Meine Nacht bei Maud Ma nuit chez Maud
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Meine Nacht bei Maud

Meine Nacht bei Maud Ma nuit chez Maud
„Meine Nacht bei Maud“ // Deutschland-Start: 7. April 2006 (DVD)

Inhalt / Kritik

Der Ingenieur Jean-Louis (Jean-Louis Trintignant) arbeitet wegen eines Auftrags in Clermont-Ferrand, wo er die Vorweihnachtszeit genießt. Eines Abends begegnet er seinem alten Schulkameraden Vidal (Antoine Vitez) und die beiden unterhalten sich über die alte Zeit, ihre Berufe und über die Frauen. Gerade als sie sich über ihre Lektüre des Werkes von Blaise Pacal konzentrieren, kommt es zu einer Meinungsverschiedenheit unter ihnen, denn Vidal, ein bekennender Marxist und Freigeist, hat naturgemäß eine ganz andere Auffassung als sein Freund, ein Katholik. Auch ihre Standpunkte zu Moral und Prinzipientreue sind gegensätzlich, denn gerade weil Jean-Louis in seinen Augen ein Schürzenjäger war, will Vidal ihm seine Meinungen diesbezüglich nicht glauben. Sie verabreden sich noch einmal, dieses Mal bei Vidals Freundin Maud (Françoise Fabian), die ebenfalls sehr liberale Positionen vertritt, doch sehr zum Erstaunen Vidals scheint sie sich mehr für seinen Freund zu interessieren als für ihn.

Ein Gedankenaustausch

Meine Nacht bei Maud ist der insgesamt dritte Eintrag in Éric Rohmers Sechs moralische Erzählungen, zu denen ebenso Die Sammlerin und Die Karriere von Suzanne gehören. Inspiriert wurde Rohmer während der Dreharbeiten für eine Beitrag fürs Schulfernsehen, als er eine Diskussion zwischen dem Philosophen Brice Parain und dem Dominikaner Dominique Dubarte über das Leben und Werk von Blaise Pascal filmte. Besonders vor dem Hintergrund eines liberalen Weltbildes, wie es in den 1960ern en vogue war unter vielen Intellektuellen, war (und ist es) interessant, die Gedanken Pascals zu Themen wie Liebe und Religion auf den Prüfstand zu stellen. Vor allem die berühmte Wette, nach der sich laut Pascal der Glauben an Gott letztlich auszahlen würde, steht im Fokus des Filmes, der darüber hinaus schafft, sehr unterhaltsam und sogar komisch zu sein.

Éric Rohmer erzählt in seinen Filmen immer über die Liebe und ihre vielen Spielarten. In Meine Nacht mit Maud geht es vor allem um die platonische Liebe, denn der Film wird in erster Linie über seine Dialoge getragen, in denen die verschiedenen Figuren ihre Weltanschauungen und Prinzipien präsentieren, aber zugleich den ein oder anderen ungewollten Einblick geben. Anders als bei seinen „Sommerfilmen“ wie Pauline am Strand oder Die Sammlerin spielt Meine Nacht bei Maud in der Stadt, vor allem in der Wohnung von Françoise Fabians Charakter, welche Jean-Louis Trintignants Figur auf eine moralische Probe stellen wird. Es ist nichts weniger als eine erneute Wette, die den Kern der Handlung bildet und über das Glück sowie die Zukunft Jean-Louis’ entscheidet, der sich bei all seinen hochtrabenden Prinzipien seine eigene Einsamkeit nicht eingestehen will und viele Dinge umständlicher angeht als es eigentlich sein muss.

Ernst und Komik

Es ist eine besondere Komik, die Rohmers Spezialität ist und die er immer wieder schafft zu erzeugen. Auch die Darsteller, allen voran Trintignant und Fabian, halten die Balance zwischen Ernst und Komik, sodass die Figuren zwar ernst genommen werden, aber es gerade dadurch zu vielen ironischen Momenten kommt. Die liberalen Wertvorstellungen werden hier genauso auf den Prüfstand gestellt wie die konservativ-katholischen, genauso wie die Wahrscheinlichkeiten im Leben, für die es keinerlei Sicherheiten gibt, wie Pascal schon wusste. Rohmers Drehbuch und Inszenierung machen Meine Nacht bei Maud zu einem intellektuellen Vergnügen, einem geistreichen Film, der seine Zuschauer zum Schmunzeln bringt, doch genauso viel zu sagen hat zu Themen wie Liebe, Beziehung und Glauben.

Credits

OT: „Ma nuit chez Maud“
Land: Frankreich
Jahr: 1969
Regie: Éric Rohmer
Drehbuch: Éric Rohmer
Musik: Jacques Maumont, Jean-Pierre Ruh
Kamera: Néstor Almendros
Besetzung: Jean-Louis Trintignant, Françoise Fabian, Marie-Christine Barrault, Antoine Vitez

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1970 Bester fremdsprachiger Film nominiert
1971 Bestes Originaldrehbuch Éric Rohmer nominiert
Cannes 1969 Goldene Palme nominiert

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Meine Nacht bei Maud
fazit
„Meine Nacht bei Maud“ ist eine intellektuelle Komödie über die Liebe und ihre Spielarten. Éric Rohmer gelingt ein unterhaltsamer, amüsanter und an Gedanken sehr reicher Film, der seinem Zuschauer sehr viel zu bieten hat.
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