Shadow of Fire Hokage
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Shadow of Fire

Shadow of Fire Hokage
„Shadow of Fire“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Am Ende des Zweiten Weltkriegs liegt Japan in Trümmern. Jeder versucht mit allen Mitteln zu überleben, so auch eine junge Frau (Shuri), die sich in einem den Überresten eines Gasthauses einquartiert hat und für Wasser und Lebensmittel ihren Körper verkauft. Dabei bekommt sie auch Besuch von einem kleinen Jungen (Ouga Tsukao) sowie von einem Soldaten (Hiroko Kono), der nach einer Nacht mit ihr bei ihr bleiben will und für sie sorgen möchte. Er versucht zwar immer wieder, auf dem nahen Schwarzmarkt eine Arbeit zu finden und an Geld zu kommen, jedoch ohne Erfolg, sodass er die junge Frau jedes Mal aufs Neue vertrösten muss. Dafür hat der Junge mehr Glück auf seinen Touren zum Markt und durch die Stadt und kann Obst sowie Gemüse für sich und die beiden Erwachsenen finden. Mit der Zeit wachsen sie drei zu so etwas wie einer Familie zusammen, jedoch holt die Erfahrung des Krieges den Soldaten wieder ein. Auch der Junge und die Frau sind nicht ohne Wunden aus dem Krieg, die nun wiederkehren.

Nahe an den Figuren

Seit Tetsuo: The Iron Man ist Regisseur Shinya Tsukamoto aus der japanischen Filmlandschaft nicht mehr wegzudenken. Auch international ist ein neuer Film des Japaners immer wieder ein Ereignis, was man ruhig wörtlich nehmen sollte, denn Tsukamotos Werke erzählen nicht einfach nur Geschichten, sondern geben dem Zuschauer eine Erfahrung, die einem sehr nahe geht und bisweilen sogar körperlich ist, wie der Regisseur selbst erklärt. Nach Fires on a Plain und Killing ist Shadow of Fire der dritte Film des Regisseurs, der sich mit dem Krieg und seinen Folgen befasst, dieses Mal mit den Überlebenden, die traumatisiert ums Überleben kämpfen müssen. Die Mischung aus Kammerspiel und Roadmovie ist ein bewegender Film über die körperlichen und psychischen Wunden eines Konflikts, wobei der Körper, wie in allen Werken Tsukamotos, Spiegelbild des Seelenzustands der Figuren ist.

Auch wenn Shadow of Fire den Handlungsort in der zweiten Hälfte verlässt, bleibt der Film eine klaustrophobische Erfahrung für seinen Zuschauer. Die Kamera ist immer ganz nah bei den Figuren, sodass man die rohen Emotionen, die Wut, die Verwirrung und die Traurigkeit unmittelbar erfährt, was Shadow of Fire zu einem sehr intensiven Seherlebnis macht. Der Junge und die Frau, die aus nächster Nähe die Bombardierungen miterlebt haben, und der Soldat, der Grauenhaftes gesehen haben muss, sind eingesperrt in dieser kleinen Bude, die irgendwann einmal ein Gasthaus gewesen sein soll. Anstatt den erhofften Trost oder die Zuflucht erleben sie und damit der Zuschauer, dass es kein Entkommen gibt und der Krieg im Geiste nach wie vor tobt. Was in anderen Kriegsfilmen oder -dramen eine recht abstrakte Vorstellung ist, wird bei Tsukamoto zu etwas sehr Konkretem, denn auch wenn wir nicht nachvollziehen können, was ein solches Trauma ist, gibt Shadow of Fire seinem Zuschauer doch eine sehr eindrückliche Nachempfindung davon.

Die Erfahrungen eines Traumatisierten

Darüber hinaus fängt Tsukamoto mittels seiner Figuren das Panorama einer Gesellschaft nach dem Krieg ein. Neben den Traumatisierten gibt es auch die, welche einfach überleben wollen und jene Monster, die den Schrecken der Bombardierungen um eine dunklere Erfahrung erweitern, wie zum Beispiel der Marktbesitzer, der seine ganz eigenen Pläne mit dem Kind verfolgt, was auf seine Lebensmittel angewiesen ist. Von daher ist es vor allem Oga Tsukoa, der wegen seiner Darstellung besonders erwähnt werden muss, zeigt er doch die nächste Generation, deren Unschuld in den zerbombten Straßen Japans zur Disposition steht. Shuri als junge Frau und Hiroki Kono spielen die Erwachsenen, die nicht mehr als Vorbilder oder gar Beschützer agieren können, fehlt ihnen doch aufgrund der Kriegserfahrung das moralische wie auch psychologische Rüstzeug, um dies noch zu leisten. Tsukamoto blickt mit uns zusammen auf die Auflösungsprozesse einer Gesellschaft, in der Menschlichkeit bitter nötig wäre, aber ebenso knapp bemessen ist wie die Lebensmittel und das Wasser, um das die Helden täglich kämpfen müssen.

Credits

OT: „Hokage“
Land: Japan
Jahr: 2023
Regie: Shinya Tsukamoto
Drehbuch: Shinya Tsukamoto
Musik: Chu Ishikawa
Kamera: Shinya Tsukamoto
Besetzung: Shuri, Oga Tsukao, Hiroki Kono, Mirai Moriyama

Trailer

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Shadow of Fire
fazit
„Shadow of Fire“ ist ein bedrückendes Kriegsdrama über die psychischen und körperlichen Wunden des Krieges. Shinya Tsukamoto gelingt ein intensives, klaustrophobisches Werk, das für seinen Zuschauer teils sehr schwer erträglich ist wegen der Bilder und der Torturen der Figuren, die das Schlimmste noch lange nicht hinter sich haben.
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