Eigentlich hatte Mina (Dakota Fanning) einen sprechenden Papagei ausliefern wollen, im Auftrag des Tierladens, für den sie arbeitet. Dummerweise hat sie jedoch mitten in einem Wald eine Panne, ein Weiterfahren steht außer Frage. Zu ihrem Glück taucht kurze Zeit später die ältere Madeline (Olwen Fouéré) auf, welche sie zu einem Bunker mitnimmt. Dort trifft sie auf Ciara (Georgina Campbell) und Daniel (Oliver Finnegan), auch sie sind in dem Wald gestrandet. Dabei muss Mina feststellen, dass sie aus einem anderen Grund nicht fortgehen. Seltsame Wesen sollen in dem Wald umherstreifen und dafür sorgen, dass die Menschen sich nicht zu weit von dem Bunker entfernen können. Es gilt, strikte Regeln einzuhalten, sonst werden sie von den versteckten Kreaturen getötet …
Auf bekannten Spuren
Es gehört zum Schicksal dazu, dass du als Kind von berühmten und berühmten Künstlerinnen mit den Eltern verglichen wirst, zumindest wenn du in deren Fußstapfen trittst. Bei Ishana Night Shyamalan ist es quasi unmöglich, nicht auf ihren Vater M. Night Shyamalan zu verweisen. Das liegt nicht nur am Namen. Die Nachwuchsfilmemacherin vertraut zudem kräftig auf Vitamin B. Erste Erfahrungen als Regisseurin sammelte sie bei der Serie Servant, bei der ihr Vater als Showrunner fungierte. Und auch an den letzten beiden Kinofilmen des Papas – Old und Knock at the Cabin – arbeite sie mit, diesmal als Second Unit Director. Mehr Vetternwirtschaft geht kaum. Nun darf sie mit ihrem eigenen Spielfilmdebüt They See You beweisen, dass sie auch allein etwas auf die Beine stellen kann. Theoretisch zumindest. Praktisch ist der Senior als Produzent beteiligt, finanzierte den Film aus eigener Tasche.
Dass die Vergleiche unausweichlich sind, liegt aber auch an dem Film selbst. Offenbar hat Ishana die Genrevorliebe des Vaters geerbt. Denn auch ihr Solodebüt bewegt sich in dem Dreieck Horror, Mystery und Thriller. Hinzu kommt das Setting, welches einem bekannt vorkommen darf. Wie schon in dem besagten Knock at the Cabin spielt die Geschichte in einem Gebäude in einem abgelegenen Wald, statt einer Hütte ist es hier ein Bunker. Und natürlich drängt sich auch der Verweis auf The Village – Das Dorf auf. In beiden Fällen treiben rätselhafte Wesen im Wald ihr Unwesen, gibt es strenge Regeln zu befolgen, um nicht von den Kreaturen getötet zu werden. Man darf bei They See You also eine ganze Reihe von Déjà-vus haben, zumal es an inszenatorischen Einfällen mangelt, um sich von ähnlichen Titeln zu emanzipieren.
Weder spannend noch tiefgründig
Dabei hat die Adaption des Romans The Watchers – Sie sehen dich von A. M. Shine schon etwas Eigenes zu erzählen. Wenn die vier innerhalb des Bunkers ständig beobachtet werden – der Titel verrät dies bereits –, dann werden Erinnerungen an Big Brother wach. Umso mehr, da das Quartett zur Unterhaltung lediglich Aufnahmen einer Reality-TV-Show hat. Anders als aber beispielsweise The 8 Show, das diesen Voyeurismus für eine Mischung aus Satire, Gesellschaftskritik und abgründigen Thriller nutzte, weiß Shyamalan gar nicht, was sie mit diesem Stoff anfangen soll. Der Aspekt spielt letzten Endes ebenso wenig eine Rolle wie die tragische Vorgeschichte der Protagonistin. Mal wieder wird ein Trauma eingebaut, um auf diese Weise eine charakterliche Tiefe vorzutäuschen, die gar nicht da ist. Es wird nicht einmal versucht, diese Elemente mit der Geschichte zu verbinden.
Über diese diversen inhaltlichen Schwächen könnte man eventuell hinwegsehen, wenn der Film denn spannend wäre. Zu selten aber hat They See You in der Hinsicht etwas zu bieten. Die Geschichte kommt einfach nicht in Fahrt, es geschieht zu selten etwas. Und wenn dann doch mal ein bisschen Genrearbeit geleistet wird, hinterlässt das wenig Eindruck. Tatsächlich schlecht ist der Mysterythriller nicht. So ist das Ensemble gut, das Setting gefällt. Und zumindest im späteren Verlauf wird auch gezeigt, welches Potenzial die Geschichte hatte. Es wird nur viel zu wenig genutzt. Wenn ein Film weder packend ist, noch etwas zu sagen hat, darf man sich schon fragen, warum man ihn überhaupt anschauen sollte. Da muss in Zukunft dann doch deutlich mehr kommen, damit sich die Regisseurin einen eigenen Namen machen kann.
OT: „The Watchers“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Ishana Night Shyamalan
Drehbuch: Ishana Night Shyamalan
Vorlage: A. M. Shine
Musik: Abel Korzeniowski
Kamera: Eli Arenson
Besetzung: Dakota Fanning, Georgina Campbell, Olwen Fouéré, Oliver Finnegan
Amazon (Roman „The Watchers – Sie sehen dich“)
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)