Es ist ein schauriger Fund, für den der Fallanalytiker Heiko Wills (Johann von Bülow) auf den Friedhof gerufen wird. Dort wurden Leichenteile gefunden, die nicht zugeordnet werden können. Offensichtlich hat jemand eine Leiche auf mehrere Gräber verteilt, um so die Spuren zu verwischen. Aber wer? Währenddessen gehen Heikos Frau Yvonne (Alice Dwyer) und ihr Kollege Kevin Lukowski (Tim Kalkhof) dem Mord an einem Buchhalter nach und befreien dabei eine junge Frau, die sich als Yvonnes Großnichte Lara Milov (Nina Goceva) herausstellt. Die Spur führt dabei zu Laras Mutter Ekatarina (Marie-Lou Sellem), einer russischen Unternehmerin, die mit ihrer Müllentsorgungsfirma zu Geld gekommen ist, dabei aber auch umstritten ist …
Konstruierter Krimi
Wenn ein Krimi im öffentlich-rechtlichen Fernsehen erfolgreich ist, kann man sich sicher sein, dass es Fortsetzungen gibt – manchmal über viele Jahre hinweg. Es ist keine Seltenheit, dass am Ende zwei Dutzend und mehr Teile gedreht werden. Bei Herr und Frau Bulle kam es anders. 2018 eingeführt, brachte es die ZDF Krimireihe gerade mal auf vier Filme. Mit Alles auf Tod erschien im Frühjahr 2021 dann der letzte Teil. Seither warten die Fans darauf, dass es vielleicht doch noch mal Nachschub gibt. Dabei waren die Zuschauerzahlen gar nicht so schlecht. Bei Abfall, dem dritten von vier Filmen, waren es immerhin rund 5,5 Millionen Menschen, die einschalteten. Das liegt zwar deutlich unter dem, was andere Krimis so bringen. Für sich genommen war das aber gar nicht schlecht.
Der Fall beginnt dabei schön mysteriös und auch irgendwie perfide. Eine Leiche auf einem Friedhof zu verstecken, das ist grundsätzlich schon mal ein gemeiner Einfall. Diese aber auch noch zu zerteilen, dass es zunächst gar nicht auffällt, dass da eine weitere Leiche liegt, darauf muss man schon mal kommen. Aufwendig ist das sicherlich, jedoch auch clever. Weniger einfallsreich ist, wenn kurze Zeit später herauskommt, dass es eine persönliche Verbindung zwischen der Protagonistin und dem Fall gibt. Als wäre es nicht schon viel, dass ein Paar gemeinsam ermittelt, muss dann unbedingt in Herr und Frau Bulle: Abfall noch eine Verwandtschaft konstruiert werden. Dabei hätte es das gar nicht gebraucht. Es bringt die Geschichte überhaupt nicht weiter.
Zu unschlüssig
Aber Glaubwürdigkeit interessiert hier sowieso niemanden. Da wird recht willkürlich alles Mögliche zusammengeworfen, von einem Schauplatz zum nächsten gerast, ohne dass man die einzelnen Schritte dorthin unbedingt nachvollziehen müsste. Herr und Frau Bulle: Abfall setzt da auf Rasanz und Wendungen, was den Film schon etwas spannender macht als das, was beim Mal drauf gezeigt wurde. Mit einem fragwürdigen Müllunternehmen kommt zudem eine gewisse gesellschaftliche Relevanz hinzu. Allerdings investiert der Film nicht so wahnsinnig viel in das Thema. In die Figuren sowieso nicht, gerade die russische Immigrantin Ekatarina Milov ist mit ihrer Vorliebe für Glamour schon sehr nahe an einer Karikatur.
Als Komödie hätte das vielleicht ganz unterhaltsam werden können, zumal sich Marie-Lou Sellem (Der Fall Marianne Voss) mit Lust am Overacting in diese Rolle stürzt. Stattdessen ist der Film ein bisschen unschlüssig, was er erreichen will, will lieber alles haben. Da kommen dann Thriller und tragische Vorgeschichten zusammen, Drama und Komik. Schlecht ist das Ergebnis nicht, dafür sorgt schon die Besetzung sowie die Dynamik zwischen den Figuren. Gut ist Herr und Frau Bulle: Abfall aber auch nicht. Trotz des Potenzials, was die Reihe sicherlich hatte und hat, ist es daher nicht der ganz große Verlust, wenn es keine weiteren Filme geben sollte. Es werden schließlich auch so schon viel zu viele Krimis fürs deutsche Fernsehen produziert, ständig kommen neue Reihen hinzu. Da darf dann auch mal eine wegfallen, die nicht über Durchschnitt hinauskommt.
OT: „Herr und Frau Bulle: Abfall“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Fabian Möhrke
Drehbuch: Axel Hildebrand
Musik: Hans Günter Wagener
Kamera: Georgij Pestov
Besetzung: Alice Dwyer, Johann von Bülow, Tim Kalkhof, Birge Schade, Stephan Bissmeier, Marie-Lou Sellem, Fritzi Haberlandt, Nina Goceva, Samuel Finzi
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