Im Leben von Robert Forester (Paddy Considine) läuft es nicht so wirklich, die Scheidung von seiner Frau Nickie (Caroline Dhavernas) hat ihm schon zugesetzt. Frieden findet er nur, wenn er heimlich Jenny Thierolf (Julia Stiles) daheim beobachtet. Dabei geht es nicht darum, dass er unbedingt mit ihr zusammen sein wollte. Aber sie in ihrem Alltag zu sehen und wie sie darin ihr persönliches Glück gefunden hat, lässt ihn sein eigenes Unglück vergessen. Kompliziert wird es jedoch, als er dabei eines Tages von ihr erwischt und zur Rede gestellt wird. Als er ihr seine Situation erklärt, reagiert sie mit Verständnis, lädt ihn sogar in ihr Haus ein. Kurze Zeit später überschlagen sich die Ereignisse: Jenny verlässt ihren Freund Greg Wyncoop (James Gilbert) und will lieber mit Robert zusammen sein – was für alle Beteiligte schwerwiegende Folgen hat …
Dritte Adaption des Thrillerklassikers
Patricia Highsmith wird gerne mal als US-amerikanisches Pendant zu Agatha Christie beschrieben, schließlich handelt es sich bei den beiden um die wohl bekanntesten Autorinnen im Krimi- bzw. Thrillerbereich. Und doch hinkt der Vergleich. Während Christie größeren Wert auf komplexe Fälle legte und das Publikum mit kniffligen Rätseln lockte, war ihre Kollegin mehr an den Figuren interessiert. Das ist bei den diversen Adaptionen nicht anders. Ob es die Serie Ripley über den High-Society-Betrüger war oder auch Die zwei Gesichter des Januars, viel zu grübeln ist da nicht. Sehenswert waren diese Titel als sehr gut gespielte Porträts, weniger der Handlung wegen. Und auch bei Der Schrei der Eule stehen in erster Linie die Figuren im Mittelpunkt sowie die wechselseitigen Beziehungen.
Grundlage für den Thriller von 2009 lieferte der gleichnamige Roman von 1962, der bereits 1987 zweimal verfilmt wurde – einmal von Regielegende Claude Chabrol, einmal als deutscher Fernsehfilm. Da darf man sich natürlich fragen, ob es noch eine weitere Adaption brauchte, zumal der dritte Der Schrei der Eule dem Original nicht viel hinzuzufügen hat. Am ehesten kommt wohl noch die Besetzung dafür in Frage. Mit Paddy Considine und Julia Stiles hat man zwei bekanntere Talente für die Hauptfiguren gefunden, auch wenn sie vielleicht nicht die ganz großen Stars sind. Schauspielerisches Talent ist zudem wichtig bei einer derart personenbezogenen Geschichte. Da steht und fällt alles mit den Schauspielern und Schauspielerinnen, die ihnen Leben einhauchen sollen.
Figuren jenseits der Realität
Leider gelingt es ihnen aber nicht wirklich, das Ganze glaubwürdig umzusetzen. So scheint es in der Welt von Highsmith nur psychisch gestörte Menschen zu geben. Bei Robert wird das noch einigermaßen begründet mit Verweis auf dessen Depressionen. Die Idee, dass er anfangs einer glücklichen Frau zusieht und darin selbst Glück findet, ist auch interessant. Später wird es aber schon sehr unsinnig. Vieles wird nicht mehr erklärt, die Figuren verhalten sich völlig willkürlich, zum Teil auch widersprüchlich. Nun sind Widersprüche nicht per se verkehrt, können Ausdruck komplexer Persönlichkeiten sein. Zumindest Robert ist auch ambivalent gehalten. Bei Der Schrei der Eule bleibt aber nur zurück, dass sie alle einen Knall haben, was hier mit einem größtmöglichen Ernst zelebriert wird. Spannend ist das weniger, eher reichlich nervig.
Das heißt nicht, dass es zwischendurch nicht auch mal spannend wird. Eben weil irgendwie alle bescheuert sind und nicht unbedingt den besten Charakter haben, darf man sich fragen, was da nun wirklich geschieht. Später wird auch kurz angedeutet, dass die Geschichte einem Plan folgt, nur um dann doch wieder zu kollabieren. Das soll dann alles sehr tragisch sein, von entfesselten Leidenschaften erzählen, rasender Eifersucht und allgemein von überlebensgroßen Gefühlen. Und doch darf einen Der Schrei der Eule völlig kalt lassen, wenn völlig unsympathische Menschen komplett an der Realität vorbei agieren. Wäre da nicht eine unschuldige Person, die in Mitleidenschaft gezogen wird, es könnte einem völlig egal sein, was da geschieht.
OT: „The Cry of the Owl“
Land: USA, Kanada, UK, Deutschland, Frankreich
Jahr: 2009
Regie: Jamie Thraves
Drehbuch: Jamie Thraves
Vorlage: Patricia Highsmith
Musik: Jeff Danna
Kamera: Luc Montpellier
Besetzung: Paddy Considine, Julia Stiles, Karl Pruner, James Gilbert, Caroline Dhavernas
Amazon (Roman „Der Schrei der Eule“)
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