Früher einmal, da brachte Charly (Ben Becker) als Clown die Menschen zum Lachen. Doch von diesem Talent ist ihm nicht mehr viel geblieben. Damit ist auch seine eigene Lebensfreude verschwunden, er mag einfach nicht mehr. Also entschließt er sich, sich das Leben zu nehmen, ein Sprung von der Brücke soll sein Leiden beenden. Dummerweise geht dieser Selbstmordversuch aber schief. Dafür trifft er dabei auf die Serienmörderin Karla (Sabine Timoteo), die gerade eine Leiche entsorgen will. Charly verspricht ihr, sie nicht zu verraten, hat dafür aber eine Bedingung: Sie soll auch ihn umbringen und ihm damit die Arbeit abnehmen. Karla lässt sich auf dieses Arrangement ein, muss aber feststellen, dass das alles nicht so einfach ist wie gedacht …
Aus Liebe zum Mord
Sie gehört fest zum Sommerprogramm im ZDF dazu: die Reihe „Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten“. Fünf Filme sind es 2024. Vier davon waren bereits im Kino zu sehen, darunter der originelle Genremix The Ordinaries über das Schicksal einer Film-Nebenfigur, die endlich eine Hauptfigur sein möchte, sowie Das Schwarze Quadrat, bei dem der Diebstahl eines wertvollen Bildes auf einem Kreuzfahrtschiff für reichlich Chaos sorgt. Der einzige Beitrag, der tatsächlich neu ist, das ist Karigula – Monster der Liebe, das etwas versteckt im Nachtprogramm ausgestrahlt wird. Und so wirklich klar ist nicht, was der Film in dieser Reihe zu suchen hat, schließlich ist Regisseur und Autor Carsten Unger bereits Ende 40, seine ersten Kurzfilme hat er vor über 20 Jahren gedreht. Das Ensemble ist auch nicht gerade erst seit gestern im Geschäft.
Das heißt aber nicht, dass man das neueste Werk deswegen vorab abschreiben sollte. Zum einen ist Ungers bislang einziger Langfilm Bastard von 2012 gewesen, ein packendes Psychoduell zwischen zwei perfiden Schülern und einer psychisch gestörten Polizistin. Zum anderen hat auch der neue Film eine vielversprechende Konstellation. Eigentlich sollte man ja meinen, dass ein Selbstmörder und eine Serienmörderin gut zusammenpassen und die Geschichte ein schnelles Ende findet. Unger hatte jedoch eine andere Idee, die durch den Titel Karigula – Monster der Liebe vorweggenommen wird. So kann die Mörderin nur dann tätig werden, wenn sie etwas für das Opfer empfindet. Da ihr Charly aber völlig egal ist, muss er dafür sorgen, dass Gefühle ins Spiel kommen. Nur wie?
Ungewöhnlich, aber nicht wirklich spannend
Die Kombination aus einer mörderischen und selbstmörderischen Figur hat es natürlich schon früher gegeben. Tatsächlich befasste sich einer der Stränge in der Anthologie Paris Paradies kürzlich mit einer ähnlichen Konstellation. Jemanden dazu zu bringen, sich in dich zu verlieben, damit ein Mord möglich ist, das ist jedoch schon eine sehr ungewöhnliche Idee. So ungewöhnlich, dass man gar nicht so genau sagen kann, was Karigula – Monster der Liebe denn eigentlich sein soll. Das ZDF selbst spricht von einer schwarzen Komödie. Romanze wäre aber auch nicht ganz verkehrt. Dann ist es eigentlich tragisch, wenn ein Mensch so sehr vom Leben desillusioniert ist, dass er dieses beenden möchte. Ein Drama also. Und dann wäre da noch die Jagd auf einen Killer, was üblicherweise einen Thriller auszeichnet: Parallel zur Hauptgeschichte erzählt Unger von der Gerichtsmedizinerin Rebecca (Saskia Rosendahl), die Karla auf der Spur ist.
Das klingt je nach Sichtweise wie ein wilder Mix oder maximal unschlüssig. Am Ende stimmt beides ein wenig, man wartet hier die ganze Zeit darauf, dass der Film sich mal entscheidet, was er denn nun eigentlich erzählen will. Damit zusammen hängt ein größeres Manko: Für einen Film über Serienmorde und mörderische Gefühle lässt einen Karigula – Monster der Liebe erstaunlich kalt. Da wird dann viel über Körperteile gesprochen, über das Schlachten. Nichts davon ist aber richtig spannend oder in einer anderen Form unterhaltsam. Zum Ende hin baut Unger noch einmal eine nette Wendung ein, die aber zum einen nicht wirklich zum Rest passt und zum anderen nicht genug ist, um die zwischenzeitliche Einöde vergessen zu lassen. Da hätte man sich nach dem bitterbösen Bastard doch irgendwie mehr erhofft.
OT: „Karigula – Monster der Liebe“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Carsten Unger
Drehbuch: Carsten Unger
Musik: Martina Eisenreich, Johannes Rothenaicher
Kamera: Julian Atanassov
Besetzung: Ben Becker, Sabine Timoteo, Saskia Rosendahl, Farba Dieng, Claudia Lorentz, Gisela Hahn
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