Your Lucky Day – Das große Los

Die Freude ist groß bei Mr. Laird (Spencer Garrett), als er ein Lotterielos kauft und kurze Zeit später feststellt, dass dieses 156 Millionen US-Dollar wert ist. Das bleibt auch den anderen in dem kleinen Laden nicht verborgen. Der Kleinkriminelle Sterling (Angus Cloud) fackelt nicht lange, will das Los für sich haben. Aber auch die hochschwangere Ana (Jessica Garza), ihr Freund Abraham (Elliot Knight), Ladenbesitzer Amir (Mousa Hussein Kraish) und der Polizist Cody (Sterling Beaumon) werden auf die enorme Summe aufmerksam, die direkt vor ihren Augen darauf wartet, an sich genommen zu werden. Ehe sie es sich versehen, werden sie alle in eine Geschichte mit vielen Leichen, aber ungewissem Ausgang hineingezogen …

Geld führt in menschliche Abgründe

Dass Geld die schlechten Seiten der Menschen hervorholen kann, ist kein Geheimnis. Beispiele dafür gibt es schließlich genug, ob nun in der Realität oder in fiktionalen Geschichten. Das Krimigenre lebt maßgeblich davon, dass manche aus Gier Verbrechen bis hin zum Mord begehen. Während es dort aber darum geht, dass das Publikum an der Seite der Ermittelnden herausfinden muss, wer das Verbrechen begangen hat, da sind wir bei Your Lucky Day – Das große Los live dabei, wie diese Verbrechen begangen werden. Die Frage ist also nicht, was geschehen ist, sondern was sonst noch alles geschehen wird. Und das ist eine Menge, im Laufe der anderthalb Stunden Laufzeit geht es in dem Thriller hoch her – und das ohne überhaupt vor die Tür gehen zu müssen.

Tatsächlich spielt nahezu die gesamte Geschichte innerhalb des besagten Ladens. Visuell mag das nicht besonders abwechslungsreich sein, zumal der Laden recht klein ist. Der Spannung schadet das aber nicht. Es trägt sogar zur Atmosphäre von Your Lucky Day – Das große Los bei, wenn das hier alles so beengt ist. Man bekommt schnell das Gefühl, in den Räumlichkeiten gefangen zu sein. Es gibt dann auch keinen wirklichen Ausgang, zumindest keinen, den man ohne Weiteres erreichen könnte. Denn da sind noch die anderen Leute, die ein ebenso großes Interesse daran haben, das Geld an sich zu nehmen. Sterling mag der skrupelloseste sein und als Erster handeln, als er die Gelegenheit für schnellen Reichtum sieht. Das heißt aber nicht, dass die anderen nicht ebenfalls Grenzen überschreiten würden. 156 Millionen? Das sind schon jede Menge Gründe.

Wer ist schon gut?

Regisseur und Drehbuchautor Daniel Brown, der mit Your Lucky Day – Das große Los einen gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahr 2010 erweitert und damit sein Langfilmdebüt gibt, scheint dabei keine besonders hohe Meinung von den Menschen zu haben. Zumindest werfen diese bei ihm schnell Skrupel über Bord, wenn es um derart absurde Summen geht. Interessant ist dabei, wie er die unterschiedlichsten Leute zusammenführt, vom Kleinkriminellen über unbescholtene Normalos bis zur Polizei, dabei aber eindeutige Einteilungen in gut und böse vermeidet. Nur weil jemand bislang kein Verbrechen begangen hat, heißt das nicht, dass das so bleiben muss. Wenn die Gelegenheit es erfordert, so die Moral des Films, kann das sehr schnell gehen.

Das macht den Thriller, der 2023 beim Fantastic Fest Premiere feierte, schön unvorhersehbar. Sicher, Ana und Abraham sind innerhalb dieser Gruppe noch das kleinste Übel, weshalb das Publikum am ehesten dazu neigt, diese anzufeuern. Aber sie sind nicht so heldenhaft, dass eindeutig klar wäre, dass sie überleben müssen. Es gibt zudem einige Wendungen, der Film geht da schon noch eigene Wege. Letzten Endes ist Your Lucky Day – Das große Los zwar nicht ganz so mutig, wie man sich das vielleicht wünschen durfte, das hätte gern noch etwas extremer werden dürfen. Dennoch ist der Genrebeitrag unterhaltsam und zudem recht gut gespielt. Dabei bleibt gerade auch der kürzlich verstorbene Angus Cloud (Abigail) in Erinnerung, der als schmieriger Kleinverbrecher letztendlich die Hölle lostritt, in die alle anderen hineingezogen werden.