Poison – Eine Liebesgeschichte
© Markus Jans / Filmwelt Verleihagentur

Poison – Eine Liebesgeschichte

„Poison – Eine Liebesgeschichte“ // Deutschland-Start: 30. Januar 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Viele Jahre haben sich Lucas (Tim Roth) und Edith (Trine Dyrholm) schon nicht mehr gesehen. Kontakt gibt es keinen mehr, seitdem er seinerzeit seine Koffer packte und fortging, sie allein ließ mit ihrem Schmerz. Doch nun stehen sie sich noch einmal gegenüber, am Grab ihres gemeinsamen Sohns, der seinerzeit bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. So richtig wissen sie nicht, wie sie miteinander umgehen sollen, zu viel Zeit ist seither vergangen. Und gleichzeitig nicht genug, wenn die Wunden von damals kaum verheilt sind und sie sich noch einmal mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen müssen …

Friedhofbesuch mit Theaterwurzeln

Im Laufe ihrer langen Karriere hat Désirée Nosbusch schon die unterschiedlichsten Stationen abgeklappert. Ursprünglich als Moderatorin bekannt geworden, wechselte sie später ins Schauspielfach. Viele Dutzend Filme und Serien hat sie bislang gedreht, ist etwa durch die Krimireihe Der Irland-Krimi bekannt. Mit Ein Fall für Conti startete letztes Jahr eine weitere. Weniger bekannt ist, dass sie in der Zeit vereinzelt auch Regie geführt hat. Bislang beschränkte sich das auf Kurz- und Dokumentarfilm, dazu ein bisschen Serie. Mit Poison – Eine Liebesgeschichte folgt nun ein erster Spielfilm, der von der Luxemburgerin inszeniert wurde und mit dem sie sich für eine weitere Laufbahn hinter der Kamera empfehle möchte. Das Drama, das auf dem Filmfest München 2024 Premiere hatte, ist dabei auch wirklich solide geworden.

Dazu setzt sie auf bewährte Elemente. Zum einen konnte sie mit Tim Roth und Trine Dyrholm eine hochkarätige Besetzung für das Drama gewinnen. Und auch die Vorlage ist bekannt. Genauer liegt das Theaterstück Gift. Eine Ehegeschichte. der niederländischen Autorin Lot Vekemans zugrunde, die hier zudem das Drehbuch verfasst hat. Die Wurzeln sind dabei deutlich sichtbar. Zwar laufen die beiden Figuren schon umher, wechseln etwa vom Friedhof zu einem Auto. Auf die Handlung hat dies aber keinen Einfluss. Denn die gibt es praktisch nicht: Rund anderthalb Stunden lang wird in dem Film nur gesprochen. Denn zu besprechen gibt es bei den beiden mehr als genug. Der Inhalt besteht überwiegend darin, dass das frühere Ehepaar sich mit der gemeinsamen Vergangenheit auseinandersetzen muss. Mit dem, was geschehen ist – und dem, was nicht geschehen ist.

Stark gespieltes Trauerdrama

Dabei ist der Titel Poison – Eine Liebesgeschichte missverständlich. Zwar geht es schon um zwei Menschen, die sich einmal geliebt haben. Der eigentliche Inhalt befasst sich aber damit, wie unterschiedlich die beiden mit dem Tod des gemeinsamen Sohns umgehen. Denn während Lucas versucht, ein neues Leben zu beginnen, steckt Edith in der Vergangenheit fest und kann daher nicht akzeptieren, dass ihr früherer Mann weiter ist. Es handelt sich also um ein klassisches Trauerdrama und die Frage, wie man mit einem schmerzhaften Verlust umgehen kann. Aus irgendeinem Grund wird dies bei der offiziellen Beschreibung aber verschwiegen. Und auch der Versuch, die Geschichte geheimnisvoller darzustellen, als sie es ist, ist mindestens fragwürdig. Mit solchen Maßnahmen tut man weder dem Publikum noch dem Film selbst einen Gefallen, da völlig falsche Erwartungen geweckt werden. Da scheinen die Verantwortlichen ihren eigenen Film nicht verstanden zu haben.

Das ist auch deshalb bedauerlich, weil das Drama das gar nicht nötig hat. Mehr noch, es ist dann am stärksten, wenn es sich ganz auf das Thema konzentriert und sich mit den Gefühlen der beiden auseinandersetzt. An der Stelle profitiert der Film dann auch von der herausragenden Besetzung. Vor allem die dänische Charakterdarstellerin Trine Dyrholm (The Girl with the Needle) glänzt, wenn sie den ganzen Schmerz ihrer Figur ausspielt, alle Dämme zu brechen drohen. Tim Roth (Sundown – Geheimnisse in Acapulco) tritt im Vergleich zurückhaltender auf, was aber gut passt, da innerhalb dieser Konstellation ein großes Ungleichgewicht hält. Leider kann das Drehbuch nicht mit dieser schauspielerischen Klasse mithalten. Während es eine Reihe starker Szenen beinhaltet, sind auch welche dabei, wo das Verhalten keinem erkennbaren Grund entspringt. Teilweise sind die Streitigkeiten auch willkürlich. Wen das nicht stört, findet hier ein solides Werk, das einen immer wieder emotional mitreißen kann.

Credits

OT: „Poison“
Land: Deutschland, Luxemburg, Niederlande, UK
Jahr: 2024
Regie: Désirée Nosbusch
Drehbuch: Lot Vekemans
Vorlage: Lot Vekemans
Musik: Fons Merkies, Laurens Goedhart
Kamera: Judith Kaufmann
Besetzung: Tim Roth, Trine Dyrholm

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Poison – Eine Liebesgeschichte
fazit
„Poison – Eine Liebesgeschichte“ lässt ein früheres Paar aufeinandertreffen, welches an dem Tod des gemeinsamen Sohns zerbrach. Das ist stark gespielt, hat immer wieder sehr emotionale Momente, wenn sich die beiden mit ihren Gefühlen auseinandersetzen müssen. Leider hat das auf einem Theaterstück basierende Trauerdrama beim Drehbuch immer wieder Schwächen, mit einer Liebesgeschichte hat das hier ohnehin nichts zu tun.
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