Savages Sauvages
© Haut et Cort
„Savages“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Bislang hatte Kéria eher weniger mit der Natur am Hut. Zwar lebt sie auf Borneo und ist von einem Urwald umgeben, ihr selbst sind aber andere Dinge wichtiger. Das ändert sich, als sie und ihr Vater, der für ein großes multinationales Unternehmen arbeitet, mit ansehen, wie eine Orang-Utan-Weibchen getötet wird und deren Junges hilflos zurückbleibt. Die Männer auf der Palmölplantage wollen anschließend auf das Kind töten, doch die beiden verstecken das Tier und beschließen, es erst einmal bei sich aufzunehmen. Schnell findet das Mädchen Interesse an dem Affen, gibt ihm den Namen Oshi und entwickelt mütterliche Gefühle für ihn. Als ihr Cousin Selaï bei ihnen Zuflucht sucht und ebenfalls Zeit mit Oshi verbringen will, reagiert sie daher eifersüchtig. Überhaupt will sie mit dem Jungen, der dem indigenen Volk der Penan entstammt, nichts zu tun haben. Und doch werden sie kurze Zeit später zusammenarbeiten müssen, als Kéria sich im Wald verläuft und dabei erstmals die Natur und ihr familiäres Erbe zu schätzen lernt …

Ökoabenteuer eines Stop-Motion-Künstlers

Nachdem er eine Reihe von Kurzfilmen gedreht hatte, gab der Schweizer Regisseur Claude Barras mit Mein Leben als Zucchini sein Langfilmdebüt. Und was für ein Debüt es war! Mit 66 Minuten Laufzeit war das Werk zwar nach wie vor eher am kürzeren Ende. Das Drama um ein Waisenhaus, welches auch ernste Themen wie Drogen und familiäre Gewalt ansprach, hinterließ jedoch großen Eindruck, wurde mit Preisen überschüttet und erhielt sogar eine Oscar-Nominierung als bester Animationsfilm. Im Anschluss verschwand Barras leider ziemlich von der Bildfläche. Ganze acht Jahre hieß es danach warten, bis es Nachschub gab. 2024 war es endlich so weit: Savages feierte in Cannes Premiere und dürfte im Anschluss seinerseits auf zahlreichen Festivals ein Zuhause finden.

Beim Setting ging Barras völlig neue Wege. Anstatt wieder vom zwischenmenschlichen Alltag zu erzählen, nimmt er das Publikum mit auf eine Reise in einen tropischen Dschungel, in dem die Protagonistin verlorengeht. Das lässt eigentlich ein großes Abenteuer erwarten, vielleicht wie Into the Wonderwoods, das parallel ebenfalls in Cannes uraufgeführt wurde. Doch dieser Part fällt relativ kurz aus. Zwar gibt es auch im weiteren Verlauf noch brenzlige Szenen, die für Spannung sorgen sollen, wenn es um den Kampf gegen die Abholzung geht. Wichtiger ist dem Filmemacher, der gemeinsam mit Nancy Huston und Morgan Navarro das Drehbuch geschrieben hat, jedoch die ökologische Botschaft. Schon früh, wenn in Savages die Affenmutter getötet wird, ist die Ausrichtung klar. Das Tier wird zum Symbol für die Natur, welche durch die Menschen zerstört wird und die es zu bewahren gilt.

Charmant und absolut sehenswert

Zeitweise erinnert das an Der Smaragdwald, gerade auch weil in beiden Filmen die Kultur indigener Völker gezeigt wird und diese ebenso wie die Bäume und die Tiere geschützt werden muss. Barras richtet sich jedoch an ein jüngeres Publikum, welches durch Savages für diese Thematik sensibilisiert werden soll. Erneut spricht er also im Rahmen eines Kinderfilms sehr ernste und erwachsene Themen an. Natürlich ist davon dann einiges vereinfacht und etwas plakativ, damit es leicht verständlich ist. Es gibt aber immer noch genügend Ambivalenzen, um aus dem Werk mehr zu machen als einen gut gemeinten Holzhammer-Propagandafilm, wie man ihn gerade in diesem thematischen Umfeld oft findet.

Hinzu kommt die Optik, die Fans traditioneller Stop-Motion-Techniken das Herz höherschlagen lässt. Die markanten Designs der Figuren, die liebevoll zusammengestellten Schauplätze, das trägt zu dem Charm des Films bei. Ein Charm, dem man sich kaum entziehen kann, selbst als Erwachsener. Im direkten Vergleich zu Mein Leben als Zucchini schneidet Savages zwar ein wenig schlechter ab, da die Geschichte weniger ausgefallen ist, teils fast schon gewöhnlich. Doch für sich genommen ist der zweite Langfilm von Barras ein weiterhin sehr guter Animationstitel, der einen hoffen lässt, dass es im Anschluss nicht wieder acht Jahre dauert, bis der Schweizer etwas Neues zeigt.

Credits

OT: „Sauvages“
Land: Schweiz, Frankreich, Belgien
Jahr: 2024
Regie: Claude Barras
Drehbuch: Claude Barras, Nancy Huston, Morgan Navarro
Musik: Charles de Ville, Nelly Tungang
Kamera: Simon Filliot

Bilder

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Savages
fazit
„Savages“ ist ein charmanter Stop-Motion-Film, der ein ökologisches Thema für Kinder aufarbeitet, wenn ein indigenes Volk auf Borneo gegen die Zerstörung der Natur kämpft. Das ist zwar etwas schwächer als „Mein Leben als Zucchini“, das Erstlingswerk von Claude Barras. Doch für sich genommen ist die Kombination aus gesellschaftlichen Themen, kindlicher Ausrichtung und liebevoller Animationstechnik erneut sehr sehenswert.
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