Der mittlere Westen der USA zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs. Es herrscht Unruhe im Land und die ewigen Weiten sind für viele Siedler der Inbegriff von Freiheit und versprechen unerschlossenen Möglichkeiten. Weiße Pioniere besetzen auf ihrem Zug nach Westen die Gebiete der Apachen, die sich brutal gegen die Landnahme wehren. Aber auch unter den Siedlern herrscht blutiges Chaos. Dabei kreuzen sich die Wege des in die Jahre gekommenen Cowboys Hayes Ellison (Kevin Costner), der jungen Marigold (Abbey Lee), einer Familie aus Banditen und eines Stamms der Apachen, welcher seine Jagdgründe bedroht sieht.
Costners Herzensprojekt – ein Millionengrab?
Laut eigenen Angaben war Horizon ein Passionsprojekt für Kevin Costner, eine Liebeserklärung an das „alte Kino“ und an das Western-Genre. Für das vierteiligen Epos verließ er sogar die Erfolgsserie Yellowstone. Allein die Produktionskosten der ersten beiden Filme belaufen sich zusammen auf 100 Millionen Euro. Davon musste Costner als Produzent, Regisseur und Schauspieler 38 Millionen aus eigener Tasche zahlen. Während die ersten beiden Teile bereits abgedreht sind und noch dieses Jahr in die deutschen Kinos kommen, ist das Schicksal von Horizon 3 und 4 bei finanziellem Misserfolg unsicher.
Mehr Serie als Film
Betrachtet man das vierteilige Epos als Gesamtwerk, erzählt es seine Geschichte voraussichtlich über ungefähr 12 Stunden und ähnelt damit mehr einer Serie als einer Filmreihe. Im ersten Film der Reihe beschränkt sich Kevin Costner fast ausschließlich auf das world building. Trotz der dreistündigen Laufzeit werden so viele Figuren in vergleichsweise kurzer Zeit präsentiert, dass es fast unmöglich wird, einen Überblick zu behalten, geschweige denn eine Verbindung zu diesen aufzubauen. Begonnene Handlungsstränge hängen meist nur lose zusammen und es lässt sich bis auf wenige Ausnahmen kaum ein roter Faden erkennen.
Wenn sich Horizon dann mal Zeit nimmt, genauer auf einzelne Figuren einzugehen, werden die Schwächen des Drehbuchs umso deutlicher. Costner inszeniert sich mit diesem Film in erster Linie selbst. In seiner Version des wilden Westens sind Männer noch Helden oder zumindest „echte Männer“. Die weiblichen Figuren hingegen sind entweder dumm, hilflos oder beides. Einzig die von Abbey Lee gespielte Marigold hebt sich von diesen Klischees ab, allerdings nur, um zur selbstsüchtigen Prostituierten degradiert zu werden. Spätestens anhand der Figuren wird offensichtlich, dass es nie Costners Anspruch war, einen modernen Western zu inszenieren.
Allerdings funktioniert Horizon auch als klassischer Western nicht. Zwar gibt es hin und wieder vielversprechende Szenen mit gut inszenierten Feuergefechten und spannungsgeladenen Auseinandersetzungen, auf die dreistündige Laufzeit betrachtet, reicht das aber nicht aus. Abschließend endet Horizon mit einem Zusammenschnitt aus Szenen der zukünftigen Filme. Diese Sequenz mit Trailer-Charakter fühlt sich allerdings so fehl am Platz an, dass sie ihren Zweck, den Zuschauern Lust auf mehr zu machen, komplett verfehlt.
Ein Lichtblick bei der Inszenierung
Abgesehen von der flachen Geschichte wird den Zuschauern immerhin atmosphärisch und inszenatorisch etwas geboten. Die Landschaftsaufnahmen der ewigen Weite des ruralen Amerikas sehen beeindruckend aus. Handwerklich hält sich Kevin Costner an seinen Vorsatz, eine Hommage an das „alte Kino“ zu liefern, und dreht nicht in Studios und vor Greenscreens, sondern in der Natur Utahs. Sowohl Kostümdesign als auch das Setdesign bestechen ebenso mit Qualität und bieten den Zuschauern damit wenigstens visuelle Eindrücke, welche eine Kinokarte rechtfertigen.
OT: „Horizon“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Kevin Costner
Drehbuch: Jon Baird, Kevin Costner, Mark Kasdan
Musik: John Debney
Kamera: J. Michael Muro
Besetzung: Kevin Costner, Sienna Miller, Sam Worthington, Jena Malone, Owen Crow Shoe, Tatanka Means, Abbey Lee, Tom Payne
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