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Brief einer Unbekannten

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„Brief einer Unbekannten“ // Deutschland-Start: 24. Februar 1950 (Kino) // 27. April 2007 (DVD)

Inhalt / Kritik

Von dem Moment an, als sie ihn erblickt, ist Lisa (Joan Fontaine) verliebt in den Musiker Stefan Brand (Louis Jourdan). Den anderen Mietern in ihrem Wohnhaus wie auch Lisas Eltern geht der neue Mieter mit seinem ständigen „Geklimpere“ auf dem Klavier zwar gehörig auf den Geist, doch Lisa kann sich nichts Schöneres vorstellen, als ihm beim Proben für einen seiner zahlreichen Auftritte zu lauschen. Auch als ihre Eltern von Wien nach Linz ziehen, kehren die Gedanken der jungen Frau immer zurück zu dem Musiker in ihrer alten Heimat, sodass sie sogar den Antrag eines an ihr interessierten Soldaten ausschlägt und in die österreichische Hauptstadt zurückkehrt.

Dort gelingt ihr schließlich das, wovon sie schon immer geträumt hat: Eines Tages wird Brand auf sie aufmerksam und auch er ist vom ersten Moment an bezaubert von Lisa. Die beiden verbringen einen romantischen Abend miteinander und schwören sich, dass sie, wenn Stefan von seinen Verpflichtungen in Italien zurück ist, sich nie wieder trennen werden. Doch abermals legt ihnen das Schicksal einen Stein in den Weg.

Die Illusion eines anderen Lebens

Brief einer Unbekannten beruht auf der Novelle gleichen Titels des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig, dem mit diesem Werk der internationale Durchbruch gelang. Vor allem sein Film Liebelei, basierend auf einem Werk Arthur Schnitzlers, überzeugte die Produzenten, dass Max Ophüls die richtige Wahl für die Regie sein würde, was sich sowohl in künstlerischer wie auch kommerzieller Hinsicht als erfolgreich erweisen sollte. Brief einer Unbekannten ist ein ganz besonderer Film, nicht zuletzt, weil die Geschichte einige der Hauptthemen von Ophüls’ Werk bedient, sodass sich ein Vergleich mit anderen bekannten Filmen von ihm anbietet. Abermals geht es um einen besonderen Moment im Leben eines Menschen, der zu einer Wahl zwischen der wahren Liebe und der Verpflichtung führen muss.

Wenn es darum geht, wie man ein Leben erzählt oder darstellt, liegt der Vergleich mit einem Zirkus nahe. Max Ophüls hat diese Metapher mehrmals in seinen Film aufgegriffen, besonders deutlich in Lola Montez, dessen Rahmenhandlung tatsächlich während einer Zirkusvorstellung in einer Manege spielt. Diese direkten visuell-narrativen Momente gibt es in Brief einer Unbekannten gewiss nicht, dennoch verweist die Dramaturgie sowie die Struktur der Geschichte auf die Sensation eines Moments, der Begegnung der beiden Hauptfiguren, welche für beide lebensbestimmend und deswegen schicksalhaft sein soll.

Immer wieder spielt Ophüls in seiner Inszenierung mit verschiedenen Methoden der Illusion, beispielsweise, wenn die beiden Liebenden in einer Kutsche unterwegs zu verschiedenen Orten auf der Welt sind, wobei man schnell merkt, dass sie sich auf einer Art Karussell befinden. Wie bei so vielen der Charaktere, die uns in den Werken Ophüls’ begegnen, liegt in diesem Moment die Illusion eines anderen, alternativen Lebens vor, die aber, wie die Vorstellung eines Zirkus, bald schon vorbei ist oder die wir schnell als eben das enttarnen, was sie ist, als reine Fantasie.

Der ewige Moment

Was für Ophüls der ewige Moment ist, der das Leben der Figuren bestimmt, ist in Zweigs Novelle die unerhörte Begebenheit. Keiner, außer den Zuschauern, ist dabei, um zu bezeugen, was sich zwischen den beiden Figuren abgespielt hat, wobei vor allem die von Joan Fontaine gespielt Lisa natürlich darauf achten muss, dass ihre Gefühle für eine Liebelei, als für flüchtig gehalten werden. Man kann aus heutiger Sicht gewiss darüber streiten, inwiefern die Schauspielerin als Jugendliche glaubhaft wirkt, jedoch ist ihre Darstellung einer innerlich zerrissenen Person sehr interessant. Die Rahmenhandlung eines von ihr geschriebenen Briefes an Stefan, der sich nun wieder an sie erinnert, mag als Versuch verstanden werden, nicht nur diesen ewigen Moment noch einmal aus ihrer Perspektive zu erleben, sondern Kontrolle über das Narrativ zu erhalten, was die meiste Zeit über von außen, durch ihre Eltern und gesellschaftliche Vorgaben, bestimmt war.

In dem Moment des Schreibens und des Erzählens mag sie ihrer großen Liebe so nah sein wie noch nie. Sie fügt unterschiedliche Momente zusammen, gibt einen Rhythmus vor und interpretiert diese Kapitel ihres Lebens durch ihre Perspektive, ähnlich wie es Stefan als Konzertpianist jeden Abend vor Publikum macht. Ophüls beweist in Brief einer Unbekannten sein Talent für Komposition, wenn er Musik und Bild miteinander verbindet, wie in der Nacht, die Lisa und Stefan miteinander verbringen. Einige Stellen mögen etwas rührselig anmuten, jedoch schmälert dies das Gesamtbild nicht, wenn Ophüls mit dem Ende der Rahmenhandlung den Schlussstrich zieht und damit mehrere Handlungsfaden verbindet.

Credits

OT: „Letter from an Unknown Woman“
Land: USA
Jahr: 1948
Regie: Max Ophüls
Drehbuch: Howard Koch
Vorlage: Stefan Zweig
Musik: Daniele Amfitheatrof
Kamera: Franz Planer
Besetzung: Joan Fontaine, Louis Jourdan, Mady Christians, Marcel Journet, Art Smith

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fazit
„Brief einer Unbekannten“ ist eine gelungene Literaturverfilmung über Illusion sowie die schwierige Wahl zwischen Verpflichtung und Neigung. Max Ophüls legt einen Film vor, der viele der Themen seines Werkes aufgreift und einige wirklich schöne Momente zu bieten hat.
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