Als Daguzi einen Jungen im Fluss entdeckt, der offensichtlich ohne Familie ist, beschließt er, diesen bei sich aufzunehmen. Als Mantou wächst dieser glücklich bei ihm auf, eine Zeit lang zumindest. Jedoch wird Daguzi von finanziellen Sorgen getrieben, was ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Dies führt dazu, dass die beiden irgendwann in einer Bucht landen, wo sie ein neues Leben zu beginnen erhoffen. Dabei stoßen sie auf ein seltsames Schiff, um das sich Legenden ranken. Immer wieder sollen Menschen dort verschwunden sein. Tatsächlich leben dort mysteriöse quallenartige Wesen, denen man besser nicht zu nahekommen soll, wie die zwei bald feststellen werden …
Animationsabenteuer aus China
China dürften die meisten eher nicht mit Animationsfilmen in Verbindung bringen. Dabei hat sich dort in den letzten Jahren einiges getan. Waren die wenigen Titel, die es bis zu uns brachten, bislang visuell eher spartanisch, zeigen inzwischen Filmschaffende aus dem Reich der Mitte, dass sie sehr wohl international konkurrieren und optisch ansprechende Werke beitragen können. Da war beispielsweise das berauschende Unterwasserabenteuer Deep Sea, welches es sogar bis in unsere Kinos schaffte. Auch New Gods: Yang Jian kreierte fantastische Welten, an denen man sich kaum sattsehen konnte. Nun kommt mit The Storm ein weiterer Film, der vor Augen führt, wie spannend chinesische Animationstitel sein können.
Wobei man hier auf Anhieb denken könnte, dass es sich um einen Anime handelt. Tatsächlich sind Vergleiche zu Hayao Miyazakis Wunderwerken fast unvermeidlich. Da wäre beispielsweise die ökologische Botschaft. Regisseur und Drehbuchautor Zhigang Yang, auch unter dem Namen Busifan bekannt, erzählt von der Ausbeutung der Natur, die sich irgendwann rächt. So sind die vermehrt auftretenden Quallen auch das Ergebnis menschlichen Handelns, das Unglück also quasi hausgemacht. Wobei The Storm nicht von traditionellen Tieren spricht, sondern solchen, die eher Fabelwesen sind. Wie bei Miyazaki liegt es an einer jungen Hauptfigur, das Unglück noch zu verhindern und dabei für eine Balance zu sorgen: Nur wenn Mensch und Natur in Einklang leben, herrscht Frieden. Das ist keine besonders originelle Aussage, willkommen ist sie aber schon.
Sehenswert und emotional
Verbunden wird dieser Aspekt mit einem klassischen Fantasyabenteuer sowie einem größeren Fokus auf die Familiengeschichte. Dass Mantou gar nicht der Sohn von Daguzi ist, hat keine nennenswerten Auswirkungen auf deren Beziehung. Beide kämpfen füreinander, kümmern sich um den jeweils anderen, so gut sie es eben können. Das hat dann auch einige rührende Momente zur Folge. The Storm will da schon die Herzen des Publikums berühren. Das klappt gut, der Kopf kann hingegen zuweilen etwas überfordert sein, wenn die Geschichten einige Kapriolen schlägt und man zwischendurch nicht mehr weiß, wo man ist und wovon die Rede ist. Grundsätzlich richtet sich der Film dabei schon an ein jüngeres Publikum, ist größtenteils auch verständlich. Nur eben manchmal verwirrend.
Man kann sich aber auch die Zeit einfach mit dem Bewundern der Bilder vertreiben. Der Film orientiert sich auch dort an Animes, wenngleich das Design der menschlichen Figuren in eine etwas andere Richtung geht. Der Beitrag vom Annecy Filmfestival mischt dabei klassische Settings mit vielen modernen Effekten. Besonders, wenn der titelgebende Sturm einsetzt, leisten Busifan und sein Team beachtliche Arbeit. Insgesamt ist The Storm dann auch sehenswert geworden und ein weiterer Beweis dafür, dass man die chinesische Animationslandschaft im Blick behalten sollte. Bleibt nur zu hoffen, dass sich hierzulande jemand finden wird, der das Fantasyabenteuer auch nach Deutschland bringt, damit mehr Menschen an diesem teilhaben können.
OT: „Da Yu“
Land: China
Jahr: 2024
Regie: Zhigang Yang (Busifan)
Regie: Zhigang Yang (Busifan)
Musik: Hank Lee
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