Der Spion von nebenan 2

Einige Jahre sind vergangen, seitdem der CIA-Agent JJ (Dave Bautista) das Leben von Sophie (Chloe Coleman) und ihrer Mutter auf den Kopf gestellt hat. Aus dem Mädchen von damals ist eine Teenagerin geworden, um die sich der Geheimagent zu kümmern versucht. Einfach ist das nicht: Pubertät, die erste Liebe, da warten nicht wenige Probleme auf den Ersatzvater. Diese werden sogar noch größer, als die Schüler und Schülerinnen nach Rom geschickt werden, um dort mit dem Chor aufzutreten. JJ schließt sich dem Trupp an, um ein Auge auf die Teenagerin zu haben. Ehe er es sich versieht, muss er mit seinem Vorgesetzten Kim (Ken Jeong), der Tech-Spezialistin Bobbi (Kristen Schaal) und Nachwuchsagentin Kims entführten Sohn Colin (Taeho K) aufspüren – und auch eine Festplatte, auf der sich explosives Material befindet …

Unerwartete Fortsetzung

Dass erfolgreiche Filme fortgesetzt werden, ist natürlich keine Besonderheit. Das kommt eigentlich ständig vor. Das bedeutet aber nicht zwangsweise, dass man jede dieser Fortsetzungen auch nachvollziehen können muss. So dürften die wenigsten davon ausgegangen sein, dass es einen Nachfolger für Der Spion von nebenan geben würde. Die Actionkomödie um einen Geheimagenten, der von einem Mädchen erpresst wird, war 2020 an den Kinokassen ein Flop, was natürlich auch an den schwierigen Corona-Rahmenbedingungen gelegen hat. Für Amazon Prime Video, die den Titel in den USA veröffentlichten, scheint sich das aber rentiert zu haben. Zumindest hat der Streamingdienst später einen zweiten Teil in Auftrag gegeben, der jetzt unter dem Titel Der Spion von nebenan 2 bei uns erschienen ist und diesmal ganz den Auftritt in den Kinos überspringt.

Gewissermaßen knüpft der Film direkt an den Vorgänger an, kann dabei aber natürlich nicht kaschieren, dass vier Jahre vergangen sind. Glücklicherweise wird dann auch gar nicht versucht, die Geschichte nur zu wiederholen. So ist aus dem Kind eine Jugendliche geworden, womit sich die Themen quasi automatisch verschoben haben. Etwas irritierend ist, dass die Mutter nicht mehr Teil des Geschehens ist. Deren Abwesenheit wird zwar angesprochen und erklärt. Dennoch ist es etwas eigenartig, wenn der Agent letztendlich für eine Frau sein bisheriges Leben aufgegeben hat, die dann aber gar nicht mehr auftaucht. Ein wirkliches Manko ist das aber nicht, da Kate schon beim Vorgänger eher eine Nebenfigur war, während sich die Actionkomödie auf die Konstellation aus bulligem Agenten und vorlauter Göre konzentrierte. Bei Der Spion von nebenan 2 hat sich das Verhältnis etwas gewandelt, ist aber noch zentraler geworden.

Zwischen grotesk und austauschbar

Im Grunde erzählt Regisseur und Co-Autor Peter Segal dann auch zwei Geschichten. Die eine betrifft das Verhältnis der beiden, welches inzwischen schwierig geworden ist. War JJ früher ein Vorbild, ist er inzwischen nur noch peinlich – wie ein „echter“ Vater gewissermaßen. Die andere betrifft die eigentliche Mission, die sich um Massenvernichtungswaffen dreht. Diese ergibt praktisch überhaupt keinen Sinn, soll das aber auch nicht unbedingt. Der Spion von nebenan 2 mag es laut und schrill und manchmal ziemlich doof. Die Szene um abgerichtete Vögel dürfte einer der Favoriten auf den Titel der bescheuertsten Idee des Jahres sein. Die mag man nicht lustig finden, sie sieht zudem sehr billig aus. Immerhin ist das aber so grotesk, dass es in Erinnerung bleibt.

Von vielen anderen Passagen wird man das kaum behaupten wollen. Da ist schon jede Menge in dem Film, das sehr austauschbar geworden, sei es im Hinblick auf den Humor oder auch die Geschichte. Schlecht ist das Ergebnis aber nicht. Im Vergleich zu Die Unfehlbaren, eine weitere Actionkomödie, welche Amazon Prime Video vor Kurzem ins Programm aufgenommen hat, schlägt sich Der Spion von nebenan 2 sogar recht wacker. Die hübschen Aufnahmen der ewigen Stadt haben daran sicherlich ihren Anteil, fürs Auge ist da einiges dabei. Hauptdarstellerin Chloe Coleman überzeugt zudem durch Charisma, ihre Figur dient als Identifikationsfigur. Das reicht aus, damit man sich den Film anschauen kann. Die Welt wäre aber nicht unbedingt ärmer gewesen, wenn es bei einem Teil geblieben wäre.