Immer wieder Dienstag Tisdagsklubben
© Anders Nicander / Anagram Sweden

Immer wieder Dienstag

Immer wieder Dienstag Tisdagsklubben
„Immer wieder Dienstag“ // Deutschland-Start: 12. September 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Zur Feier ihres 40. Hochzeitstags hat Karin (Marie Richardson), die leidenschaftlich gern kocht, ein schönes Menü vorbereitet. Ehemann Sten (Björn Kjellman) führt den Gästen vor, dass er immer noch gut klettern kann und erklimmt einen Hausbalken. Da eilt Karin aufgebracht mit seinem Handy herbei, auf dem sich seine Geliebte gemeldet hat. Sten fällt vor Schreck herunter und landet mit verletzter Wirbelsäule im Krankenhaus. Karin geht innerlich auf Abstand zu Sten. Sie begegnet der ehemaligen Schulfreundin Monika (Carina Johansson), die Karin und ihre Freundin Pia (Sussie Eriksson) überredet, einen Kurs beim Meisterkoch Henrik (Peter Stormare) zu besuchen. Der mürrische Mann findet Gefallen an der selbstbewussten Karin, die beim Kochen gerne improvisiert. Die drei Freundinnen fassen sogar die Gründung einer eigenen Cateringfirma ins Auge. Aber Karin muss sich auch um Sten kümmern, der wieder zuhause sitzt und betreut werden will.

Sinnliche Genüsse und Herzklopfen

Sind 40 Jahre Ehe wirklich ein Grund zum Feiern? In der schwedischen Komödie der Regisseurin Annika Appelin und der Drehbuchautorin Anna Fredriksson behauptet einmal jemand, das Gegenteil sei doch der Fall. Man müsse Menschen bedauern, die es so lange miteinander ausgehalten haben. Karin hatte einst, als ihre Tochter zur Welt kam, den Traum einer beruflichen Karriere als Köchin begraben. Aber nun, am Beginn des dritten Lebensabschnitts, ergreift sie die Chance, sich neu zu orientieren. Statt sich lange über die Untreue des Gatten zu grämen, sucht sie die Gesellschaft zweier Freundinnen, entwickelt eine Geschäftsidee und erlebt ein amouröses Abenteuer.

Kulinarische Genüsse und Romantik gehen im Film ja nicht selten Hand in Hand. Begegnen sich zwei Kochbegeisterte, können sie sich gegenseitig neue Welten erschließen. Mika Kaurismäki erzählte 2019 in Master Cheng in Pohjanjoki von einem chinesischen Koch, den es in ein finnisches Dorflokal verschlug, wo er der Liebe begegnete. In Bella Martha aus dem Jahr 2001 verliebte sich die von Martina Gedeck gespielte Köchin in einen italienischen Kollegen. Im Kurs des renommierten Restaurantkochs Henrik lernen Karin und die anderen schwedischen Teilnehmer*innen, asiatische Gerichte zuzubereiten. Sie werden auch mit der Strenge des Küchenchefs konfrontiert, der keine Abweichung von seinen Regeln duldet und mittelmäßige Ergebnisse nicht akzeptiert. Von Karin jedoch kann er selbst etwas Wichtiges lernen, nämlich die Eigenleistung und Kreativität anderer zu würdigen. Karin bringt ihn überhaupt dazu, sich anderen Menschen zuzuwenden und mit der Gruppe Spaß zu haben. Vom gegenseitigen Respekt beim Kochen ist es bis zur Liebe nicht mehr weit.

Eine Frau, die wie 60 aussehen darf

Die Wohlfühlkomödie bleibt stets leicht und unterhaltsam. Es verblüfft, dass Karin, kaum dass sie die Untreue des Gatten entdeckt hat, für ihn schlagartig keinen Blick mehr übrig hat. Offenbar fehlte ihr einfach das Bewusstsein, dass es einen Unterschied zwischen Gewohnheit und Glück gibt. Karins Geschichte wirkt so einerseits realitätsnah, andererseits aber wird ihr dramatischer Anteil auch sehr beiläufig abgespult. Davon ausgenommen bleibt zum Glück der wiederholte Hinweis, dass sich Eheleute nach vier gemeinsamen Jahrzehnten einander auch verpflichtet fühlen können.

Angenehm realitätsnah wirkt auch das Spiel der Hauptdarstellerin Marie Richardson. Schon dass ihr Gesicht nicht zurechtgeschminkt ist, um Karins Alter zu kaschieren, hebt den Film positiv vom Mainstream amerikanischer Prägung ab. Karin muss nicht strahlend und frisch aussehen wie eine 30-Jährige. Aber trotz ihrer Unscheinbarkeit besitzt sie eine natürlich wirkende Energie und Lebensfreude, die sich in ihrem Verhalten zeigt. Auch in den Nebenrollen gibt es interessante Entdeckungen. So umwirbt einer von Henriks jungen männlichen Kursteilnehmern Karins Tochter mit einer wilden Tanznummer, die seine Konkurrenz aus dem Feld schlägt. Diese leichte filmische Kost mag zwar recht harmlos sein, aber sie entlässt einen nicht mit dem Gefühl, die eigene Zeit vergeudet zu haben.

Credits

OT: „Tisdagsklubben“
Land: Schweden
Jahr: 2022
Regie: Annika Appelin
Drehbuch: Anna Fredriksson
Musik: Lasse Enersen
Kamera: Andreas Wessberg
Besetzung: Marie Richardson, Peter Stormare, Sussie Eriksson, Carina Johansson, Björn Kjellman, Ida Engvoll, Klas Wiljergård, Maria Sid

Bilder

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Immer wieder Dienstag
fazit
Ausgerechnet am 40. Hochzeitstag entdeckt die Hauptfigur dieser schwedischen Komödie, dass ihr Gatte untreu ist. Ihre Leidenschaft für das Kochen, ihre Freundinnen und ein interessanter Mann bewahren sie jedoch vor langem Kummer. Das geerdete, natürliche Spiel Marie Richardsons und die Leichtigkeit der Inszenierung sorgen für angenehme Unterhaltung.
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