Eigentlich ist Étienne (Jean Rochefort) ja glücklich mit Marthe (Danièle Delorme) verheiratet, seit vielen Jahren schon, sie haben gemeinsame Kinder. Doch als er eines Tages Charlotte (Anny Duperey) begegnet, ist es um ihn geschehen. Er kann nur noch an die Fremde in dem aufreizenden roten Kleid denken. Seine besten Freunde wollen ihm bei der Sache beistehen, haben derweil aber mit eigenen Geschichten zu kämpfen. So kriselt die Ehe des Schwerenöters Bouly (Victor Lanoux). Simon (Guy Bedos) wiederum leidet unter der Kontrollsucht seiner Mutter. Nur Daniel (Claude Brasseur) ist glücklich, fast zumindest. Denn bislang konnte er sich nicht dazu aufraffen, offen über seine Beziehung zu einem Mann zu sprechen, von dem niemand etwas wissen darf …
Vier Freunde und das Chaos
Wenn in Filmen Männer eine Affäre eingehen, dann hat das oft böse Folgen. Zumindest in Hollywood wird das Szenario oft in Thrillern verwendet, um damit auch die Verwerflichkeit einer solchen Tat zu zeigen. In Frankreich sieht man das hingegen alles etwas lockerer. Da gibt es unzählige Filme, die eine solche Tat entweder ganz nüchtern beschreiben oder auch als Vorlage für Komödien nutzen. Tagebuch einer Pariser Affäre etwa erzählte vergangenes Jahr von zwei verheirateten Menschen, die nur eine unbedeutende Bettgeschichte wollen, bis alles etwas komplizierter wird. Sehr bekannt ist auch das Beispiel Ein Elefant irrt sich gewaltig von 1976. Die Komödie war nicht nur für einige bedeutende Preise im Rennen. Sie war sogar so erfolgreich, dass ein Jahr drauf mit Wir kommen alle in den Himmel eine Fortsetzung herauskam. 1984 folgte das US-Remake Die Frau in Rot.
Wobei die Geschichte um die Affäre zwar die prominenteste ist und auch Anlass für die Rahmenhandlung des Films ist. Sie ist aber nicht die einzige. Vielmehr erzählt Regisseur und Co-Autor Yves Robert von einer Clique vierer Freunde jenseits der 40, die alle auf ihre Weise mit dem Dasein zu kämpfen haben. Klingt nach Midlife-Crisis, ist es aber nur bedingt. Ein Elefant irrt sich gewaltig zeigt vielmehr eine Gruppe von Männern, die schon seit Längerem auf die eine oder andere Weise zu kämpfen haben. Lediglich Étienne fällt aus dem Rahmen, da sein Leben bislang glücklich war. Umso verwirrender ist seine Reaktion auf die fremde Frau, die ihn dermaßen verzaubert, dass er alles wegzuwerfen bereit ist. Warum Charlotte eine solche Wirkung auf ihn hat, wird dabei gar nicht richtig klar. Soll es aber auch nicht, mit der psychologischen Tiefe hat es Robert nicht so.
Nicht tiefsinnig, aber unterhaltsam
Das gilt allgemein für die Figuren, die zuweilen mehr Karikatur als Charakter sind. Bemerkenswert ist in dem Zusammenhang jedoch Daniel, der als Homosexueller eigentlich prädestiniert für eine Witzfigur gewesen wäre. Schließlich stammt der Film aus der Mitte der 1970er, da war die Darstellung noch nicht sonderlich differenziert. Nennenswerte gesellschaftliche Schlüsse lassen sich aber auch aus dem Strang nicht schließen. Bei Ein Elefant irrt sich gewaltig hatte man gar nicht vor, etwas tatsächlich Relevantes zu sagen, und kümmerte sich lieber um den Unterhaltungsfaktor, wenn die Figuren in peinliche Situationen geraten oder sich gegen das Chaos stemmen, mit eher weniger Erfolg.
Der Unterhaltungsfaktor ist sicherlich da. Klar, der Humor hat ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel, nicht jeder Witz ist in Würde gealtert. Aber es ist doch noch immer amüsant, dem Quartett durch den turbulenten Alltag zu folgen und dabei zuzusehen, wie sie fast nie etwas auf die Reihe bekommen. Ein Elefant irrt sich gewaltig beobachtet dieses muntere Treiben mit leisem Spott, aber auch Verständnis. Anstatt die vier ausschließlich der Lächerlichkeit preiszugeben, ist da schon Sympathie, teilweise auch ein bisschen Tragik. Da sind diverse Szenen dabei, bei dem sie einem leidtun können, selbst wenn sie sich mal wieder daneben benehmen und sicherlich nicht als Vorbild durchgehen.
OT: „Un Éléphant ça trompe énormément“
AT: „Monsieur auf Abwegen“
Land: Frankreich
Jahr: 1976
Regie: Yves Robert
Drehbuch: Jean-Loup Dabadie, Yves Robert
Musik: Vladimir Cosma
Kamera: René Mathelin
Besetzung: Jean Rochefort, Claude Brasseur, Victor Lanoux, Guy Bedos, Anny Duperey, Danièle Delorme, Marthe Villalonga
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
César | 1977 | Bestes Drehbuch | Jean-Loup Dabadie | nominiert |
Beste Nebendarstellerin | Anny Duperey | nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Claude Brasseur | Sieg | ||
Golden Globes | 1978 | Bester fremdsprachiger Film | nominiert |
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