Elya Tsvetaeva (Anastasiya Reznik) mag erst 20 Jahre alt sein. Die Studentin weiß aber bereits genau, was sie will. Sie weiß vor allem, was sie nicht will, und setzt sich mit Gleichgesinnten für die Umwelt ein. Als sie erfährt, dass ein geschütztes Waldgebiet gerodet werden soll, fackelt sie dann auch nicht lange und setzt zum Gegenangriff an. Da trifft es sich doch gut, dass ausgerechnet Matvey Rysak (Alexander Petrov), Besitzer des Bauunternehmens, an ihre Universität kommt und sich so einiges von ihr anhören darf. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass die beiden sich über den Weg laufen. Tatsächlich ist Matvey so sehr von dem starken Willen der jungen Frau beeindruckt, dass er ihr ein Angebot macht: Wenn sie sieben Tage bei ihm bleibt und dabei alle Regeln befolgt, die er ihr aufträgt, will er sein Bauprojekt abbrechen. Elya lässt sich darauf ein und kommt so dem verhassten Unternehmer näher, als sie ahnt …
Reicher Mann macht jüngere Frau gefügig
Fifty Shades of Grey und seine Folgen. Nachdem die Romane von E. L. James sowie die Filmtrilogie ein so großer Erfolg waren, versuchten erwartungsgemäß einige andere, an diesen Erfolg anzuknüpfen. Am bekanntesten dürfte noch die mit 365 Days gestartete polnische Reihe sein, wo ein vermögender Verbrecher eine schöne Frau entführt und sie zum Sex nötigt. Ganz so moralisch verwerflich wird es in Naughty – Entfesselte Lust nicht, einer russischen Variante des Szenarios. Aber auch diese war recht populär, zumindest in der Heimat, wo der Film 2023 in die Kinos kam. Hierzulande muss man auf einen entsprechenden Leinwandauftritt verzichten. Das erotische Liebesdrama ist lediglich zum digitalen Kauf bzw. als Stream verfügbar.
Erneut geht es darum, dass ein Mann in einer Machtposition eine Frau zu sich holt, die aus deutlich einfacheren Verhältnissen stammt, und diese langsam für sich einnimmt. Der Mann ist arrogant, woran sicher nicht nur das Vermögen, sondern auch das gute Aussehen seinen Anteil hat. Der Vorwurf #MeToo gilt offensichtlich nämlich immer nur dann, wenn es sich um einen älteren, hässlichen Mann handelt. Ist er hingegen attraktiv, lässt sich Frau einiges gefallen – zumindest wenn es nach der positiven Resonanz des Zielpublikums geht. Wobei Naughty – Entfesselte Lust trotz des reißerischen Titels gar nicht so sehr in die Erotikrichtung geht. Tatsächlich gibt es relativ wenige Sexszenen, auch weil dies eine der Regeln des Bauherrn ist. Und diese sind deutlich gewöhnlicher als das, was bei den obigen Gespannen so gezeigt wird.
Bescheidener Versuch von Tiefgang
Stattdessen versucht sich Regisseur und Co-Autor Dmitry Suvorov daran, der Geschichte anderweitig Tiefe zu verleihen. Da ist zum einen das große Thema Umweltschutz, wenn zwei Seiten darum streiten, ob ein Wald für ein Gebäude gerodet werden sollte. Es geht also um den immer wieder relevanten Kampf zwischen Ökologie und Kapitalismus. Gleichzeitig soll das Drama von zwei Menschen erzählen, die jeweils unglückliche Vater-Kind-Beziehungen zu verkraften haben. Elva und ihre Mutter wurden verlassen, als sie noch jung war. Matvey kommt aus einer reichen Familie, wo alle tun, was der Papa sagt. Theoretisch hätte man daraus auch eine gemeinsame Entwicklung ableiten können. Ganz so ambitioniert war man bei Naughty – Entfesselte Lust dann aber doch nicht, mehr als ein paar kurze Szenen springen dazu nicht raus, als Alibi.
Sonderlich befriedigend ist das nicht. Insgesamt ist der Film dann auch ziemlich langweilig. Natürlich sind sowohl Alexander Petrov, der hierzulande unter anderem durch Attraction und Immer, wenn du bei mir bist bekannt wurde, und Anastasiya Reznik attraktiv. Das macht ihre Figuren aber nicht interessant. Für das Publikum gibt es hier nur langweilige Klischees, wobei Elya durch ihre herablassende Art auch sehr nerven kann. So oder so findet man nur wenig Gründe, warum einem das Schicksal der beiden nähergehen sollte. Das heißt nicht, dass Naughty – Entfesselte Lust völlig schlecht ist, da sind andere aus der Ecke eine deutlich größere Zumutung. Gesehen haben muss man das dennoch nicht, sofern man nicht gerade ein leidenschaftlicher Fan solcher märchenhaft-verruchten Romanzen ist.
OT: „Neposlushnaya“
Land: Russland
Jahr: 2023
Regie: Dmitry Suvorov
Drehbuch: Fyodor Derevyansky, Dmitry Suvorov
Kamera: Pasha Kapinos
Besetzung: Alexander Petrov, Anastasiya Reznik, Semyon Arzumanov, Yan Tsapnik, Anna Churina, Vladislav Vetrov, Nikita Tarasov
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