Musik war bei Familie Freitag immer ein großes Thema. Schon die Mutter Renate (Petra Morzé) trat auf, war ein Star, auch wenn das inzwischen lange zurückliegt. Ihr Sohn Ricky Sokatoni (Johannes Dullin) ist fest entschlossen, in die Fußstapfen zu treten. Zumindest lokal hat er seine Fans, in dem bayerischen Provinzort Schrofhausen wird er von dem Publikum geliebt. Aber da muss noch mehr möglich sein, wenn es nach seiner Schwester Tanja (Karin Hanczewski) geht, die ihm als Managerin zur Seite steht. Er soll endlich den großen Durchbruch schaffen. Mit einer Tournee will sie ihn zu einer echten Berühmtheit machen. Dummerweise leidet er jedoch an Lampenfieber. Und das ist nicht das einzige Hindernis auf dem Weg an die Spitze …
Eine Tournee ins Nirgendwo
Manchmal dauert es ein wenig länger. Eigentlich ist Bis es mich gibt bereits fast zwei Jahre alt, feierte im Herbst 2022 bei den Hofer Filmtagen Premiere. Anschließend tingelte die Musikkomödie durchs Land, war auch bei einer Reihe weiterer Filmfeste zu sehen. Nach Abschluss der Tournee verschwand die deutsche Produktion aber in der Versenkung, eine reguläre Auswertung wollte einfach nicht folgen. Etwas überraschend kam dann im Juli 2024 inmitten des Sommerlochs doch noch eine Ausstrahlung im Fernsehen, wenngleich im Nachtprogramm des Ersten, wo den Film vermutlich kaum jemand sieht. Das ist natürlich schon auf deprimierende Weise passend für ein Werk, das von dem vergeblichen Versuch erzählt, ein größeres Publikum zu finden und den Durchbruch im Showgeschäft zu schaffen.
Dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht an den Titel glaubt, erlaubt dabei nicht zwangsläufig Rückschlüsse auf die Qualität. Nicht nur, dass es immer wieder interessante Produktionen gibt, die im Nachtprogramm oder in der Mediathek abgehandelt werden, obwohl sie ein besseres Schicksal verdient hätte. Es gibt zudem unzählige mäßige TV-Filme, denen eine Ausstrahlung zur besten Sendezeit vergönnt ist, ohne dass man wüsste warum. Leider ist Bis es mich gibt aber nicht der erhoffte Geheimtipp, den man im versteckten Programm entdeckt und anschließend weiterempfehlen wollte. Stattdessen ist der Film abwechselnd langweilig und nervig. Es fällt hier schon echt schwer, sich für das Schicksal der beiden Figuren zu interessieren.
Langweilig und nervig
Grundsätzlich hatte das Thema dabei schon Potenzial. Man glaubt zumindest Regisseurin und Drehbuchautorin Sabine Koder, wenn sie versucht, die Geschichte einer kaputten Familie mit einem satirischen Blick auf das Showgeschäft zu verbinden. Bei Bis es mich gibt gibt es schon eine beträchtliche Diskrepanz zwischen dem glamourösen Anspruch der Branche und der eher peinlichen Realität. Es gelingt aber nicht, aus dieser Diskrepanz wirklich Kapital zu schlagen. Der Film wird einfach nie so witzig, wie er es wohl gern wäre. Die Gags sind schwach, das Ensemble stolpert durch die Gegend. Die schrillen Bühnenauftritte sind müde, da fehlen die Einfälle. Es fehlt auch der notwendige Biss, um die Misere wenigstens erträglich zu machen.
Besser wird es erst zum Ende hin, wenn der Film kaum noch versucht, komisch zu sein, sondern sich stärker auf den familiären Aspekt konzentriert. Bis es mich gibt wird dann sogar überraschend emotionale. Das funktioniert, auch weil Johannes Dullin (Tatort: Lenas Tante) gut in der Rolle des tragischen Träumers agiert. Hätte man stärker in diese Richtung erzählt, hätte daraus ein gutes Drama werden können. So bleibt aber eine unterdurchschnittliche Musikkomödie, die mit zähem Ablauf quält und dann auf einmal vorbei ist, ohne dass die Geschichte nennenswert abgeschlossen worden wäre. So schön es für die Beteiligten ist, dass nach der Arbeit an dem Film dieser einem größeren Publikum zur Verfügung gestellt wird: Es wäre kein allzu großer Verlust, wenn der Streifen in der Versenkung geblieben wäre.
OT: „Bis es mich gibt“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Sabine Koder
Drehbuch: Sabine Koder
Musik: Dominik Schäfer
Kamera: Noah Schuller
Besetzung: Johannes Dullin, Karin Hanczewski, Gisa Flake, Anne Müller, David Zimmerschied, Petra Morzé, Michaela Schausberger
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