Seit vielen Jahren schon sind Sebastian (Jan Josef Liefers) und Elke Kronach (Julia Koschitz) miteinander verheiratet. Beide waren sie glücklich, zudem beruflich erfolgreich – er als Restaurator von Oldtimern, sie als Vermögensberaterin. Doch mit der Zeit entfremden sich die beiden, insbesondere Elke will weiter und sich zu diesem Zweck von ihrem Mann trennen. Zu diesem Zweck scheut sie auch vor nichts zurück, behauptet, Sebastian habe sie geschlagen. Der Vorwurf wird von anderen angenommen. Tatsächlich werden Gutachten erstellt, die ihn als gemeingefährlich einschätzen, ohne dass mit ihm überhaupt gesprochen wurde. Verzweifelt versucht er im Anschluss, sich gegen das Urteil zu wehren. Doch niemand will ihm zuhören, er wird in eine psychiatrische Anstalt verwiesen und was er auch tut, er kommt nicht wieder heraus …
Erschütternder Fall mit realem Vorbild
Die meisten dürften Jan Josef Liefers durch seine Auftritte im Tatort kennen, seit vielen Jahren tritt er in den humorvollen Teilen des Münster-Teams auf. Auch abseits dieser Publikumserfolge ist er überwiegend in Krimis oder Komödien zu sehen. Dramen sind bei ihm hingegen selten, man bekommt ihn nur gelegentlich in ernsten Rollen zu sehen, die mehr sein sollen als bloße Unterhaltung. Gefangen – Der Fall K. ist eines dieser Beispiele. Darin verkörpert er einen Mann, der durch eine Behauptung als gemeingefährlich gebrandmarkt wird und anschließend viele Jahren in psychiatrischen Anstalten verbringt. Niemand glaubt ihm, er wird zum Opfer eines Systems, aus dem es kein Entkommen gibt, wenn Einzelne ihre Macht missbrauchen.
Die Geschichte könnte manchen bekannt vorkommen. Tatsächlich ist das Krimidrama von dem Fall Gustl Mollath inspiriert, der 2006 in den psychiatrischen Maßregelvollzug eingewiesen wurde. Jahrelang wurde dieses Urteil bestätigt, von mehreren Instanzen, bis erste Zweifel aufkamen. Der Fall wurde zu einem Skandal, der es auch in die Nachrichten schaffte und 2015 in dem Dokumentarfilm Mollath – Und plötzlich bist du verrückt behandelt wurde. Drei Jahre später folgte auf arte der Spielfilm Gefangen – Der Fall K., der zwar keine direkte Adaption der Ereignisse darstellt, weshalb auch die Namen geändert wurden. Aber es ist doch offensichtlich, worum es hier in Wahrheit geht.
Mehr Emotionen als Gehalt
Regisseur und Co-Autor Hans Steinbichler (Ein ganzes Leben, Hannes) erzählt dieses Martyrium aus Sicht von Sebastian, von allen nur Wastl genannt. Auf diese Weise schafft er Identifikationsfläche, wenn das Publikum gemeinsam mit dem Protagonisten einen Alptraum erlebt und zunächst nicht versteht, was genau da vor sich geht. Tatsächlich ist das auch anderthalb Stunden später nicht wirklich zu verstehen. So spricht Gefangen – Der Fall K. zwar systematische Mängel an, wenn es an effektiven Kontrollinstanzen mangelt. Auch die Möglichkeit, dass jemand so einfach jahrelang weggesperrt werden konnte, bis es zu einer Gesetzesänderung kam, wird angeprangert. Dennoch bleiben Fragen offen, auch darüber, ob es sich nun um einen Einzelfall handelt oder nicht.
Ein bisschen unbefriedigend ist der Film damit schon, da er sich nicht mit grundsätzlichen Fragen beschäftigt, sondern zu nahe an seiner Figur bleibt. Das macht die Geschichte zwar emotionaler, letztendlich aber auch weniger gehaltvoll. Der Skandal steht im Vordergrund, weniger die Beschäftigung mit den Gründen. Das Ergebnis ist trotz allem aber natürlich spannend. Zumindest ein Publikum, das die Vorlage nicht kennt, wird bei Gefangen – Der Fall K. bis zum Finale mitfiebern, wie der Alptraum ausgehen wird. Schauspielerisch ist das auf einem soliden Niveau, wenngleich die Figuren für sich genommen nicht übermäßig interessant sind. Da ist jetzt niemand dabei, der einem in Erinnerung bleiben müsste.
OT: „Gefangen – Der Fall K.“
Land: Deutschland
Jahr: 2018
Regie: Hans Steinbichler
Drehbuch: Kit Hopkins, Hans Steinbichler
Musik: Sebastian Pille
Kamera: Christian Rein
Besetzung: Jan Josef Liefers, Julia Koschitz, Marcus Grüsser, Thomas Huber, Thomas Limpinsel, Stephan Schad, Francis Fulton-Smith
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