Tatami
© Judo Production LLC / Juda Khatia Psuturi

Tatami

Tatami
„Tatami“ // Deutschland-Start: 1. August 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Leila (Arienne Mandi) ist überglücklich: Sie darf ihr Heimatland Iran bei der Judo-Weltmeisterschaften in Tiflis vertreten! Dafür hat sie hart trainiert, sie will endlich die ersehnte Goldmedaille nach Hause bringen. Tatsächlich läuft es sehr gut für die Kämpferin, nach und nach wirft sie lauter Favoritinnen aus dem Wettbewerb. Doch das bringt eine gewisse Gefahr mit sich: Hält ihr Lauf an, könnte sie auf eine israelische Rivalin treffen, was das Regime in Teheran unter allen Umständen verhindern will. Also setzten sie Trainerin Maryam (Zar Amir) unter Druck, die früher selbst eine talentierte Judoka war. Leila soll eine Verletzung vortäuschen und aus dem Wettkampf aussteigen. Tut sie dies nicht, bringt sie ihren Mann Nader (Ash Goldeh), ihren Sohn und die restliche Familie in Gefahr. Denn das Regime schreckt vor nichts zurück …

Sport als Kampf der Nationen

Sportliche Wettbewerbe haben zwangsläufig immer auch einen Symbolcharakter, gerade wenn es sich um internationale handelt. Da geht es nicht nur um individuelle Leistung, sondern auch eine kollektive Verpflichtung, wenn die Männer und Frauen ihre Heimatländer vertreten und Rivalitäten ausgetragen werden. Besonders heikel wird es natürlich, wenn diese Länder verfeindet sind. In den letzten Jahren betraf das beispielsweise Russland und die Ukraine, bei denen ein Aufeinandertreffen vermieden wurde. Tatami spricht nun eine andere Feindschaft an, die schon deutlich länger anhält: die zwischen Israel und Iran. Während Israel und die Organisation damit kein Problem haben und auch die beiden Sportlerinnen einen entspannten Umgang pflegen, will das iranische Regime um jeden Preis verhindern, dass es überhaupt zu einer Begegnung kommt.

Eine wirkliche Begründung dafür wird nicht geliefert. Auch in anderer Hinsicht bleiben Fragen offen. Weshalb beispielsweise die Iranerin schon sehr früh zur Aufgabe gezwungen werden soll, obwohl sie der israelischen Konkurrentin erst im Finale begegnen würde, wird nie klar. Da wäre es konsequenter gewesen, erst gar nicht in den Wettbewerb zu starten. Aber man musste in Tatami nun einmal das Problem früh etablieren, damit sich die Ereignisse immer weiter zuspitzen können. Hätte Leila sofort eingewilligt, gäbe es nun einmal keine Geschichte, irgendwie müssen die knapp zwei Stunden gefüllt werden. Das klappt mal besser, mal schlechter, zwischendurch kommt es schon zu Redundanzen und Wiederholungen. Die Drohungen gegenüber Leila und Maryam sind letztendlich nur Variationen, weshalb der Film schon auf der Stelle tritt.

Spannend und kunstvoll inszeniert

Das heißt aber nicht, dass Tatami ohne Spannung ist. Während man anfangs noch meint, es handele sich hierbei um ein Sportdrama, wird der Fokus mit der Zeit immer stärker in Richtung Thriller verschoben. Da ist die Bedrohung der Familie. Aber auch die Frauen selbst geraten ins Visier, da die Handlanger des Regimes überall sind. Leila kann sich plötzlich nirgends mehr sicher fühlen. Das Regieduo Guy Nattiv (Skin) und Zar Amir erzeugt eine zunehmend nervenaufreibende Stimmung mit Paranoia-Elementen. Und natürlich sorgt auch die Frage für Spannung, wie Leila denn nun reagieren wird. Hält sie unbeirrt fest und riskiert damit das Leben ihrer Familie? Gibt sie auf? Der Druck, der auf der jungen Frau lastet, ist spürbar und überträgt sich auf das Publikum. Im weiteren Verlauf meint man, die Protagonistin könne jeden Augenblick zusammenbrechen.

Das Thrillerdrama, welches 2023 in Venedig Weltpremiere hatte, ist aber auch schick inszeniert. Die schwarzweißen Bilder sind sehr ausdrucksstark. Immer wieder finden sich in Tatami beeindruckende Aufnahmen, geradezu kunstvoll sind manche der Perspektiven geworden, wenn die Kamera immer wieder ungewöhnliche Positionen einnimmt. In der Summe ist der Film damit sehenswert: Er erzählt eine ungewöhnliche, spannende Geschichte, ist auch überwiegend gut umgesetzt. Wäre da nicht das immer wieder schwächelnde Drehbuch, das hier hätte ein echter Höhepunkt geworden. So bleibt immerhin ein guter Film, der eine echte Bereicherung für das hiesige Kinoprogramm darstellt.

Credits

OT: „Tatami“
Land: Georgien, USA
Jahr: 2023
Regie: Guy Nattiv, Zar Amir
Drehbuch: Guy Nattiv, Elham Erfani
Musik: Dascha Dauenhauer
Kamera: Todd Martin
Besetzung: Arienne Mandi, Zar Amir, Jaime Ray Newman, Nadine Marshall, Lir Katz, Ash Goldeh

Bilder

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Tatami
fazit
„Tatami“ erzählt von einer Judo-Weltmeisterschaft und von einer Iranerin, die von ihrem Regime vor eine unmenschliche Wahl gestellt wird. Das Drehbuch hat so seine Schwächen. Spannend ist die Geschichte aber schon, dazu intensiv gespielt und beeindruckend bebildert.
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