Was will der Lama mit dem Gewehr The Monk and the Gun
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Was will der Lama mit dem Gewehr?

Was will der Lama mit dem Gewehr The Monk and the Gun
„Was will der Lama mit dem Gewehr?“ // Deutschland-Start: 1. August 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Große Veränderungen kündigen sich in dem kleinen Königreich Bhutan an, das hoch im Himalaya gelegen ist. Denn zur großen Überraschung hat der König angekündigt, dass das Volk in Zukunft tatsächlich wählen darf. Die Demokratie soll eingeführt werden. Nur weiß die Bevölkerung zunächst nicht viel damit anzufangen. Also wurden Tshering Yangden (Pema Zangmo Sherpa) und andere Regierungsangestellte losgeschickt, um die Menschen darauf vorzubereiten. Dem Lama (Kelsang Choejay) ist das mit den Änderungen hingegen nicht geheuer, weshalb er den Mönch Tashi (Tandin Wangchuk) beauftragt, ihm ein Gewehr zu besorgen. Dessen Weg kreuzt sich dabei irgendwann mit dem des US-amerikanischen Sammlers Ronald Coleman (Harry Einhorn), der mit dem einheimischen Benji (Tandin Sonam) auf der Suche nach alten Waffen ist. Währenddessen engagiert sich Choephel (Choeying Jatsho) politisch, was zu Konflikten mit seiner Frau Tshomo (Deki Lhamo) führt …

Das Kreuz mit der Demokratie

Mit Lunana. Das Glück liegt im Himalaya war Pawo Choyning Dorji eine echte Sensation geglückt: Obwohl das Drama mit geringen Mitteln gedreht wurde unter Einbezug zahlreicher Laien, begann es einen weltweiten Siegeszug, wurde etwa auf Filmfesten gezeigt. Höhepunkt war dabei die Nominierung für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film – als erster Film aus Bhutan überhaupt. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil das Land keine Filmindustrie hat, keine professionellen Schauspieler oder Schauspielerinnen, keine helfende Infrastruktur. Umso neugieriger durfte man sein, wie das zweite Werk des Regisseurs ausfallen würde. Für eine Oscar-Nominierung hat es bei Was will der Lama mit dem Gewehr? nicht gereicht. Das darf aber nicht mit einer geringeren Qualität verwechselt werden. Tatsächlich ist das hier dem Debüt sogar überlegen.

Was beim zweiten Anlauf natürlich geringer ausfällt, ist der Exotenbonus. Wenn wir erneut in kleinen Dörfern unterwegs sind, die hoch oben im Himalaya gelegen sind, bringt das visuell keine wirklich neuen Bilder mit sich. Zumal auch dieses Mal eine Schule eine größere Rolle spielt. Insgesamt geht Pawo Choyning Dorji jedoch inhaltlich einen anderen Weg, verzichtet auf eine bloße Wiederholung. Aufmacher bei Was will der Lama mit dem Gewehr? ist die schrittweise Einführung einer Demokratie im Jahr 2006, was zu jeder Menge Chaos führt, weil niemand etwas damit anfangen kann. Es wird sogar immer wieder gefragt, wozu es eine solche braucht, wenn sie doch auch ohne eine solche über lange Zeit glücklich waren. Das ist in einer Phase, wenn immer mehr Demokratien autokratische Züge annehmen und Teile der Bevölkerung bewusst Parteien wählen, welche Rechte beschneiden, ein sehr aktuelles Thema.

Reizvoller Mix aus Kuriosem und Natürlichem

Während dieser Themenkomplex sich für düstere Stoffe anbietet, üblicherweise in Dramen und Thrillern verarbeitet wird, da entschied sich Dorji für eine leichtere Herangehensweise. Genauer handelt es sich bei Was will der Lama mit dem Gewehr? um eine Komödie. Dann und wann wird diese satirischer und spöttischer. Es gibt aber auch genügend Szenen, die sich an der Absurdität der Ereignisse erfreuen. Das Ergebnis ist unterhaltsam, sofern man sich an einem leisen Humor erfreuen kann, der stärker auf ein Schmunzeln abzieht, weniger auf ein herzhaftes Lachen. Auch wenn sich der Film etwas stärker wegbewegt von dem Dokumentarischen, das bei Lunana noch sehr prominent war, bewahrt er doch seine beobachtende Natur.

Was ein wenig dabei fehlt, ist ein roter Faden. Das liegt auch daran, dass das Werk, welches auf dem Telluride Film Festival 2023 Weltpremiere hatte, auf eine Haupthandlung verzichtet. Stattdessen gibt es drei größere Stränge, die zwar alle durch diesen geplanten Wandel zur Demokratie bedingt sind, dabei aber unabhängig voneinander funktionieren. Eine Art Episodenfilm also. Glücklicherweise sind alle drei Geschichten für sich interessant, zusammen mit dem für ein westliches Publikum absurdum Szenario rund um Testwahlen kommt da einiges zusammen, wofür sich erneut ein Besuch im Kino lohnt. Dass der Regisseur bei Was will der Lama mit dem Gewehr? erneut auf ein Laienensemble zurückgreifen musste, weil noch immer keine Filmindustrie in Bhutan existiert, schadet dem Ergebnis nicht. Es trägt vielmehr zu dem reizvollen Mix aus Kuriosem und Natürlichem bei.

Credits

OT: „The Monk and the Gun“
Land: Bhutan, Taiwan
Jahr: 2023
Regie: Pawo Choyning Dorji
Drehbuch: Pawo Choyning Dorji
Musik: Frédéric Alvarez
Kamera: Jigme Tenzing
Besetzung: Tandin Wangchuk, Kelsang Choejey, Deki Lhamo, Pema Zangmo Sherpa, Tandim Sonam, Harry Einhorn, Choeying Jatsho

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Pawo Choyning Dorji zu unterhalten. Im Interview zu Was will der Lama mit dem Gewehr? sprechen wir über die Arbeit an der Komödie, erzwungene Demokratie und die Suche nach dem Glück.

Pawo Choyning Dorji [Interview]

Filmfeste

Telluride Film Festival 2023
Toronto International Film Festival 2023

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Was will der Lama mit dem Gewehr?
fazit
„Was will der Lama mit dem Gewehr?“ erzählt, wie in Bhutan die Demokratie eingeführt werden soll und die Leute nicht viel damit anfangen können. In mehreren Strängen und mit viel Humor zeichnet der Film das Bild einer sich wandelnden Gesellschaft. Das ist unterhaltsam und sehenswert, hat zudem ein interessantes und sehr aktuelles Thema.
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