Die Freude ist groß bei Eddie (Allan Leech) und Jenny (Fernanda Urrejola), das erste gemeinsame Kind der beiden steht an. Beide haben dabei Kinder aus früheren Beziehungen. So ist Emily (Olivia Simmons) zu Besuch, die Tochter von Eddie, um bei dem großen Moment dabei zu sein. Sorge bereitet ihnen jedoch Jennys Tochter Miranda (Isabelle Anaya), die seit dem Tod des Vaters nie wieder dieselbe war und unter psychischen Problemen leidet. Als Eddie und Miranda für Besorgungen losfahren, geschieht dies auch aus der Hoffnung heraus, dass die beiden sich näherkommen. Stattdessen steht jedoch plötzlich Wade (J.K. Simmons) vor ihnen, der zuvor bereits mehrere Menschen getötet hat und noch lange nicht ans Aufhören denkt …
Familienangelegenheit
Familie ist ein großes Thema bei You Can’t Run Forever. Das fängt schon damit an, dass hier lauter Familienangehörige zusammengekommen sind, um gemeinsam an dem Film zu arbeiten. So spielt J. K. Simmons die Hauptrolle, seine Ehefrau Michelle Schumacher führte Regie und schrieb das Drehbuch, produziert wurde der Thriller von Michelles Bruder Randle. Sohn Joe Simmons komponierte die Musik. Und auch für Töchterchen Olivia Simmons war noch Platz, sie durfte eine der Nebenrollen übernehmen. Diese ist für die Geschichte zwar mehr oder weniger irrelevant, man hätte sie auch aus dem Film streichen können, ohne dass es jemandem auffallen würde. Aber bei einem solchen Familienprojekt geht es wohl mehr darum, dass alle irgendwie mitmachen, egal in welcher Form.
Auch inhaltlich spielen Familien eine große Rolle. So steht im Mittelpunkt eine Patchworkfamilie, die immer noch damit beschäftigt ist, sich zusammenzuraufen, und die durch einen neuen Zuwachs sich endlich festigen soll. Zu einem gewissen Grad werden sie auch zusammengeschweißt, durch die Erfahrung mit dem brutalen Killer. Damit folgt You Can’t Run Forever einem beliebten Klischee, dass Menschen durch gemeinsam erlebte traumatische Ereignisse zusammenfinden. In Katastrophenfilmen hat man beispielsweise oft entfremdete Paare, die dann doch wieder die Liebe füreinander entdecken. Originell ist das also nicht, muss es aber auch nicht zwangsläufig sein. Bei einem Thriller kommt es auf andere Punkte an.
Inhaltlich und inszenatorisch missglückt
Leider versagt der Film aber gerade auch in der Hinsicht gewaltig. Der Anfang ist schon unterhaltsamer, wenn Wade auf kaltschnäuzige Weise eine Reihe von Menschen erschießt, ohne dass es einen wirklichen Grund dafür gäbe. Später versuchen Schumacher und ihre Co-Autorin Carolyn Carpenter, einen Grund nachzuliefern. Das macht die Geschichte jedoch kaputt, raubt dem zuvor so bemerkenswert widerwärtigen Antagonisten seine Faszination. Und auch die traurige Vorgeschichte von Miranda schadet mehr, als dass sie nutzt. Für die Handlung ist das alles komplett irrelevant, führt nur zusammen mit dem anderen Flashback dazu, dass You Can’t Run Forever komplett aus dem Tritt kommt. Anstatt sich auf den Jagdaspekt zu konzentrieren, wollte man hier Inhalt bieten und verhob sich dabei völlig.
Wobei auch die Jagd nicht übermäßig gelungen ist. Dass beispielsweise Wade immer an den „richtigen“ Orten auftaucht, ist ein weiteres Beispiel für ein missglücktes Drehbuch. Sinn ergibt das hier alles nicht. Da auch die Figuren wenig bemerkenswert sind, muss man schon sehr suchen, um einen Grund zu finden, sich den Film anzuschauen. Am ehesten geht noch J. K. Simmons als solcher durch. Zumindest die Szenen, in denen er einfach nur böse sein darf, können sich sehen lassen, auch wenn man sich an den Stellen fragen darf, ob eine schwarze Komödie nicht vielleicht doch die bessere Wahl gewesen wäre. Die beste Wahl ist aber ohnehin, You Can’t Run Forever einfach zu ignorieren. So schön es für die Familien Schumacher und Simmons sein mag, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen: Man muss nicht unbedingt bei jedem Familienfest dabei sein.
OT: „You Can’t Run Forever“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Michelle Schumacher
Drehbuch: Michelle Schumacher, Carolyn Carpenter
Musik: Joe Simmons
Kamera: Pietro Villani
Besetzung: J.K. Simmons, Fernanda Urrejola, Isabelle Anaya, Allen Leech, Olivia Simmons, Max Garfin, Nathan Vincenti
Amazon (DVD „You Can’t Run Forever“)
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