What Josiah Saw
© Splendid Film

What Josiah Saw

What Josiah Saw
„What Josiah Saw“ // Deutschland-Start: 26. Juli 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Thomas (Scott Haze) lebt mit seinem Vater Josiah (Robert Patrick) auf einer abgelegenen Farm, die schon einmal bessere Tage gesehen hat. Sie steht auch im Ruf, verflucht zu sein, da Josiahs Frau vor vielen Jahren Selbstmord begangen hat, ein Trauma, unter dem die Familie bis heute leidet. Dennoch ist eine Ölfirma, die schon viel vom Umland gekauft hat, an dem Besitz interessiert. Das wiederum veranlasst Thomas’ Geschwister, die beiden Zwillinge Eli (Nick Stahl) and Mary (Kelli Garner), in ihre alte Heimat zurückzukehren. Doch die Wiedersehensfreude ist getrübt. Alle drei haben mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, werden auf die eine oder andere Weise von dieser verfolgt. Auf der Farm angekommen, bleibt ihnen dann auch nichts anderes übrig, als sich mit dieser auseinanderzusetzen …

Die Abgründe einer Familie

Äußere Eindrücke können trügen. Das gilt bei What Josiah Saw gleich in mehrfacher Hinsicht. Das beginnt schon mit der Genrezuordnung. Der deutsche Vertrieb des US-amerikanischen Films spricht von einer Mischung aus Horror und Thriller. Dass dieser auf dem Fantasia Film Festival 2021 Premiere feierte, dem weltweit größten Genrefestival, spricht ebenfalls dafür. Doch das weckt falsche Erwartungen. Wer sich das Werk anschaut in der Erwartung, dass da ständig irgendwelche spannende Sachen geschehen, sieht sich getäuscht. Tatsächlich ist das hier eher ein Familiendrama, wenngleich eines der besonders düsteren Sorte, die in tiefste Abgründe hineinführt.

Das bedeutet nicht, dass es hier überhaupt keine Genreanteile gibt. So ist früh von der Hölle die Rede und davon, Sünden wieder reinwaschen zu wollen, was auf einen okkulten Horrorfilm schließen lässt. Im Mittelteil wird es unter anderem um einen Diebstahl gehen, verbunden mit viel Gefahr. Gewalt gibt es in What Josiah Saw auch, gerade zum Ende hin wird da einiges ausgepackt. Dennoch könnten viele Zuschauer und Zuschauerinnen enttäuscht sein, Regisseur Vincent Grashaw (Coldwater – Nur das Überleben zählt) arbeitet lieber mit einer unheilvollen Atmosphäre, anstatt wirklich explizit zu werden. Man weiß hier von Anfang an, dass da etwas Böses lauert. Das bedeutet aber nicht zwangsweise, dass dieses auch gezeigt werden muss. Es wird ja nicht einmal klar, was dieses Böse denn nun genau ist.

Stimmungsvoll und diffus

Drei größere Kapitel gibt es in dem Film, jedes davon ist einem der drei Geschwister gewidmet. Dabei liegt der Fokus auf der Gegenwart, wenn wir mitansehen, wie sie irgendwie versuchen, mit der aktuellen Situation klarzuwerden und vielleicht die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Letztere wird aber nur scheibchenweise präsentiert. What Josiah Saw mag es gern etwas ambivalenter und diffuser. Das wird manche frustrieren, gerade beim Ende. Innerhalb kürzester Zeit kommt es zu einer Reihe von Enthüllungen, man wird geradezu von diesen überwältigt. Doch diese ergeben ein widersprüchliches Bild, man weiß mit dem Einsetzen des Abspanns nicht, was davon nun stimmt und was nicht, was real und was eingebildet. Wer gern interpretiert und spekuliert, kommt auf seine Kosten. Wer hingegen Wert darauf legt, dass am Ende alles sauber aufgelöst ist, dürfte weniger zufrieden sein.

Sehenswert ist der Film aber. What Josiah Saw erzählt von generationenübergreifenden Traumata und wie diese auch Jahre später das Leben bestimmen können. Das ist sehr stimmungsvoll umgesetzt, unterstützt von den düsteren Bildern. Und es ist stark gespielt: Nick Stahl (New York Confidential), Scott Haze (Old Henry) und Kelli Garner überzeugen als gestörtes Geschwistertrio, das gegen innere Dämonen kämpft und sich nach Erlösung sehnt. Das Werk ist daher für ein Publikum interessant, das sich an figurenbezogenem Horror erfreut und bereit ist, selbst in tiefste Abgründe zu blicken. Das ist zwar schon alles ein bisschen arg überzogen, mit Alltag hat man es nicht so. Aber es hinterlässt doch Eindruck, kombiniert Grauen mit Tragik zu einer Familiensaga, nach der ein großes Bedürfnis entsteht, wieder rauszugehen und die Sonne zu genießen.

Credits

OT: „What Josiah Saw“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Vincent Grashaw
Drehbuch: Robert Alan Dilts
Musik: Robert Pycior
Kamera: Carlos Ritter
Besetzung: Robert Patrick, Nick Stahl, Scott Haze, Kelli Garner, Jake Weber, Tony Hale

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Amazon (DVD „What Josiah Saw“)

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

What Josiah Saw
fazit
„What Josiah Saw“ wird zwar als Horrorfilm verkauft, ist aber mehr Drama über eine völlig zerstörte Familie, die von ihrer Vergangenheit verfolgt wird. Der Blick in die Abgründe ist sehr düster, atmosphärisch, zudem gut gespielt, aber weniger für ein Publikum geeignet, das klare Antworten braucht.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10