Cowboy Cartel

Die Grenze zwischen den USA und Mexiko ist politisch wie gesellschaftlich ein heißes Pflaster. Viele erinnern sich an das Versprechen Donald Trumps, eine Mauer zu bauen, die dazu beitragen soll, dass gewisse kriminelle Elemente nie wieder in die Vereinigten Staaten kommen sollen. Die Mauer ist natürlich ein Symbol für diese Abschottung, die für eine härtere Einwanderungspolitik besteht, nicht aber die Probleme aufgreift, die vor allem im Grenzgebiet – und zwar auf beiden Seiten – bereits seit vielen Jahren vorliegen. Nach wie vor definieren Drogenhandel und Bandenkriminalität den Alltag vieler Menschen auf beiden Seiten der Grenze, denn jedem Kartell ist klar, dass derjenige, der diese kontrolliert, die Macht hat und damit den Reichtum.

Von daher wundert es nicht, dass nicht erst seit dem Krieg gegen die Drogenkriminalität unter der Reagan-Administration die Polizei wie auch die Bundesbehörden die Grenzregion ganz genau beobachten. Dorthin versetzt zu werden, ist für viele FBI-.Agenten eine Herausforderung, ebenso für Scott Lawson, der nach dem Abschluss seiner Grundausbildung ausgerechnet an die US-mexikanische Grenze kam. Lawson, gebürtig aus Tennessee, konnte noch nicht einmal Spanisch, als er nach Laredo, Texas versetzt wurde und wo er schon bald eine erste Ermittlung leiten würde, die den Beginn des Falls eines der mächtigsten Kartelle Mexikos nach sich ziehen sollte.

Die vier Episoden der für Apple TV+ produzierten Doku-Serie Cowboy Cartel erzählen die Geschichte dieser Ermittlung. Jedoch geht es nicht nur darum, wie diese sich zu einem Fall entwickelten, der schon bald zu einem der wichtigsten gegen die Macht der Drogenkartelle wurde, sondern es geht auch darum, wie diese Organisationen das Leben vieler, auf ihrer Seite der Grenze und darüber hinaus beeinflussen. Zugleich geht es um den Versuch, ein legales Schlupfloch zu finden, was der Erfüllung eines Traumes gleichkommt.

Die vier Episoden der Dokumentation starten zwar mit Lawson, gehen aber schon bald darüber hinaus und zeigen parallele Entwicklungen, die sich immer mehr verdichten und den eben genannten Einfluss der Kartelle verdeutlichen. Cowboy Cartel ist sehr spannend und schockierend für alle diejenigen, die meinen, eine Schließung der Grenzen oder eine Mauer, wie sie Trump definierte, könnte dem Verbrechen Einhalt gebieten. Vielmehr erfordert es entschiedenes Handeln, Kooperation und den richtigen Augenblick. Dieser bot sich an, als Lawson der Versteigerung eines Pferdes beiwohnte und man den Käufer etwas genauer unter die Lupe nahm.

Pferde und Drogen

Cowboy Cartel ist die neueste True-Crime-Dokumentation auf Apple TV+. Wie für ein solches Projekt üblich, kommen nicht nur die Ermittler selbst zu Wort, denn darüber hinaus beleuchten Autoren wie Melissa del Bosque, die das Sachbuch, auf dem die Serie beruht, schrieb, genauer die Geschichte der Kartelle, der teils blutige Kampf um die Grenze bzw. deren Kontrolle und zugleich die Gefahr, die von diesen Organisationen ausging und sich eben nicht nur auf Mexiko beschränkte. Interessant ist dabei, dass es sich bei dem Fall keineswegs um eine Ermittlung wegen Mordes oder Erpressung handelte, vielmehr ging es um Betrug, Steuerhinterziehung und Geldwäsche, sodass man davon sprechen kann, dass es sich um einen Kampf handelte, der mit Papier ausgefochten wurde.

Daneben greifen die Macher auf eine ganze Reihe von Archivmaterial zu dem Fall sowie anderen Elementen zurück, beispielsweise die Entstehung des Los Zetas-Kartells, mit dem es Lawson und die anderen Beamten aufnahmen. Insgesamt ist dies solide True-Crime-Kost, die nichts falsch macht und besonders von den zahlreichen Gesprächspartnern lebt, die den Zuschauer in eine Welt einführen, die für viele Gottseidank fremd ist und deren Dimensionen man sich noch nicht einmal vorstellen kann.