Seit vielen Jahren schon arbeitet Bruno Bonomo (Silvio Orlando) als Filmproduzent. Die richtig großen Titel sprangen dabei zwar nie heraus. Mit seinen B-Movies konnte er aber recht gut sich und seine Familie versorgen. Doch das scheint nun dem Ende entgegenzugehen, Bruno steht nach einer Reihe von Flops vor dem Bankrott. Seine Versuche, den Historienfilm Die Rückkehr des Christoph Kolumbus auf die Beine zu stellen, sind bislang erfolglos geblieben, niemand will ihm mehr Geld anvertrauen. Als er die junge Regisseurin Teresa (Jasmine Trinca) kennenlernt, die an dem Film Der Italiener arbeitet, scheint sich das Blatt endlich zu wenden. Dabei ist der Stoff heikel, befasst er sich doch mit Silvio Berlusconi. Während Bruno weiterhin dafür kämpft, seine Karriere zu retten, droht seine Ehe mit Paola (Margherita Buy) endgültig zu scheitern …
Spott auf die Filmbranche
Der Triumph war groß, als Nanni Moretti 2001 seinen Film Das Zimmer meines Sohnes vorstellte. So gewann der Regisseur und Drehbuchautor die prestigeträchtige Goldene Palme, auch bei den David di Donatello Awards räumte er den wichtigsten Preis ab. Auch an den Kinokassen war das Drama um eine Familie, die mit dem Tod des Sohnes fertigwerden muss, erfolgreich. Umso neugieriger durfte man sein, wie wohl sein folgendes Werk aussehen würde. Das Publikum musste sich dabei jedoch recht lang gedulden, erst fünf Jahre später feierte Der Italiener Premiere, erneut im Hauptwettbewerb von Cannes. Dort ging der Filmemacher zwar leer aus, landete in seiner Heimat aber einen riesigen Hit, war beim bedeutendsten italienischen Filmpreis der große Abräumer – unter anderem wurde auch dieser Film als bester des Jahres gewürdigt.
Dabei sind die beiden Titel kaum miteinander zu vergleichen. Eine Gemeinsamkeit ist sicher die Krise des Ehepaares. Während bei dem obigen Drama die Partnerschaft an einem Schicksalsschlag zu zerbrechen droht, ist das Eheaus hier quasi hausgemacht. Der Italiener behandelt aber nur zum Teil die private Krise des Protagonisten. Verbunden wird dies mit satirischen Mitteln, wenn Moretti über seine eigene Branche spottet. Schon die Titel der vorherigen fiktiven Filme Brunos zeigen auf, dass Moretti das nicht ganz ernst meint. Die Killermokassins oder Maciste gegen Freud, das ist sicher nicht die hohe Kunst. Dass der fiktionale Filmemacher ein Drehbuch verfilmen will, das er nicht einmal gelesen hat, spricht auch nicht unbedingt dafür, dass wir es mit einem Man zu tun haben, der auf Integrität und künstlerische Ambition Wert legt. Hauptsache, es bringt irgendwie Geld.
Silvio Berlusconi Kritik über Bande
Aber auch Silvio Berlusconi bekommt sein Fett ab. Das geschieht jedoch eher über Bande, indem der Film im Film von diesem handelt. Für Moretti ist das eine Gelegenheit, die enge Verknüpfung von dem umstrittenen italienischen Politiker und den Medien anzusprechen, wenn die Produktion mit vielen Problemen einhergeht. Aber auch ein Film im Film wird dazu genutzt, um die dubiosen Machenschaften anzuprangern. Tatsächlich endet Der Italiener mit einer Szene, die zwar fiktional ist, aber auf erschreckende Weise an die Rechtsbeugung gewisser Staatsmänner erinnert. Das Motto: Wenn ich für meine Taten zur Rechenschaft gezogen werde, dann rufe ich einen Krieg aus!
Das ist alles ganz unterhaltsam, führt jedoch dazu, dass man zwischendurch gar nicht so genau sagen kann, worum es in dem Film überhaupt gehen soll. Mal behandelt Moretti die persönlichen Aspekte, wenn die Familie irgendwie die Trennung der Eltern auf die Reihe bekommen muss. Dann bewegen wir uns in der Filmbranche, nur um plötzlich politische Elemente zu behandeln. Da wurde schon einiges in Der Italiener gepackt, auch bei der Tonalität kommt es zu größeren Wechseln, was manche vielleicht irritieren wird. Davon einmal abgesehen, ist das hier aber ein weiteres gelungenes Werk des Regisseurs, die jahrelange Wartezeit hatte sich gelohnt. Im Anschluss ließ er sich erneut viel Zeit, erst fünf Jahre später meldete er sich mit Habemus Papam – Ein Papst büxt aus zurück.
OT: „Il Caimano“
Land: Italien, Frankreich
Jahr: 2006
Regie: Nanni Moretti
Drehbuch: Nanni Moretti, Federica Pontremoli, Francesco Piccolo
Musik: Franco Piersanti
Kamera: Arnaldo Catinari
Besetzung: Silvio Orlando, Margherita Buy, Jasmine Trinca, Nanni Moretti, Elio De Capitani
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Cannes | 2006 | Goldene Palme | nominiert | |
Europäischer Filmpreis | 2006 | Bester Hauptdarsteller | Silvio Orlando | nominiert |
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