Beyond the Fog Kiri no fuchi

Beyond the Fog

Beyond the Fog Kiri no fuchi
„Beyond the Fog“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Vor vielen Jahre noch war das Bergdorf, in dem Saki (Asami Mizukawa) mit ihrer Tochter Ihika (Shyuri Miyake) und ihrem Vater Shige (Shinzo Hotta) lebt, ein beliebtes Ausflugs- und Touristenziel. Das gehört jedoch der Vergangenheit an, denn viele der Läden stehen leer und die jungen Leute suchen in den umliegenden Städten nach Arbeit und gründen dort Familien. Saki ist mit ihrem Ferienhotel eine der wenigen, die noch geblieben sind, doch auch ihre Geschäfte gehen schlecht. Wenn Shige, der bei den übrigen Dorfbewohnern sehr bekannt und beliebt ist, nicht wäre, hätte sie schon vor Monaten die Türen geschlossen, sehr zum Leidwesen ihrer Tochter, die sich zu ihrem Opa und dem Dorf sehr hingezogen fühlt. Als eines Tages Shige verschwindet und er auch nach ein paar Tagen nicht auftaucht, sind die beiden in großer Sorge und müssen sich der Frage nach ihrer Zukunft stellen.

Schleichender Wandel

Für seinen ersten Spielfilm verschlägt es Regisseur Daichi Murase in die Präfektur Nara, genauer gesagt in die Natur des Südostens der Region. Beyond the Fog, der von Regisseurin Naomi Kawase (Kirschblüten und rote Bohnen, Still the Water) mitproduziert wird und derzeit im Programm des Filmfest München zu sehen ist, erzählt von dem schleichenden Wandel, der viele ländliche Regionen, nicht nur in Japan, betrifft. Es ist ein Thema, was der Regisseur sehr gut kennt, denn auch er wuchs in einer ländlichen Gegend auf, die der im Film gleicht, deren Wandel er ebenso beobachten konnte. Beyond the Fog ist ein stilles Drama geworden über das Erwachsenwerden, über Entscheidungen und darüber hinaus über eine Heimat, die bald verschwinden wird.

Der Nebel in den Bergen, der sich idyllisch über die Natur legt und eines der vielen schönen Bilder ist, die der Zuschauer in Beyond the Fog zu sehen bekommt, ist trügerisch. In Shiges Augen ist der Nebel das ideale Versteck für Menschen, doch zugleich wirkt er irgendwie unheimlich, so als würden Menschen und Dinge dahinter für alle Zeit verschwinden. Es ist eine von vielen Beobachtungen, die der alte Mann an seine Enkelin weitergibt, welche ihn immer wieder auf seinen langen Spaziergängen durch das Dorf sowie die umliegenden Wälder begleitet. Murases formuliert hier früh das Kernthema der Geschichte, denn für die Figuren geht es um weitaus mehr als um eine Heimat, sondern gerade darum, versteckt zu bleiben.

Dass dieser Umstand auch seine Kehrseite hat, finden wir erst dann heraus, als tatsächlich jemand von ihnen verschwindet und damit das wirtschaftliche Überleben der Familie zur Disposition steht. Wir beobachten das Aufklären des Nebels, um bei der Metapher zu bleiben, und die Konfrontation mit Entscheidungen, denen besonders Saki lange Zeit aus dem Weg gegangen ist. Die Welt, die hinter dem Nebel sichtbar wird, hat sich verändert, während sie im Stillstand verharrten oder sich nicht wegbewegen wollten. Murases zeigt diesen langsamen Wandel vor einer wunderschönen Naturkulisse, die noch lange da sein wird, wenn die Figuren es schon lange nicht mehr sind.

Bleiben oder Gehen

Die Idee zu bleiben und das Dorf nicht zu verlassen, ist interessanterweise in Murases Film keineswegs das Fundament für Konflikte zwischen den drei Generationen, die im Haus der Familie leben. Sowohl Shyuri Miyakes als auch Asami Mizukawas Charakter vereint der Wunsch, zu bleiben, wenn auch aus unterschiedlichen Motivationen heraus. Ihre Mutter versucht noch, das Hotel am Leben zu erhalten, selbst nun, da das Ende absehbar ist, während Ihika eine Gruppe junger Menschen durchs Dorf begleitet, die von den unterschiedlichen, mittlerweile leerstehenden Läden und Häusern Fotos machen. Die junge Frau wirkt, als ob sie eine Gruppe Touristen durch ein Museum führt, doch was für die Umstehenden ein Kuriosum ist, ist für sie ein Hort der Erinnerung. In dem sensiblen, unaufgeregten Spiel der beiden Frauen merkt man, dass sie sich beide sicher sind, dass ihre Heimat bedroht ist, sie nicht mehr lange überleben können, jedoch an diesem Ort verwurzelt sind, der ihnen so lange Unterschlupf oder vielmehr ein Versteck gewährte.

Credits

OT: „Kiri no fuchi“
Land: Japan
Jahr: 2023
Regie: Daichi Murase
Drehbuch: Daichi Murase
Musik: Kazuhumi Umemura
Kamera: Takeshi Dodo
Besetzung: Shyuri Miyake, Masaki Miura, Shinzo Hotta, Asami Mizukawa

Trailer

Filmfeste

San Sebastian Film Festival 2023
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Beyond the Fog
fazit
„Beyond the Fog“ ist ein stilles Drama über Heimat, Familie sowie den möglichen Aufbruch zu etwas Neuem. Daichi Murases gelingt ein Film, der durch seine Darsteller sowie die tollen Bilder überzeugt, die andeuten, dass sich hier eine Welt im Wandel befindet.
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