wieder, worauf es im Leben wirklich ankommt. Was soll man da noch erzählen? Man muss an der Stelle Giovanni Bognetti, der wie schon beim ersten Teil Regie führte und das Drehbuch schrieb, zugutehalten, dass er nicht einfach die Handlung des Vorgängers kopiert. Ebenso verzichtet er darauf, die mühsam erarbeiteten Erkenntnisse einfach wieder rückgängig zu machen, wie man es oft bei Fortsetzungen hat. Thematisch bleibt er jedoch in der Nähe. So geht es in Reich um jeden Preis erneut um die beiden Punkte Familie und Geld und dass Letzteres manchmal in den Vordergrund rückt.

Ein bisschen böser

Die Geschichte ist dabei aber deutlich böser, als es beim ersten Teil der Fall war. Zu behaupten, man sei reich, um die Kinder zu sich locken, ist moralisch sicherlich fragwürdig. Einen Menschen zu ermorden, aus rein finanziellen Gründen, das ist noch einmal eine ganz andere Nummer. Das macht die Figuren nicht gerade sympathisch. Aber das waren sie ja auch schon beim letzten Mal nicht, insofern ging da nicht sonderlich viel verloren. Die überzeichneten Figuren sollen eher zum Lachen als zum Mitfühlen animieren. Reich um jeden Preis hat dann auch durchaus amüsante Momente, wenn das bislang harmlose Quartett versucht, einen Mord zu begehen, ohne die notwendigen Erfahrungen zu haben. Wenig überraschend klappt das dann alles nicht so wirklich. Das Publikum soll schließlich nicht über Morde lachen, sondern den amateurhaften Versuch, einen solche zu begehen.

Letzten Endes will Bognetti aber auch dieses Mal nicht wirklich in die Vollen gehen. Reich um jeden Preis stellt zwar schon einen Fortschritt dar, wenn es hier bissiger wird und die Geschichte auch absurder wird. Zumindest in Ansätzen darf man hier tatsächlich gespannt sein, was genau geschehen wird. Wenig überraschend wird die italienische Komödie beim zweiten Anlauf auch nicht komplett böse, sondern will letztendlich doch wieder versöhnlich sein. Das große Highlight sollte man daher nicht erwarten, das vielversprechende Szenario wird nicht in dem Maß genutzt, wie es wünschenswert gewesen wäre. Anschauen kann man sich das Ergebnis daher schon. Unbedingt gebraucht hätte es den zweiten Teil aber kaum.