ISS
© Universal Pictures

I.S.S.

„I.S.S.“ // Deutschland-Start: 18. Juli 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Als die NASA-Astronautin Dr. Kira Foster (Ariana DeBose) mit ihrem Kollegen Christian Campbell (John Gallagher Jr.) zur Internationalen Raumstation fliegt, ist die Welt noch in Ordnung. Dort oben, hoch über der Erde, sollen sie mit ihrem Commander Gordon Barrett (Chris Messina) und den russischen Teammitgliedern – Kosmonautin Weronika Vetrov (Masha Mashkova) und den Brüdern Nicholai (Costa Ronin) und Alexej Pulov (Pilou Asbæk) – zusammenarbeiten. Das klappt anfangs gut, der Zusammenhalt ist da, trotz der Unterschiede. Doch dann scheint es so, als ob auf der Erde ein Atomkrieg ausgebrochen wäre. Als Barrett eine Nachricht erhält, dass er unter jedem Preis die Kontrolle über die Raumstation gewinnen soll, bringt dies das Gefüge an Bord durcheinander, zumal sie vermuten, dass die anderen eine ähnliche Aufgabe aus ihrer Heimat bekommen haben …

Ein Symbol wird zur Todesfalle

Manchmal wird die Fiktion von der Realität überholt. Als das Drehbuch von I.S.S. 2020 auf der berühmten Black List auftauchte, der Liste mit den besten bislang unproduzierten Drehbüchern, klang das alles noch ein wenig nach Science-Fiction. Ein Atomkrieg zwischen den USA und Russland, warum sollte man ein solches Szenario rund drei Jahrzehnte nach dem Kalten Krieg noch einmal bemühen? Und auch wenn ein solcher Militärschlag bislang nicht stattgefunden hat, eine solche Apokalypse eher weniger wahrscheinlich ist, ist es doch unheimlich, wie sich die politische Lage seither gewandelt hat. Zumal der Film weniger von dem Krieg selbst spricht, sondern die Frage aufwirft, wie man mit Menschen aus einem befeindeten Land umgeht – eine Frage, die beispielsweise im kulturellen und sportlichen Kontext eine Rolle spielt.

Hier wird das alles natürlich noch auf die Spitze getrieben. Die I.S.S., kurz für International Space Station, war dabei lange ein Symbol der Hoffnung, wenn die unterschiedlichsten Länder an einem gemeinsamen Projekt arbeiteten. Im Film wird daraus eine Todesfalle, wenn sich der auf der Erde wütende Krieg auf die Raumstation ausbreitet. Nur sind dort keine Soldaten beschäftigt, keine Geheimdienste oder sonstige Menschen, die auf eine derartige Konfrontation vorbereitet sind. Vielmehr müssen Leute aus der Raumfahrt und der Wissenschaft, die kurz zuvor noch ein Herz und eine Seele waren, sich gegenseitig bekämpfen. Ein offener Kampf ist damit keine Option, sie müssen andere Wege finden, um sich auszuschalten, ohne dass es die andere Seite merkt. Verkompliziert wird das dadurch, dass auch innerhalb eines „Team“ nicht alle an einem Strang ziehen und damit nie ganz klar ist, wem man nun wirklich trauen kann.

Trotz guter Zutaten kein Geheimtipp

Regisseurin Gabriela Cowperthwaite (The Friend, Sergeant Rex – Nicht ohne meinen Hund) macht daraus eine Mischung aus Paranoia-, Psycho- und Spionagethriller, bei dem sich die Geschichte zunehmend zuspitzt. Dabei lässt sie sich jedoch Zeit. Zwar dauert es nicht lang, bis es zu den Vorfällen auf der Erde kommt, wodurch das Unglück letztendlich ausgelöst wird. Doch die Unschlüssigkeit der Besatzung verhindert, dass da gleich die großen Geschütze ausgepackt werden. Das ist zwar durchaus glaubwürdig. Menschen, die gerade noch zusammengearbeitet haben und sich gut verstanden, können sich nicht auf Knopfdruck in Mörder verwandeln. Es bedeutet aber auch, dass I.S.S. über längere Strecke gar nicht wirklich spannend ist, obwohl das Szenario das eigentlich hergeben würde.

Das Ensemble erledigt seine Arbeit dabei ordentlich. Und natürlich ist das Setting selbst sehr reizvoll, wenn die sechs Menschen in einer Raumstation gefangen sind und es für niemanden ein Entkommen gibt. Richtig klaustrophobisch wird die Stimmung dabei zwar nicht, aber doch zumindest beklemmend genug, um auf diese Weise den Film aufzuwerten. Insgesamt ist der Thriller, der auf dem Tribeca Film Festival 2023 Weltpremiere hatte und mit einem Jahr Verspätung den Weg zu uns findet, dann auch durchaus solide. Wer Lust hat auf einen kammerspielartigen Genrebeitrag kommt bei I.S.S. durchaus auf seine Kosten. Der erhoffte Geheimtipp ist der Ausflug ins Weltall jedoch nicht geworden.

Credits

OT: „I.S.S.“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Gabriela Cowperthwaite
Drehbuch: Nick Shafir
Musik: Anne Nikitin
Kamera: Nick Remy Matthews
Besetzung: Ariana DeBose, Chris Messina, John Gallagher Jr., Masha Mashkova, Costa Ronin, Pilou Asbæk

Bilder

Trailer

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Tribeca Film Festival 2023

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I.S.S.
fazit
In „I.S.S.“ wird die Besatzung der Internationalen Raumstation von einem Atomkrieg auf der Erde überrascht, der alles auf den Kopf stellt. Der Thriller hat ein vielversprechendes Szenario, ein stimmungsvolles Setting sowie eine gute Besetzung. Dennoch, so richtig spannend wird der Überlebenskampf im All nicht.
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