Spermageddon
© Charades
Spermageddon
„Spermageddon“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Mit Videospielen und nerdigen Hobbys hat Jens Erfahrung. Mit dem anderen Geschlecht eher weniger. Aber das könnte sich jetzt ändern, zumindest seine Eltern sind davon überzeugt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis er sein erstes Mal hat. Tatsächlich stehen die Zeichen gut, denn da ist auch Lisa, die durchaus Interesse an dem ungeschickten Teenager hat. Das wiederum sorgt im Körper von Jens für jede Menge Aufruhr. Simen und die anderen Spermien müssen schließlich einen Weg finden, bis zur Eizelle zu gelangen und so eine Schwangerschaft einzuleiten. Dabei müssen sie sich nicht nur mit Jizzmo herumplagen, der keine Konkurrenz neben sich duldet. Auch Lisa legt den Spermien jede Menge Hindernisse in den Weg, um so nicht schwanger zu werden …

Irrer Mix voll absurder Momente

Dass mehrere Leute gemeinsam Regie führen, das kommt schon immer mal wieder vor. Gerade im Animationsbereich ist das keine Seltenheit. Und doch dürften viele stutzig werden, wenn sie sich die Credits von Spermageddon anschauen und feststellen, wer hier zusammengearbeitet hat. Da ist zum einen Rasmus A. Sivertsen, der zahlreiche Animationsfilme für Kinder gedreht hat, von der charmanten Stop-Motion-Trilogie Louis & Luca bis zu Sowas von super! über ein Mädchen, das sich den Heldenanzug ihres Vaters überwirft und ihre Probleme hat, auch in dessen Fußstapfen zu treten. Und da ist Tommy Wirkola, den man primär von actionreichen Genrebeiträgen her kennt, zuletzt etwa die weihnachtliche Thrillerkomödie Violent Night. Was können die beiden Norweger bei zwei so unterschiedlichen Filmografien nur auf einen gemeinsamen Nenner kommen?

Das Ergebnis ist ein Film, der gewissermaßen für beide Neuland bedeutet. Genauer handelt es sich bei Spermageddon um einen Animationsfilm, der Abenteuer und Humor miteinander verbindet, dazu viel Sex und die eine oder andere Musicalnummer. Klingt irre? Ist es auch, teilweise zumindest. Die Idee singender Spermien, die sich den Weg durch den menschlichen Körper bahnen müssen, ist schon reichlich grotesk. Auch die Geschichte rund um Jizzmo, der mit irgendwelchen Hightech-Maschinen ausgerüstet ist, um sich so Vorteile zu verschaffen, hat diverse absurde Momente zur Folge. Und dann wäre da ja noch unerwartete Begegnungen, wenn die Spermien an der falschen Stelle des Körpers auftauchen und es zu einem Austausch zwischen Elementen kommt, die nicht wirklich gemeinsam haben.

Seltsam, aber spaßig

Aber nicht alles an dieser norwegischen Produktion ist originell. Der Einfall, einzelne Bestandteile des menschlichen Körpers selbst zu vermenschlichen, gab es schon vor bald 40 Jahren in der Animationsserie Es war einmal … das Leben. Vor allem aber der Vergleich zu Alles steht Kopf und Alles steht Kopf 2 drängt sich auf, da hier eine ähnliche Zweiteilung bei der Erzählstruktur vorliegt. Genauer wechselt der Film immer wieder von den sexuellen Situationen von Jens und den Szenen in seinem Körper, wenn die Spermien direkt von den Aktivitäten beeinflusst sind. Hinzu kommen bei Spermageddon andere typische Elemente wie der besagte Antagonist, ein Love Interest des Helden – was bei Spermien nicht viel Sinn ergibt – sowie die Entwicklung der Hauptfigur.

Insgesamt ist der Animationsfilm, der auf dem Annecy Film Festival 2024 Weltpremiere hatte, dann auch eine seltsame, aber durchaus spaßige Mischung, bei der vieles zusammengeworfen wird, das eigentlich nicht zusammenpassen sollte und gerade deshalb seinen Reiz hat. Spermageddon ist zudem bemüht, einem Teenagerpublikum etwas Beistand zu leisten. Zwar wird der Film als Komödie für Erwachsene verkauft, verwendet zugleich aber typische Coming-of-Age-Elemente. Dazu zählt auch das Ende, welches Jugendlichen wichtige Entscheidungen zugesteht. Sonderlich tiefgängig mag das Abenteuer dabei nicht sein. Aber in der Flut an gleichförmigen Animationskomödien ist der Wettlauf der Spermien zumindest so skurril, dass sie hervorsticht und in Erinnerung bleibt.

Credits

OT: „Spermageddon“
Land: Norwegen
Jahr: 2024
Regie: Rasmus A. Sivertsen, Tommy Wirkola
Drehbuch: Vegar Hoel, Jesper Sundnes, Tommy Wirkola
Musik: Christian Wibe
Animation: Qvisten Animation

Filmfeste

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