Als sich Alice (Anny Ondra) mit ihrem Verlobten Frank (John Longden), einem Polizisten bei Scotland Yard, trifft, kommt es in einem Restaurant wegen einer Nichtigkeit zum Streit zwischen ihnen. Aus Wut über die Meinungsverschiedenheit beginnt sich Alice mit dem Maler Crewe (Cyril Ritchard) zu unterhalten und interessiert sich immer mehr für den Mann, der sie schließlich einlädt, mit ihm in seine Wohnung und sein Atelier zu kommen. Dort angekommen lässt sich Alice die Komplimente und Schmeicheleien des Künstlers weiterhin gefallen, ist aber darauf bedacht, seine weiteren Annäherungsversuche abzuwehren. Schließlich lässt sich Crewe nicht mehr lange hinhalten und versucht, sie zu vergewaltigen, sodass es zu einem kurzen Handgemenge kommt, in dessen Folge Alice ein Brotmesser ergreift und ihren Angreifer damit ersticht.
Unter Schock zieht sie sich wieder an, verwischt alle Spuren in der Wohnung und irrt durch die nächtlichen Straßen Londons, nur um kurz vor dem Morgengrauen beim Heim ihrer Eltern aufzutauchen. Jedoch kommt die junge Frau auch dann noch nicht zur Ruhe, denn jemand hat sie beim Verlassen von Crewes Wohnung gesehen und will sie und ihre Eltern erpressen, wenn sie eine Anklage wegen Mordes und damit die sichere Todesstrafe für sich verhindern will.
Vom Stumm- zum Tonfilm
Erpressung oder Blackmail, wie der Film im Original heißt, ist einer der wenigen Filme Alfred Hitchcocks, von denen mehr als eine Fassung existieren. So wurde der Film als Stummfilm begonnen, doch wegen der steigenden Popularität der „Talkies“, entschied man dich, einen Teil von Erpressung als Tonfilm zu drehen. Noch heute kann man beide Versionen des Filmes auf dessen Heimkinoveröffentlichungen ansehen. Dieser Umstand ist deswegen von Relevanz, weil nicht zuletzt der Einsatz von Ton den Film besonders macht und verdeutlicht, wie Hitchcock und sein Team diverse Töne oder gar Musik zur Erhöhung der Spannung einsetzen, was auch noch aus heutiger Sicht überzeugt. Darüber hinaus sieht man vor allem dem Schauspiel den Wechsel von Stumm- zum Tonfilm an, sowie alle Probleme, die sich dabei ergeben.
Man könnte bei der Besprechung von Erpressung sogar so weit gehen und den Film als eine Möglichkeit betrachten, die es Hitchcock ermöglichte, mit dem Einsatz von Ton zu experimentieren. Vom Schauspiel sowie der Handlung her ist der Thriller nämlich nicht gerade eines des ausgeklügeltsten Werke des gebürtigen Briten und zum anderen sind die schauspielerischen Leistungen sehr wechselhaft. Zwar sollte man fairerweise erwähnen, dass dieser als Stummfilm begonnen wurde, aber dennoch kommt man nicht umhin, das übertriebene Spiel Anny Ondras etwas befremdlich zu finden. Auch die männlichen Darsteller, beispielsweise Cyril Ritchard, schießen übers Ziel hinaus in puncto Gestik und Mimik, während John Longden oder später Donald Calthrop als Erpresser ihre Sache durchaus ordentlich machen. Besonders im Zusammenspiel fallen diese Unterschiede sehr ins Gewicht, sodass man zwar handwerklich viel Positives an Erpressung anerkennen kann, aber dennoch attestieren muss, dass der Film nicht wirklich spannend ist.
Die Gedanken einer Schuldigen
Abgesehen von den gerade genannten Aspekten ist Erpressung in puncto Bild und besonders beim Ton ein weiterer Beweis für das Inszenierungsgeschick seines Regisseurs. Visuell wird hier so gut wie alles genutzt, von Überblendungen bis hin zu Detailaufnahmen, um die Anspannung eines Menschen zu zeigen, der in Schuld und Angst lebt. Der Gang Alices durch die nächtlichen Straßen der britischen Hauptstadt ist eine sehr gelungene Sequenz, die dies deutlich macht, wobei sogar das bekannte Glockengeläut Big Bens etwas Bedrohliches hat. Wenn Alice dann beim Frühstück mit ihren Eltern immer wieder das Wort „Messer“ hört“ und dies kombiniert wird mit einigen sehr geschickt gestreuten Bildern, meistens Close-ups, ist dies Teil einer ausgefeilten Spannungsdramaturgie. An diesen Stellen erhebt sich der Film über die wie schon erwähnt eher simple, überschaubare Handlung empor.
OT: „Blackmail“
Land: UK
Jahr: 1929
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Alfred Hitchcock, Benn W. Levy
Musik: Hubert Bath
Kamera: Jack E. Cox
Besetzung: Anny Ondra, Sara Allgood, Cahrles Paton, John Legdon, Donald Calthrop, Cyril Ritchard
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