Meistens ist der Fund eines Straußes roter Rosen eine erfreuliche Angelegenheit. Eva Kormann (Sophie von Kessel) ist jedoch weniger beglückt, da sie nicht so recht weiß, was sie damit anfangen soll. Wer könnte die Blumen nur vor ihrer Haustür abgelegt haben, ganz ohne Nachricht? Zumal die Lehrerin gerade genug anderes im Kopf hat. Nicht nur, dass sich mit ihrem Ex-Mann Roman (Fritz Karl) herumplagen muss, der einfach nicht aus ihrem Leben verschwindet. Plötzlich ist auch Tom Berger (Marcus Mittermeier) wieder da, mit dem sie vor vielen Jahren zusammen war, bis er sie verlassen hatte. Eine Entscheidung, die er offensichtlich bereut und jetzt unbedingt wieder rückgängig machen will, so schnell wie möglich. Während sie noch mit sich hadert, wie sie mit der Situation umgehen soll, mehren sich die Anzeichen, dass es ein Stalker auf sie abgesehen hat …
Auf der Flucht vor Mr. X
Es gehört zu den in Thrillern immer wieder zu den beliebten Motiven: Die Hauptfigur wird von jemandem verfolgt, ein geheimnisvoller Stalker läuft umher, scheint überall und nirgends zugleich zu sein. Manchmal wird mit dem Motiv gespielt. Bei der autobiografischen Serie Rentierbaby, die dieses Jahr zu einer Sensation wurde, ist es beispielsweise ausnahmsweise mal eine Frau, die stalkt und zudem dem Opfer bekannt ist. In den meisten Fällen wollen Filme und Serien aber mit der Ungewissheit punkten, wer denn hinter dem Ganzen steckt. Die Protagonistin soll Angst haben, sich überall verfolgt fühlen, weil sie keine Ahnung hat, wer dieser Mr. X ist. Ein Beispiel hierfür ist der deutsche Genrebeitrag Du bist nicht allein, der ursprünglich 2018 im ZDF ausgestrahlt wurde.
Der Film erzeugt dann auch von Anfang an eine unheilvolle Atmosphäre. In den ersten Minuten sehen wir, wie Eva joggt, später eine Dusche nimmt und im Bett liegt. Dabei ist sie zwar immer allein, es gibt keine unmittelbare Bedrohung. Und doch ist in diesen Momenten bereits klar, dass da irgendetwas passieren wird. Der voyeuristische Blick, die Musik, man weiß bereits, was Sache ist, noch bevor das erste Wort gesprochen wird. Anschließend dauert es aber eine Weile, bis Du bist nicht allein tatsächlich konkret wird. Anstatt die Bedrohlichkeit zu erhöhen, erzählt der Thriller von den diversen Männern im Leben von Eva. Neben ihrem Ex-Mann und ihrem Ex-Freund sind da ihre Kollegen Klaus Widermann (Michael Wittenborn) und Erich Czernig (Matthias Koeberlin).
Nicht wirklich spannend
Die braucht es auch, damit Regisseur und Drehbuchautor Johannes Fabrick (Der kalte Himmel, Winterherz – Tod in einer kalten Nacht) eine Art Whodunnit aus dem Stoff machen kann. Das Publikum soll schließlich rätseln, wer denn der unbekannte Stalker ist. Dass er aus ihrem engeren Umfeld kommen muss, zu dem auch ein neuer dubioser Nachbar zählt, versteht sich von selbst. So funktionieren diese Geschichten nun einmal. Und Fabrick hat nicht vor, an diesen Prinzipien nennenswert zu rütteln. Muss auch nicht, grundsätzlich funktioniert das schon. Einigermaßen genreerfahrene Zuschauer und Zuschauerinnen werden zwar nicht wirklich überrascht sein, als es bei Du bist nicht allein zur Auflösung kommt. Zumindest werden aber genügend Alternativen angeboten, die alle mehr oder weniger durchgehen.
Nur, die ganz große Spannung will nicht aufkommen. Dafür sind die Figuren zu einseitig beschrieben, die Handlungen zum Teil auch zu willkürlich. Man hat hier nie das Gefühl, es mit realen Menschen zu tun zu haben, die aus unserer wirklichen Welt kommen. Zum Ende hin wird dann versucht, noch einmal für richtig Nervenkitzel zu sorgen, wenn sich die Ereignisse zuspitzen. Überzeugend sind diese Passagen aber ebenso wenig, eher etwas billig. Insgesamt gibt es dann auch keinen guten Grund, warum man sich Du bist nicht allein unbedingt anschauen müsste. Ein weniger anspruchsvolles Publikum, das weder eine überraschende Geschichte noch spannende Figuren braucht, kann hier schon auf seine Kosten kommen. Aber es ist eine dieser typischen Reißbrettproduktionen, wie man sie im deutschen Fernsehen andauernd findet.
OT: „Du bist nicht allein“
Land: Deutschland
Jahr: 2018
Regie: Johannes Fabrick
Drehbuch: Johannes Fabrick
Musik: Manu Kurz
Kamera: Helmut Pirnat
Besetzung: Sophie von Kessel, Marcus Mittermeier, Michael Wittenborn, Anna Schäfer, Fritz Karl, Matthias Koeberlin, Heinz-Josef Braun, Johanna Bittenbinder
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