The Dead Dont Hurt
© Marcel Zyskind / Alamode Film

The Dead Don’t Hurt

The Dead Dont Hurt
„The Dead Don’t Hurt“ // Deutschland-Start: 8. August 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) lebt in den 1860er Jahren in San Francisco und wird von einem irischen Kunstsammler aufdringlich umworben. Ihre eigene Unabhängigkeit ist ihr jedoch zu wichtig, um sich einem reichen Mann unterzuordnen. Als sie den dänischen Zimmermann Holger Olsen (Viggo Mortensen) kennenlernt, verliebt sie sich in ihn und zieht zu ihm in seine heruntergekommene, abgelegene Hütte. Um sich dennoch ihre Selbständigkeit zu bewahren, weigert sie sich, ihn zu heiraten und nimmt einen Job als Bardame im nahegelegenen Dorf an. Dieses wird vom korrupten Großgrundbesitzer Alfred Jeffries (Garret Dillahunt) beherrscht, dessen Sohn Weston (Solly McLeod) aufgrund seiner Alkoholexzesse und seines Hanges zur Gewalt dort immer wieder für Probleme sorgt. Als Holger in den Bürgerkrieg zieht und Vivienne alleine zurücklässt, sieht diese sich schutzlos dem aufdringlichen Weston ausgeliefert.

Western in  nicht-chronologischer Reihenfolge

The Dead Don’t Hurt ist nach dem Demenzdrama Falling Viggo Mortensens zweite Regiearbeit. Der vor allem für seine Rolle in Peter Jacksons Der Herr der Ringe-Trilogie bekannte Schauspieler hat schon lange bewiesen, dass in ihm weit mehr steckt, als nur Aragorn: Als Schauspieler wurde er bereits dreimal für den Oscar nominiert (zuletzt für Green Book – Eine besondere Freundschaft) und ist neben der Schauspielerei bereits seit Jahrzehnten in weiteren Gebieten künstlerisch aktiv, etwa als Maler, Komponist oder Dichter. Bei The Dead Don’t Hurt hat er nun nicht nur eine der Hauptrollen und die Regie übernommen, sondern für das Westerndrama auch im Alleingang das Drehbuch geschrieben und die Filmmusik komponiert.

Obige Inhaltsangabe gibt die Handlung des Films in chronologischer Reihenfolge wieder, ganz im Gegensatz zum Film selbst. In einer von dessen ersten Szenen sieht man nämlich Holger seine verstorbene Partnerin begraben. Auch eine Schießerei, bei der der aggressive Weston sechs Menschen tötet, zeigt Mortensen in den ersten Minuten seines Films, obwohl sie erst lange nach den Ereignissen passiert, die den Großteil der anschließenden Erzählung ausmachen. Dass The Dead Don’t Hurt seine Geschichte nicht linear erzählt, wird dem wachsamen Zuschauer erst mit zunehmendem Verlauf klar. Damit hat Mortensen dem Publikum allerdings nicht unbedingt einen Gefallen getan. Zwar ist man so gezwungen, die Handlung aufmerksam zu verfolgen; lässt die Aufmerksamkeit des Zuschauers aber in entscheidenden Momenten nach, kann dies zu großer Verwirrung führen. Ob die nichtlineare Erzählweise die Handlung zudem spannender macht oder sonst irgendeinen Mehrwert bringt, darf man bezweifeln.

Unabhängige Frau trifft furchteiflößenden Bösewicht

Es gibt aber glücklicherweise weite Strecken, in denen die Haupthandlung nicht durch Schnitte in die Vergangenheit oder Zukunft unterbrochen wird und in denen der Film seine stärkste Karte ausspielen kann: die Beziehung zwischen Vivienne und Holger bzw. die Chemie zwischen Viggo Mortensen und Vicky Krieps (Corsage, Der seidene Faden). Von der ersten Begegnung an liegt zwischen den beiden Figuren etwas Spielerisches in der Luft, sodass sich ihre Liebesbeziehung vollkommen natürlich ergibt. Überhaupt beweist Krieps hier wieder einmal, was für eine begnadete Schauspielerin sie ist; alle ihre Gesten und Gesichtsausdrücke lassen stets auf den inneren Zustand ihrer Figur schließen.

Nicht nur, weil Holger für eine Weile aus dem Film verschwindet, als er in den Krieg zieht, kann man Vicky Krieps‘ Vivienne als die Hauptfigur des Films bezeichnen. Mortensen hat einerseits einen traditionellen Western geschrieben, der klassische Elemente des Genres aufweist. Mit Vivienne hat er aber eine unabhängige und eigenwillige Frauenfigur eingeführt und erzählt einen Großteil des Films aus ihrer Perspektive. Starken Eindruck hinterlässt auch Solly McLeod als schießwütiger, furchteinflößender Bösewicht des Films. Die getragene, langsame Art der Erzählung mag manche Zuschauer in Verbindung mit der verschachtelten Struktur des Films etwas fordern. Doch wenn man sich darauf einlässt, wird man mit wunderbaren Landschaftsaufnahmen und einer tiefgründigen Geschichte über Liebe, den Aufbau eines neuen Lebens, Trauer und Verlust belohnt.

Credits

OT: „The Dead Don’t Hurt“
Land: USA, Mexiko
Jahr: 2023
Regie: Viggo Mortensen
Drehbuch: Viggo Mortensen
Musik: Viggo Mortensen
Kamera: Marcel Zyskind
Besetzung: Vicky Krieps, Viggo Mortensen, Solly McLeod, Danny Huston, Garret Dillahunt

Bilder

Trailer

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The Dead Don’t Hurt
fazit
Als „kleiner“ Western, der eine intime Liebesgeschichte erzählt, vermischt „The Dead Don’t Hurt“ klassische Genreelemente mit einer im Mittelpunkt stehenden, unabhängigen Frauenfigur und einer nicht chronologischen Erzählweise, die dem Film leider nicht zugutekommt.
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