Parthenope
© Gianni Fiorito

Parthenope

Parthenope
„Parthenope“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Im Jahr 1950 wird in einer Bucht von Neapel ein Baby geboren und auf den Namen Parthenope (Celeste Dalla Porta) getauft. Treffenderweise inspiriert durch den historischen Namen der Stadt und benannt nach einer der Sirenen der Odyssee, die in eben jenen Gewässern ertrunken sein soll. Im Erwachsenenalter zeichnet sich Parthenope durch ihre jugendliche Schönheit und gleichermaßen durch Intelligenz und Schlagfertigkeit aus. Dementsprechend liegt ihr die Welt, vor allem die Männerwelt, zu Füßen.

Symbolik und „male gaze“

Nach La Grande Bellezza – Die große Schönheit und Ewige Jugend schafft Paolo Sorrentino erneut einen Film, dessen zentrales Thema Jugend und Schönheit ist. Anders als in seinen anderen Filmen ist die titelgebende Hauptperson in Parthenope diesmal weiblich. Schnell wird klar: Wie einst den Sirenen in Homers Odyssee, liegen ihr alle Männer zu Füßen und sind betört von ihrer atemberaubenden Schönheit. Selbst ihr eigener Bruder kann sich ihrem Bann nicht entziehen und ringt teilweise verzweifelt um ihre Aufmerksamkeit. Diese muss er sich allerdings mit einer ganzen Reihe anderer Männer teilen: dem Sohn der Haushälterin, einem gealterten und alkoholabhängigen Schriftsteller (Gary Oldman) und später sogar einem lüsternen katholischen Priester. Lediglich Parthenopes Anthropologieprofessor widersteht ihrer Schönheit, ihr Intellekt hingegen zieht auch ihn sofort in ihren Bann.

Obwohl Parthenope eine normale Frau ist, macht Sorrentinos Inszenierung sie zu viel mehr als das. Er stilisiert sie zum Inbegriff von Jugend, Schönheit und Intelligenz. Die Zuschauer beobachten sie auf einem Lebensweg voller Zielstrebigkeit und gleichzeitig unbeschwerter Leichtigkeit. Diese idealisierte und fast erhabene Version von Parthenope erreicht Paolo Sorrentino dadurch, dass er seine Protagonistin während des gesamten Films nie nackt zeigt und dadurch nicht desillusioniert. Bei der Inszenierung der männlichen Charaktere ähnelt Parthenope dann den bereits oben genannten, älteren Filmen von Sorrentino. Alle Männer des Films sind nicht nur ihrer Schönheit oder ihrem Intellekt verfallen, sondern für sie alle verkörpert Parthenope etwas, dem sie nachtrauern.

Der Professor kurz vor der Pensionierung sieht in ihr sich selbst in seiner Jugend. Der alternde und alkoholkranke Schriftsteller, dem Nihilismus und der Melancholie verfallen, beneidet sie um ihre Leichtigkeit und ihren Optimismus. Dieser sogenannte „male gaze“ zieht sich durch den gesamten Film. Auch wenn die titelgebende Hauptfigur weiblich ist, fokussiert sich Parthenope stark darauf, welche Perspektive die Männer um sie herum auf sie haben. Trotz der Kinematografie durch eine Frau, Daria D’Antonio, und trotz des Verzichts auf Nacktheit, wird Parthenope durchgehend objektifiziert.

Wunderschön und nichts dahinter?

Handwerklich ist Parthenope exzellent inszeniert. Die italienische Szenerie ist atemberaubend und das Setting treffend gewählt. Einzelne Bilder sind dargestellt wie Gemälde aus der Renaissance und tragen dazu bei, die Symbolik um Parthenope wirkungsvoll darzustellen. Schauspielerisch glänzt vor allem Celeste Dalla Porta in ihrem Langfilm-Debüt und meistert die schwierige Rolle als Parthenope mühelos. Vor allem die Chemie mit Gary Oldman in der Rolle des alternden, desillusionierten Schriftstellers ist stimmig und sorgt für eine nette Abwechslung zwischendurch. Trotz allem fühlt sich der Film zeitweise leer an. Wenn man hinter die Fassade der wunderschönen Inszenierung und der offensichtlichen Symbolik blickt, fällt auf, dass die Essenz von Paolo Sorrentinos Parthenope flüchtig ist, wie eine Idee, die man nicht zu fassen bekommt, und wohl auch oberflächlich und vergänglich wie Jugend und Schönheit selbst.

Credits

OT: „Parthenope“
Land: Italien, Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Paolo Sorrentino
Drehbuch: Paolo Sorrentino
Musik: Lele Marchitelli
Kamera: Daria D’Antonio
Besetzung: Celeste Dalla Porta, Gary Oldman, Stefania Sandrelli, Luisa Ranieri, Silvio Orlando, Isabella Ferrari, Dario Aita

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Parthenope
fazit
Wie die titelgebende Protagonistin ist „Parthenope“ vor allem eines: beeindruckend inszeniert, wunderschön und von Symbolik durchdrungen. Inhaltlich erreicht Paolo Sorrentinos neuster Film jedoch nie die Tiefe, die er vorgibt zu haben. Trotz allem bietet er Zuschauern genug Material, um selbst über Schönheit und Vergänglichkeit zu philosophieren.
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