Die Chefin: Heilung

Auf offener Straße wird Dr. Joachim Schober (Hans B. Goetzfried) erschossen, dreimal wird er getroffen, bevor er noch an Ort und Stelle stirbt. Doch wer könnte es auf den Arzt abgesehen haben? Bei ihren Ermittlungen finden Vera Lanz (Katharina Böhm), Maximilian Murnau (Christoph Schechinger) und Paul Böhmer (Jürgen Tonkel) heraus, dass der Mediziner verbotene Konversionstherapien durchführte, bei denen Homosexuelle „geheilt“ werden sollen. Einer seiner Patienten war Mark Bachmaier, Sohn des einflussreichen Anwalts Richard Bachmaier (Thomas Reisinger) und seiner Frau Anett (Deborah Kaufmann). Doch der junge Mann hielt dem Druck nicht stand und nahm sich das Leben – was dessen Partner Leander Fleming (Ben Felipe) nach wie vor nicht überwunden hat …

Homosexualität als Krankheit

Die Chefin und kein Ende. Seit einige Wochen schont strahlt das ZDF Folgen aus der 11. Staffel aus, die ursprünglich 2020/2021 erstmals im Fernsehen liefen. Während Fans noch darauf warten, dass die Sommerpause irgendwann ein Ende hat und wieder neue Fernsehkrimis gezeigt werden, werden eben alte Folgen des Dauerbrenners gezeigt. Zuletzt gab es dadurch ein Wiedersehen mit Kaltblütig über den Mord an einer 17-jährigen Reiterin sowie Abgehängt, bei dem ein ebenfalls 17-Jähriger Musterschüler ermordet im Wald aufgefunden wurde. Nun steht mit Heilung die zehnte und damit vorletzte Folge der besagten Staffel an. Erneut beginnt die Geschichte mit einem Mord, dieses Mal jedoch an einer deutlich älteren Figur.

Das heißt aber nicht, dass die Jugend keine Rolle spielt. Tatsächlich steht diese sogar im Mittelpunkt, wenn der Krimi das Thema Konversionstherapie auspackt, bei denen junge Homosexuelle zu Heterosexuellen umerzogen werden sollen. Hierzulande sind diese eigentlich kaum gebräuchlich, sind tatsächlich in Deutschland und anderen europäischen Ländern sogar verboten. Insofern darf man sich prinzipiell fragen, ob Die Chefin: Heilung da nicht vielleicht ein bisschen zu exotisch wird. Andererseits ist das Thema, wie homosexuelle Jugendliche nach wie vor einem besonderen Druck ausgesetzt sein können, durchaus interessant und relevant. Und eigentlich auch universell, wenn es grundsätzlich darum geht, wie Normen über Menschen gestülpt werden sollen und welchen Schaden das anrichten kann.

Stark gespielte Szenen

Dass die Folge sehr viel sehenswerter ist als die meisten anderen der Serie, liegt dabei nicht ausschließlich an dem Thema. Sie funktioniert auch der Besetzung wegen gut. Gerade Schechinger als Murnau hat hier starke Auftritte, wenn er sich für die Jugendlichen einsetzt oder es zu den üblichen Frotzeleien mit Kollege Böhmer kommt. In manch anderen Episoden sind diese Konfrontationen eher anstrengend. Bei Die Chefin: Heilung funktioniert das aber. Und auch als Krimi kann man sich das gut anschauen. Glaubwürdig ist die Geschichte sicher nicht, hat aber genügend Verdächtige und falsche Fährten, um die Stunde Laufzeit gut auszufüllen. Man darf hier tatsächlich bis zum Ende rätseln, wer es von diesen vielen Leuten denn nun getan hat, die zwischen tragisch und verabscheuungswürdig schwanken.