Die Rettung der uns bekannten Welt
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Die Rettung der uns bekannten Welt

„Die Rettung der uns bekannten Welt“ // Deutschland-Start: 11. November 2021 (Kino)

Inhalt / Kritik

Seit dem Tod seiner Frau zieht Hardy (Til Schweiger) seine drei Kinder notgedrungen allein auf. Das geht mal besser, mal schlechter. Die gemeinsame Geburtstagsfeier am Grab endet auf jeden Fall im Desaster. Vor allem aber sein Ältester Paul (Emilio Sakraya) macht ihm regelmäßig Sorgen, gerade hat er wieder etwas Blödes an der Schule angestellt und wird deswegen suspendiert. Als es kurze Zeit später daheim zu einer Katastrophe kommt, weil der Teenager entgegen seinen Versprechungen nicht auf die jüngeren Geschwister aufgepasst hat, knallt es und dem völlig überforderten Vater gehen die Sicherungen durch. Paul zieht daraufhin völlig aufgelöst von dannen und begeht beinahe Selbstmord, im letzten Moment entschließt er sich anders. In der Hoffnung, dem kriselnden Jugendlichen zu helfen, bei dem eine bipolare Störung diagnostiziert wurde, bringt er ihn in ein Therapiezentrum für psychisch kranke Jugendliche …

Der Alltag mit einer bipolaren Störung

In den 2000ern und 2010ern führte fast kein Weg an Til Schweiger vorbei, seine Filme lockten jedes Mal zuverlässig ein Millionenpublikum in die Kinos. Doch wie das so ist: Selbst der größte Ruhm lässt mit der Zeit nach. Tiefpunkt in der Karriere des Regisseurs und Schauspielers war ohne Zweifel Die Rettung der uns bekannten Welt, das Ende 2021 zu einem riesigen Flop wurde. Nicht nur, dass nicht einmal 100.000 Menschen mehr in die Kinos kamen, weshalb Warner Bros., die über Jahre hinweg mit dem Publikumsliebling zusammengearbeitet hatten, die Kooperation komplett abbrachen. Der Film wurde nicht einmal auf DVD veröffentlicht, was angesichts der prominenten Besetzung schon überraschte. Sicher, der Zeitpunkt war nicht ganz günstig, die Corona-Pandemie sorgte allgemein für bescheidene Zahlen. Aber das war schon ein schockierend schlechtes Abschneiden.

Nun stehen kommerzieller Erfolg und filmische Qualität nicht zwangsläufig in Relation zueinander – wie Schweiger selbst immer mal wieder bewies, zuletzt beim katastrophalen Manta Manta – Zwoter Teil. Tatsächlich ist Die Rettung der uns bekannten Welt auch nicht unbedingt schlechter als andere Filme des mitunter umstrittenen Regisseurs. Da waren schon ganz andere Abgründe dabei. Aber es ist ein Werk, über das man sich wirklich aufregen kann, teilweise sogar muss. Dabei muss man Schweiger anrechnen, dass er sich mit dem Thema bipolare Störung wirklich etwas vorgenommen hat. Dieses dürften viele vor allem mit berühmten Kreativen in Verbindung bringen, wo die manischen Phasen große Kunstwerke zur Folge haben können, bevor die depressive Phase einsetzt. Hier interessierte man sich aber mehr dafür, wie diese Erkrankung für Normalsterbliche ist – und auch für deren Angehörigen.

Mal gut, mal inakzeptabel

Schweiger gelingt dabei schon der eine oder andere gute Moment, bei dem Mädchenschwarm Emilio Sakraya (Rheingold) auch einmal sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellen durfte. Schwierig ist aber, dass Schweiger diesen ernsten Stoff mit Humor verbinden wollte. Und der ist mal wieder unterirdisch. Dass der für ihn typische Toilettenhumor, der hier sogar wörtlich genommen werden sollte, nicht unbedingt zum Szenario passt, ist klar. Eine Unverschämtheit ist aber, wie Die Rettung der uns bekannten Welt die anderen Jugendlichen in der Klinik zu Witzfiguren degradiert. Menschen mit Autismus oder einem Tourette-Syndrom mit solchen, die eine bipolare Störung haben, in dieselbe Therapiegruppe zu stecken, das ist schon respektlos, zumal es eben auch da zu grauenvoll plumpen Gags kommt.

Die Nebenhandlung rund um Hardys Kollegin Anni (Bettina Lamprecht), die sich in ihn verliebt und damit zu einem eigenen Neustart verhilft, hätte man sich ebenfalls schenken können. Schließlich haben Schweiger und Lo Malinke beim Drehbuch auf jegliche Persönlichkeit verzichtet. Auf diese Weise hätte der Film vielleicht eine akzeptable Laufzeit geschafft, anstatt mit 135 Minuten mal wieder deutlich am Ziel vorbeizuschießen. Aufgrund der besagten guten Szenen und eines sympathischen Einsatzes für Menschen mit psychischen Störungen ist Die Rettung der uns bekannten Welt besser, als das das katastrophale Einspielergebnis vermuten lässt. Eine Mainstream-Tragikomödie, die eine solche Erkrankung anspricht, ohne sie beschönigen zu wollen? Das muss man erst einmal finden. Das allein macht aus dem Ergebnis aber keinen guten Film. Vielmehr darf man deswegen umso enttäuschter sein, was daraus am Ende gemacht wurde.

Credits

OT: „Die Rettung der uns bekannten Welt“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Til Schweiger
Drehbuch: Til Schweiger, Lo Malinke
Musik: Martin Todsharow
Kamera: René Richter
Besetzung: Emilio Sakraya, Til Schweiger, Bettina Lamprecht, Tijan Marei, Emma Schweiger, Emily Cox, Herbert Knaup, Sebastian Schneider, Anselm Bresgott

Bilder

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Die Rettung der uns bekannten Welt
fazit
„Die Rettung der uns bekannten Welt“ versucht sich an dem schwierigen Thema bipolare Störung, beobachtet bei einer ganz gewöhnlichen Familie. Da sind einige gute Szenen dabei, aber auch ganz viele völlig verhunzte, wenn Til Schweiger mit grauenvollen Witzen quält und einige mindestens fragwürdige Ideen zu psychischen Problemen hat.
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