Happy Together
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Happy Together

Happy Together
„Happy Together“ // Deutschland-Start: 18. September 1997 (Kino) // 25. November 2021 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Ho Po-wing (Leslie Cheung) und Lai Yiu-fai (Tony Cheung) führen eine turbulente Beziehung mit leidenschaftlicher Liebe, aber auch schlimmen Streitereien. Immer wieder trennen die beiden sich, versuchen es dann aber nach ein paar Tagen noch einmal miteinander. Bei einem gemeinsamen Urlaub in Argentinien, auf dem Weg zu den berühmten Iguazú-Wasserfällen, kommt es, als sie sich hoffnungslos verfahren haben, erneut zu einer Trennung der beiden jungen Männer. Ohne Geld für ein Ticket zurück nach Hongkong müssen die beiden nun jeder für sich in Buenos Aires eine Bleibe finden und Geld verdienen. Während Fai als Türsteher einer Tangobar Arbeit findet, lässt sich Po-wing von verschiedenen Liebhabern aushalten, mit denen ihn sein einstiger Geliebter jeden Abend sieht. Eines Tages jedoch steht Po-wing abermals vor seiner Tür und die beiden versuchen noch einmal zusammenzuleben. Auch wenn es nach außen hin wie jedes andere Mal scheint, wenn sie sich wieder versöhnten, ist vor allem Fai klar, dass dieser Versuch der letzte für sie sein könnte.

In eine ungewisse Zukunft

Mit Fallen Angels und Chungking Express hatte sich Regisseur Wong Kar-wai in seiner Heimat Hongkong wie auch international ein breites Publikum erschlossen und war gern gesehener Gast auf Filmfestivals. Happy Together ist ein wichtiges Werk für den Filmemacher, denn damit manifestierte er nicht nur diesen Ruf, sondern legte zugleich einen Film vor, der einen LGBT-Beziehung im Kern hatte, deren Darstellung für Hongkong ein Novum darstellte, wie Wong selbst erklärt. Zudem erwartete man förmlich, dass sich der Regisseur in seinem neuen Film mit der ungewissen Zukunft seiner Heimat nach deren Rückgabe an China 1997 auseinandersetzen würde, was er auch durchaus tut, aber auf eine Art und Weise, die man vielleicht nicht erwartet hätte.

Bereits im Titel des Filmes wird auf den thematischen Kern von Happy Together hingewiesen, nämlich die Vorstellung des Glücks. Der Originaltitel spielt hingegen auf das Erwachen des Frühlings, also einen Neubeginn an, oder eben auf ein sehr intimes Erlebnis. Man bekommt als Zuschauer alles geboten, doch wirklich glücklich wirken die beiden Hauptcharaktere nicht, was noch nicht einmal so sehr an den teils heftigen Meinungsverschiedenheiten liegt, während derer auch schon mal die Einrichtung eines Apartments zu Bruch gehen kann. Der Trip nach Argentinien war so etwas wie ein Ultimatum für die Beziehung, doch schon als die beiden in ihre Mietauto steigen, bemerkt man, dass diese Unternehmung zum Scheitern verurteilt ist. Sie verfahren sich hoffnungslos, geben sich gegenseitig die Schuld und trennen sich schließlich, ohne noch einmal mit dem anderen zu sprechen.

Christopher Doyles Kamera ist immer dicht dabei, zeigt die Intimität der beiden Männern und zugleich ihre Fremdheit in dieser neuen Kultur, deren Sprache am Ende nur einer von ihnen bruchstückhaft beherrscht. Wie so viele andere Figuren aus Wongs Filmen sind auch sie wie Schlafwandler, die sich treiben lassen und keine Ahnung haben, was die Zukunft ihnen bringen mag. Es geht mehr um das Kennenlernen der eigenen Person und deren Veränderung, nach der endlich so etwas wie ein Schritt nach vorne erzielt werden kann. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Versuchen wir es noch einmal.

Eine Szene, für die Happy Together zurecht berühmt geworden ist, ist die Tango-Szene zwischen Po-wing und Fai. Nicht nur ästhetisch schön und toll geschnitten, fasst die Sequenz die Natur der Beziehung der beiden ein, die sehr intim miteinander sind, aber einfach nicht zusammen sein können. Der Tanz ist keine Bestätigung der Liebe dieser Figuren, denn Wong setzt ihn vielmehr als Station des letzten Aufbäumens. Dies spiegelt sich im Spiel Leslie Cheungs und Tony Leungs wider, die gar nicht anders können, als immer wieder denselben Tanz, zum selben Rhythmus zu vollziehen, wobei das Ergebnis, wie Fai gleich zu Beginn lakonisch bemerkt, eigentlich schon feststeht.

Argentinien, mit seinen dunklen Straßen und Wohnungen, ist die Möglichkeit, aus diesem Kreislauf zu entkommen, entweder im Glücklichen oder in Trennung. Die Zukunft hingegen ist ungewiss, bleibt ebenso düster wie die Straßen von Buenos Aires, in denen man einander begegnet und für eine Weile zusammenbleibt, um die eigene Einsamkeit zu überspielen. Am Schluss ertönt dann doch eine Version des bekannten Hits von The Turtles, so als ob man sagen will, man wisse zwar nicht wohin, aber zumindest hat man den Mut aufgebracht, sich aus einem Kreislauf zu befreien, der für niemanden einen Fortschritt bedeutete.

Credits

OT: „Ceon Gwong Zaa Sit“
Land: Hongkong
Jahr: 1997
Regie: Wong Kar-wai
Drehbuch: Wong Kar-wai
Musik: Danny Chung
Kamera: Christopher Doyle
Besetzung: Leslie Cheung, Tony Leung, Chen Chang, Gregory Dayton

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Happy Together
fazit
„Happy Together“ ist ein Beziehungsdrama, in dem es um ein Liebespaar geht, das schon lange nicht mehr gesund füreinander ist, aber nicht anders kann, als es immer wieder noch einmal miteinander zu probieren. Wong Kar-wai erzählt von Figuren, die sich aus einem selbstauferlegten Stillstand befreien wollen, aber denen der Mut und die Mittel dazu fehlen. Mal ist er dabei romantisch und mal tieftraurig.
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