The Canterville Ghost Das Gespenst von Canterville
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Das Gespenst von Canterville

„Das Gespenst von Canterville“ // Deutschland-Start: 25. Juli 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Seit 300 Jahren schon spukt Sir Simon de Canterville in den Gemäuern seines einstigen Anwesens. Wer auch immer es wagte, sich seit seinem Tod dort niederlassen zu wollen, hat er verjagt. Nun ist es die US-amerikanische Familie Otis, die einen Anlauf startet und sich nicht um die Gerüchte und Legenden schert. Tatsächlich beißt sich Canterville bald an dem Erfinder Hiram, seiner Frau Lucretia, Teenagerin Virginia und den Zwillingen Kent und Louis die Zähne aus. Eine demütigende Erfahrung nach der anderen wartet auf das altehrwürdige Gespenst. Während die Familie irgendwann die Hilfe einer Geisterjägerin beansprucht, genervt von dem alten Untoten, beginnt Virginia, ihn von einer anderen Seite kennenzulernen und mehr über dessen traurige Geschichte zu erfahren …

Animationsabenteuer nach Oscar Wilde

Oscar Wilde gehört ohne Zweifel zu den populärsten Autoren Englands, bis heute werden seine Werke, aber auch seine diversen Sinnsprüche zitiert. Sie werden auch gern adaptiert, sei es fürs Kino oder das Fernsehen. Vor allem Das Bildnis des Dorian Gray (1891) und The Importance of Being Earnest (1895) wurden mehrfach verfilmt. Empfehlenswert ist beispielsweise Ernst sein ist alles aus dem Jahr 1952. Aber auch Das Gespenst von Canterville (1887), ein Frühwerk des irischen Schriftstellers, erfreute sich bei Filmschaffenden großer Beliebtheit. Mehrere Dutzend Fassungen sind im Laufe der letzten Jahrzehnte entstanden, sogar eine deutsche Verfilmung aus dem Jahr 2005 gibt es. Nun kommt mal wieder eine animierte Version zu uns, entstanden in Großbritannien.

Zumindest im englischsprachigen Original ist da jede Menge Prominenz zu hören. Unter anderem liehen Stephen Fry, Hugh Laurie und Imelda Staunton den Figuren ihre Stimmen. In der deutschen Version bleibt davon naturgemäß nicht viel übrig. Nimmt man diese als Grundlage, würde man auch kaum glauben, dass der Animationsfilm eine größere Produktion war. Klar, nicht jedes animierte Werk kann mit Budgets hantieren, wie sie bei Disney oder Pixar üblich sind, weshalb man seine Erwartungen von vornherein etwas nach unten schrauben sollte. Das bedeutet aber nicht, dass man alles akzeptieren muss. Das Gespenst von Canterville ist visuell dermaßen einfallslos, frei von jeglicher Fantasie, aber auch technischer Finesse, dass es schlichtweg keinen Spaß macht, sich das hier anzuschauen. Warum der Film ausgerechnet beim Annecy Film Festival 2023 gezeigt wurde, man muss es nicht verstehen.

Am Original vorbei

Wobei auch inhaltlich einiges im Argen liegt. Grundsätzlich versucht man natürlich schon, sich an dem Original von Wilde zu orientieren. Die Geschichte ist im Großen und Ganzen erhalten geblieben. Es gibt aber einige gravierende Änderungen. Beispielsweise war man der Ansicht, dass das Gespenst kein Mörder sein darf, da der Film sich an ein jüngeres Publikum richtet. Aber auch in anderer Hinsicht passte man bei Das Gespenst von Canterville die Vorlage an die Zielgruppe an. Auffallend ist, dass man sich an vergleichbaren Animationskomödien für Kinder orientiert, also mit viel Slapstick und Action arbeitet. Das wird streckenweise schon arg hyperaktiv – und ziemlich anstrengend. Spannend ist das Ergebnis hingegen weniger, obwohl gerade zum Ende hin groß aufgetrumpft wird.

Das ist schade, weil von dem, was die Erzählung Wildes auszeichnete, kaum etwas übriggeblieben ist. Die gesellschaftskritischen Elemente sind etwa belangloser Albernheit gewichen. Anstatt sich mit den Figuren auseinanderzusetzen, gibt es überdrehten Quatsch. Wenn dieser wenigstens unterhaltsam wäre. Aber bei dem Versuch, die Geschichte an bekannte Hits anzupassen, wurde Das Gespenst von Canterville letztendlich ein ziemlich langweiliges Animationsabenteuer. Klar, die Grundidee, dass ein Geist Menschen erschrecken möchte und stattdessen von diesen drangsaliert wird, ist nicht ganz ohne Charme. Es ist also nicht so, dass hier alles schlecht wäre. Aber es reicht einfach nicht aus, dafür gibt es in dem Bereich zu viel Besseres.

Credits

OT: „The Canterville Ghost“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Kim Burdon
Drehbuch: Giles New, Keiron Self
Vorlage: Oscar Wilde
Musik: Craig Stuart Garfinkle, Eimear Noone

Bilder

Trailer

Filmfeste

Annecy 2023

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Das Gespenst von Canterville
fazit
Basierend auf der gleichnamigen Erzählung von Oscar Wilde erzählt „Das Gespenst von Canterville“ von einem alten Gespenst, das sich mit einer furchtlosen Familie herumplagen muss. Auch wenn das Grundgerüst beibehalten wurde, überzeugt die Verwandlung in ein hyperaktives Animationsabenteuer nicht, verliert unterwegs zu viel und ersetzt es durch langweiligen Einheitsbrei.
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