Eigentlich wollte Agatha Ardry (Katharina Thalbach) ja nur schnell einen Anruf tätigen, als sie in die Telefonzelle stürmt. Daraus wird aber nichts, liegt dort doch die Leiche der Postangestellten Una Quick. Für sie ist das schrecklich aufregend, schreibt sie doch an ihrem ersten Kriminalroman. Ein bisschen unangenehm ist es aber auch, zumal die Polizei auf der völlig falschen Spur ist. Es hilft nichts, ihr Neffe Melrose Plant (Götz Schubert) soll das alles richten. Währenddessen begibt sich Inspektor Richard Jury (Fritz Karl), der beste Mann Scotland Yards, gemeinsam mit Sergeant Alfred Wiggins (Arndt Schwering-Sohnrey) auf Spurensuche. Dabei ist Eile geboten, denn es bleibt nicht bei dieser einen Leiche. Eine Reihe bizarrer Todesfälle hält bald das zuvor so beschauliche Dorf Ashdown Dean außer Atem …
Zu Besuch im Ausland
Es kommt in Filmen immer mal wieder vor, dass ein Ensemble so tut, als sei es aus einem anderen Land. Das lässt sich etwa an den Donnerstagabendkrimis im Ersten beobachten, die in Barcelona, Kroatien oder Frankreich spielen, dabei aber überwiegend deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen verwenden. Auch die Herzkino-Dauerbrenner Inga Lindström und Rosamunde Pilcher verkaufen sich als Dramen aus Schweden und England, obwohl die Besetzung deutsch ist und mit Namen versehen werden, die schon nahe an eine Karikatur herankommen. Das ist bei Inspektor Jury spielt Katz und Maus nicht anders, wo die Figuren ganz besonders britisch klingende Namen tragen. Aber schon das Original war eine Mogelpackung: Geschrieben wurden die zugrundeliegenden Romane von Martha Grimes, einer US-Amerikanerin, die aber offensichtlich mehr Spaß an der britischen Kultur hatte.
Insgesamt 25 Bücher hat die Schriftstellerin rund um Jury verfasst, von denen einige dann als deutsch-österreichische Produktion adaptiert wurden. Inspektor Jury spielt Katz und Maus ist dabei der dritte von vier Filmen, die gedreht wurden. Vorkenntnisse braucht es keine. Zwar gibt es hier wiederkehrende Figuren – neben dem Protagonisten sind auch Wiggins, Adry und Plant mit von der Partie. Der Fall selbst steht aber für sich. Die Figuren sind dann wieder besonders schrullig angelegt. Offensichtlich wollte man sich hier an Inspektor Barnaby und ähnlichen Genrevertretern orientieren, wo die Charaktere gern mal ein bisschen schräg sind. Wenn die betagte Tante Ardry von ihrem geplanten Roman erzählt und bei den Ermittlungen fachsimpelt, ist das ebenso kurios angelegt wie bei dem hypochondrischen Wiggins.
Humor und Idylle
Diese überzogenen Punkte, die nicht weit weg sind von einer Karikatur, wird mit bösartigen Morden kontrastiert, wie man das von solchen Filmen gewohnt ist. Und auch das idyllische Örtchen wird als Kontrastmittel verwendet. So erwartet das Publikum bei Inspektor Jury spielt Katz und Maus gemütliche Pubs, akkurat angelegte Vorgärten und rustikale Höfe. Dem Auge wird da also schon einiges geboten. Klar werden dabei Klischees bestätigt. Aber das ist aufgrund des humorvollen Tons nicht ganz so schlimm, man hat hier bei fast allem das Gefühl, dass es von einem gewissen Augenzwinkern begleitet wird. Die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen unterhalten werden.
Das funktioniert auch, solange man seine Erwartungen nicht zu hoch ansetzt. Beispielsweise ist der Fall bei aller Skurrilität nicht der komplexeste. Es mangelt da schon etwas an Alternativen, wer es denn gewesen sein könnte. Zu rätseln gibt einem mehr das Motiv, wenn lange nicht klar ist, worum es eigentlich geht. Erst auf den letzten Metern wird, auch da ist der Krimi klassisch, die entscheidende Spur entdeckt. Wer eine Vorliebe für Genrevertreter hat, die gleichzeitig etwas verschroben und rustikal sind, dazu noch bewusst altmodisch, kann es auf jeden Fall einmal mit Inspektor Jury spielt Katz und Maus versuchen. Das ist schon alles recht solide, weshalb es schade ist, dass die Reihe inzwischen eingestellt wurde, obwohl es insgesamt 25 Romane gab und damit für Nachschub gesorgt wäre.
OT: „Inspektor Jury spielt Katz und Maus“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2016
Regie: Andi Niessner
Drehbuch: Günter Knarr
Vorlage: Martha Grimes
Musik: Marcel Barsotti
Kamera: Georg Diemannsberger
Besetzung: Fritz Karl, Götz Schubert, Marlene Morreis, Arndt Schwering-Sohnrey, Katharina Thalbach
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