Zwei zu eins
© X Verleih AG/Peter Hartwig

Zwei zu eins

Zwei zu eins
„Zwei zu eins“ // Deutschland-Start: 25. Juli 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Halberstadt im Sommer 1990: Maren (Sandra Hüller) und Robert (Max Riemelt) führen gemeinsam mit ihrem Kindern Jannek (Anselm Haderer) und Dini (Lotte Shirin Keiling) ein unspektakuläres Leben in einem Wohnblock. Vor allem Maren würde gern mehr erleben, vielleicht richtig Urlaub machen. Doch das Geld reicht nicht bei der Familie. Ohnehin sind sie privat gut beschäftigt. Jannek gerät immer wieder in Schwierigkeiten mit der Polizei. Und dann taucht auch noch Volker (Ronald Zehrfeld) wieder auf, der früher selbst hier gelebt hatte, aber vor vielen Jahren in den Westen geflohen war und sich seither nicht mehr blicken ließ. Kurze Zeit später stoßen die drei zufällig mithilfe von Markowski (Peter Kurth) auf Millionen von DDR-Mark, die in einem Schacht versteckt wurden. Eigentlich sind diese nichts mehr wert, die Umtauschfrist ist abgelaufen – bis sie von einem Trick erfahren, den sie zunehmend systematisch ausnutzen …

Eine irre Geschichte mit wahrem Kern

Das Ende der DDR mag inzwischen mehr als drei Jahrzehnte zurückliegen. Und doch wird sie immer wieder thematisiert, sei es im politischen Bereich oder auch dem künstlerischen. So gibt es immer wieder Filme, die uns in die damalige Zeit zurücknehmen oder alternativ von den Folgen sprechen. Da war beispielsweise Stasikomödie, bei der ein Schriftsteller mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Der Dokumentarfilm Schleimkeim – Otze und die DDR von unten wiederum beschäftigte sich mit der gleichnamigen Punkband. Mit Zwei zu eins kommt nun ein Film, der zur Zeit der Wende spielt, kurz bevor aus den beiden Deutschlands eins wurde. Die Vergangenheit ist hier noch sehr lebendig, wenn zwei Lebenskonzepte aufeinandertreffen, die ostdeutsche Hausgemeinschaft sich plötzlich in einem System wiederfinden muss, das sie so nicht kennt.

Regisseurin und Drehbuchautorin Natja Brunckhorst, die nach Alles in bester Ordnung ihren zweiten eigenen Film vorlegt, verfolgt dabei mehrere Themen und Stränge. Das Hauptthema ist dabei eines, das tatsächlich auf einer wahren Geschichte basiert. So wurden seinerzeit tatsächlich Millionen von gelagerten DDR-Mark gestohlen, die anschließend wieder im Umlauf waren. Brunckhorst spinnt dieses Motiv aber weiter, indem sie in Zwei zu eins ein absurdes Tauschgeschäft entsinnt. Anfangs geschieht das noch etwas verschämt, niemand weiß so wirklich, was er da tut. Doch das wandelt sich mit der Zeit. Aus einer Schnapsidee wird System, die kleine Stadt Halberstadt zum Land der unbegrenzten (Tausch-)Möglichkeiten. Das macht Spaß, ist aber auch mit einem größeren Wohlfühlfaktor verbunden. Schließlich geht es um die kleinen Leute, über deren Kopf hinweg alles entschieden wurde und die hier die einmalige Chance erhalten, an dem Glück der anderen teilzuhaben.

Wunderbares Zusammenspiel

Eng mit Letzterem verbunden ist das schöne Gemeinschaftsgefühl, was der Eröffnungsfilm vom Filmfest München 2024 erzeugt. Zwar knirscht es ziemlich, man ist sich nicht immer bei allem einig, da wird schon gestritten. Und doch halten sie zusammen, der Wohnblock hilft einander, es wird nach einem Weg gesucht. Weniger geglückt ist, wie Zwei zu eins noch ein Liebesdreieck konstruiert. Dass Maren und Volker früher einmal zusammen waren und daraus lauter Spannungen entstehen, hätte es nicht gebraucht und zieht den Film nur unnötig in die Länge. Mit knapp zwei Stunden ist die Komödie dann auch zu lang, zwischendurch ist nicht mehr klar, wovon die Geschichte denn noch überhaupt handeln soll. Ganz zum Schluss wird dann sogar noch ein weiteres Fass aufgemacht, das aber kaum mehr angefasst wird.

Solche inhaltlichen Schwächen werden von dem Ensemble aufgefangen. Klar ist Sandra Hüller, die dieses Jahr für Anatomie eines Falls im Oscar-Rennen war, das Aushängeschild, weshalb sie auf dem Plakat besonders prominent platziert ist. Doch Zwei zu eins lebt nicht nur im Hinblick auf das Tauschsystem von einem Miteinander der Leute, sondern auch was das Schauspiel angeht. Bei der humorvollen Zeitreise geben sich zahlreiche Stars Klinke, Mikrowelle und sonstige Haushaltsgegenstände in die Hand. Bis in die kleinste Nebenrolle finden sich bekannte Gesichter. Ebenfalls geglückt ist die Sommeratmosphäre, die nostalgisch ist, aber auch eine Form der Aufbruchsstimmung verbreitet. Die Vergangenheit ist nicht ganz verarbeitet, die Zukunft ungewiss. Aber irgendwie wird dann vielleicht doch alles gut.

Credits

OT: „Zwei zu eins“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Natja Brunckhorst
Drehbuch: Natja Brunckhorst
Musik: Hannah Von Hübbenet, Amaury Laurent Bernier
Kamera: Martin Langer
Besetzung: Sandra Hüller, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Ursula Werner, Peter Kurth, Martin Brambach, Kathrin Wehlisch, Anselm Haderer, Lotte Shirin Keiling

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Hauptdarsteller Max Riemelt zu treffen. Im Interview zu Zwei zu eins sprechen wir über seine Erinnerungen an die DDR, seine Einstellung zum Geld und die Bedeutung von Zusammenhalt.

Max Riemelt [Interview 2024]

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Zwei zu eins
fazit
„Zwei zu eins“ erzählt von einem Wohnblock, das zur Wende mit eigentlich wertlos gewordenen DDR-Millionen noch einmal richtig absahnt. Die auf einer wahren Geschichte basierende Komödie macht Spaß, kombiniert Absurdes mit Warmherzigem. Nur die Sache mit dem Liebesdreieck ist letztendlich unnötig und zieht den Film in die Länge.
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