Eigentlich hatte sich Holly Shaw (Valerie Huber) darauf gefreut, ihren Liebesroman bei einer Lesung dem Publikum vorzustellen. Die Freude ist jedoch schnell vorbei, als auch der Journalist Aaron Kingsley (Max Befort) dort auftaucht und sie vor aller Öffentlichkeit bloßstellt und ihr jegliches schriftstellerisches Talent abspricht. Als sie später aufgebracht zu ihrem Auto geht, wird sie überfallen. Während ihre Habseligkeiten am Flussufer gefunden werden, fehlt von ihr selbst jede Spur. Groß ist daher die Sorge: Hat sich die angehende Autorin wegen der verpatzten Lesung umgebracht? Ihre Eltern Dana (Katharina Abt) und Russell (Max Gertsch) erhalten bald die beruhigende Nachricht. Auch die anderen sollen die Wahrheit erfahren. Ihr Verleger Clayton Powers (Al Barclay) jedoch hat eine andere Idee. Sie solle sich besser weiter totstellen, da die Verkaufszahlen in Folge in die Höhe geschnellt sind …
Die üblichen Klischees
Für Fans war die Ankündigung natürlich ein Schock: Es solle in Zukunft weniger Rosamunde Pilcher geben, gab das ZDF bekannt. Ausgerechnet die Reihe, die wie kaum eine andere das sonntägliche Herzkino geprägt hat, wird reduziert. Die Auswirkungen sind bereits zu spüren. So gab es mit Frühstück bei Tessa bislang gerade einmal einen neuen Teil dieses Jahr. Aber dafür ist das Archiv ja prall gefüllt, aus über 170 Filmen kann das Publikum inzwischen aussuchen. Das macht sich der Sender zunutze, um zwischendurch während der Sommerpause das Programm zu füllen. So jetzt auch bei Meine Cousine, die Liebe und ich, das Ende 2019 als 155. Folge des Dauerbrenners ausgestrahlt wurde.
Dass das ZDF zu einer Wiederholung greift, ist legitim, zumal die Filme ja auch alle zeitlos sind. Und austauschbar. Tatsächlich finden sich hier gleich zwei Motive, die man ständig in dieser Reihe findet. Da wäre zum einen, dass sich zwei Menschen zunächst konträr gegenüberstehen, später aber zu Liebenden werden. Und da ist der Partner der Protagonistin, der einer neuen Beziehung eigentlich im Weg steht, sich mit der Zeit aber als unhaltbar herausstellt. Beide Klischees greift Rosamunde Pilcher: Meine Cousine, die Liebe und ich auf und gibt sie ungeniert und ohne jegliche kreative Eigenleistung wieder. Klar, Überraschungen sucht man bei diesen Filmen nicht. Die Zielgruppe will Bestätigung. Spannung darf man deshalb auch nicht erwarten.
Dumm-dreiste Geschichte
Stärker in Erinnerung bleibt ohnehin die Sache mit dem vorgetäuschten Tod. Potenzial hat das Thema durchaus, um sich mit dem Zynismus der Unterhaltungsindustrie auseinanderzusetzen, aber auch mit der Sensationsgier der Menschen. Ein Buch von einer Autorin zu kaufen, nur weil man denkt, dass diese Selbstmord begangen hat? Das ist für keine Seite schmeichelhaft. Rosamunde Pilcher: Meine Cousine, die Liebe und ich versucht aber, die Sache allein auf den schmierigen Verleger abzuwälzen, anstatt auch die Rolle von Holly anzusprechen, die trotz allem die Gute sein soll. Mindestens ebenso ärgerlich ist, wie sie als ihre angebliche Cousine aus der Versenkung auftaucht. Eine andere Frisur, Kontaktlinsen – schon soll sie eine ganz andere Frau sein, von der niemand merkt, dass sie das ist. Da werden die Zuschauer und Zuschauerinnen schon als richtig blöd verkauft.
Als Komödie wäre eine solche Posse vielleicht noch denkbar gewesen. Nicht aber bei einem Film, der sich ernst nimmt. Zwar durchschaut Aaron die Sache recht früh, immerhin in der Hinsicht hebt sich Rosamunde Pilcher: Meine Cousine, die Liebe und ich etwas von dem Einerlei ab. Das macht die Geschichte aber nicht entscheidend besser. Wenn es wenigstens tatsächlich romantisch wäre. Aber so sehr man hier das auch behauptet, es entsteht keine wirkliche Chemie zwischen Valerie Huber (Ein Sommer auf Mykonos) und Max Befort (Bibi Blocksberg). Da fehlt das Gefühl, dass die beide Figuren wirklich etwas eint. Stattdessen wird dann umständlich noch eine tragische Geschichte eingebaut, mit der dann Gefühle erzwungen werden sollen, die genauso wenig echt sind wie der ganze Rest hier.
OT: „Rosamunde Pilcher: Meine Cousine, die Liebe und ich“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Marco Serafini
Drehbuch: Uschi Müller
Vorlage: Rosamunde Pilcher
Musik: Patrick M. Schmitz
Kamera: Sebastian Wiegärtner
Besetzung: Valerie Huber, Max Befort, Katharina Abt, Max Gertsch, Jeroen Engelsman, David Bunners, Meriel Hinsching
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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