Deadpool & Wolverine
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Deadpool & Wolverine

„Deadpool & Wolverine“ // Deutschland-Start: 24. Juli 2024 (Kino) // Release: 24th July 2024 (cinema) // 8. November 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Für Wade Wilson (Ryan Reynolds) läuft es nicht gerade nach Plan. Sein Versuch, bei den Avengers aufgenommen zu werden und damit seinem Leben einen Sinn zu geben, ist gescheitert. Seither hat er sein Deadpool-Kostüm an den Haken gehängt und verdient sein Geld mit dem Verkauf von Gebrauchtwagen. Das ändert sich, als eines Tages Mr. Paradox (Matthew Macfadyen) bei ihm auftaucht und ihm anbietet, Teil eines Teams zu werden. Zunächst ist Wade begeistert – bis er erfährt, dass er dafür seine Welt hinter sich lassen muss und diese demnächst zerstört wird. Wenn er dies verhindern will, gibt es nur eine Möglichkeit: Er muss Wolverine (Hugh Jackman) herbeischaffen, der dummerweise ganz schön tot ist. Und das ist nur eines von vielen Problemen, als er auf einmal in der von Cassandra Nova (Emma Corrin) beherrschten Welt „The Void“ landet, in dem alle ausrangierten Helden und Heldinnen entsorgt werden …

Alte Helden neu aufgelegt

Viel wurde in den letzten beiden Jahren darüber geschrieben, ob Superhelden-Filme aus der Mode gekommen sind. Tatsächlich sind die letzten Werke von Marvel und DC Comics, welche über Jahre hinweg eine verlässliche Cashcow waren, auf eine stark schwankende Resonanz gestoßen. Ein paar Hits gab es schon noch, darunter Guardians of the Galaxy Vol. 3. Aber die meisten Titel waren überraschend zu Verlustgeschäften geworden. Umso größer sind die Hoffnungen, dass Deadpool & Wolverine diesen Negativtrend durchbrechen wird. Nicht nur, dass damit eine Fortsetzung zu Deadpool (2016) und Deadpool 2 (2018) ansteht, die seinerzeit jeweils knapp 800 Millionen US-Dollar einspielten. Auch Wolverine ist wieder mit dabei, die vielleicht beliebteste Figur der Filmreihe X-Men. Diese hatte bekanntlich bei den Hauptfilmen mitgespielt hat und bekam zudem einige Spin-offs.

Das Problem ist nur: Er ist eigentlich tot, gestorben in Logan – The Wolverine (2017). Aber wie das bei Comicfiguren so ist, man kann alle wieder zum Leben erwecken, wenn es das braucht. Bei Deadpool & Wolverine wird das Multiverse dazu genutzt. Das darf man dann endgültig als kreative Bankrotterklärung empfinden, zumal auch das emotionale Ende des letzten Auftritts durch den Dreck gezogen wird. Nur wird das hier von so viel Spott begleitet, dass das nicht mehr ganz so schlimm ist. Metakommentare gibt es nicht zu knapp, da bekommen auch Disney und Kevin Feige ihre Breitseite ab. Denn auch wenn der ironische, dauerplappernde Antiheld jetzt Teil des Marvel Cinematic Universe geworden ist, an seiner Persönlichkeit hat sich nichts getan. Er macht das, was man von ihm kennt und erwartet. Auch an der Brutalität hat sich nichts geändert.

Spaßiger Rückblick

Das kann man als positive oder negative Nachricht auffassen. Auf der einen Seite ist die Figur so markant, dass die Rückkehr nach sechs Jahren willkommen ist, zumal der Kontrast des schrillen Deadpool und des mürrischen Wolverine gut funktioniert. Auf der anderen Seite hat sie sich kaum weiterentwickelt, gerade die Sprüche dürfen einem schon sehr bekannt vorkommen. Ein bisschen wird zwar schon in Deadpool & Wolverine versucht, den Charakter weiterzuentwickeln, er zeigt einige nachdenkliche Züge. Aber zu viel sollte man davon nicht erwarten. Insgesamt sollte man seine Ansprüche an den Inhalt ziemlich weit nach unten schrauben. So witzig die Metaangriffe auf das Franchise sind, verbunden mit dem üblichen Durchbrechen der Vierten Wand, viel zu erzählen hat der Film trotz eines großen Drehbuchteams nicht.

Unterhaltsam ist der Film aber durchaus. Die Idee dieser Alternativwelt, in der andere Figuren entsorgt werden, hat einige herrliche Gastauftritte zur Folge. Auch wenn man sich an der Stelle vielleicht mehr hätte erhoffen dürfen, die Auswahl an vergessenen Marvel-Figuren lang ist, da sind einige brillante Einfälle dabei. Anders als etwa Spider-Man: No Way Home, das diese Rückgriffe für billige und berechnende Nostalgie verwendete, kommen einige der Cameos wirklich aus dem Nichts, weshalb man am besten vorher nicht mehr zum Inhalt lesen sollte. Das heißt aber nicht, dass es keine Nostalgie gibt. Tatsächlich ist Deadpool & Wolverine eine Verneigung vor den Marvel-Titeln der Fox-Ära, zum Ende hin wird es richtig wehmütig, wenn mehr als zwei Jahrzehnte vor den Augen des Publikums abgespult werden. Ob der Blick in die Vergangenheit ausreichen wird, um dem MCU eine glänzende Zukunft zu ermöglichen, darf zwar bezweifelt werden. Trotz der besagten Mängel darf man hier aber wieder Spaß haben, wenn zu unerwarteten Popklassikern wie Madonnas Like a Prayer oder dem Grease Klassiker You’re the One That I Want die Post abgeht und die Besetzung – alte wie neue – für zwei Stunden die Welt da draußen vergessen lässt.



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Deadpool & Wolverine
fazit
„Deadpool & Wolverine“ bringt zwei der beliebtesten Comicfilm-Figuren zurück und lässt sie als konträre Helden die Welt retten. Von der Geschichte darf man nicht viel erwarten, trotz des Versuchs einer Weiterentwicklung. Spaß macht der Film aber schon, wenn er Konventionen mit überraschenden Einfällen kreuzt, sich gleichzeitig über das Genre lustig macht und doch wehmütig auf die eigene Historie zurückblickt.
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