Claude Barras und Cédric Louis, das war in den 2000er Jahren schon ein spannendes Duo, das mit seinen animierten Kurzfilmen auf zahlreichen Festivals zu Hause war. So erzählten sie in Banquise (2005) von einem molligen Mädchen, das lieber ein Pinguin sein möchte, um Hitze und Mobbing zu entkommen. 2007 setzten sie zusammen Sainte Barbe um, das von einer ganz besonderen Opa-Enkel-Beziehung erzählte. 2009 folgte ein weiterer Kurzfilm des schweizerisch-belgischen Gespanns. Erneut setzte es dabei wie schon bei der letzten Zusammenarbeit auf die altehrwürdige Stop-Motion-Technik. Dennoch bewegten sich die beiden mit Land of the Heads in eine recht unerwartete Richtung, wenn sie Bekanntes mit Neuem kombinierten.
So gab es zwar auch vorher schon leichte Fantasy-Elemente. Dieses Mal tauchten sie aber ein ins Horrorgenre und nehmen uns mit in ein abgelegenes Schloss, wo ein Vampirpaar lebt. Richtig glücklich ist dieses nicht, was primär an der Frau liegt. Denn deren Kopf ist in die Jahre gekommen, etwas Junges und Frisches soll her! Das bedeutet, dass der Ehemann Nacht für Nacht umherstreifen muss, um Menschen zu köpfen und so für Nachschub zu sorgen, obwohl er lieber daheim bleiben und musizieren würde. Land of the Heads ist dabei schon auch komisch, wenn der genervte Mann dauernd morden muss, während seine ständig nörgelnde Frau mit nichts zufrieden ist. Barras und Louis sparen aber nicht an Blut, man sieht hier dauernd irgendwelche Leichen. Ein bisschen überraschend ist das schon, da Barras bei seinen Langfilmen Mein Leben als Zucchini (2016) und Savages (2024) ein junges Publikum vor Augen hatte.
Humor und Horror
Das Ergebnis ist bis heute sehenswert. Da trifft eine originelle Geschichte auf eine schöne Optik. Oder das, was man im Rahmen eines solchen morbiden Werks als schön bezeichnen kann. Die Figuren sind ausdrucksstark, es gibt einige nette Details und vor allem eine gelungene Atmosphäre. Die Abwechslung ist nicht ganz so groß, was angesichts der kurzen Laufzeit von gerade mal sechs Minuten aber nicht negativ auffällt. Auch die fehlenden Dialoge stören nicht, da die Geschichte ohne sie auskommt. Land of the Heads folgt einer bestimmten Idee und setzt das dann konsequent um. Am Ende wartet noch eine überraschende und witzige Wendung. Ein bisschen schade ist es schon, dass Barras diesen Ausflug ins Horrorgenre später nicht weiter verfolgte. So gut seine Langfilme sind, man hätte sich auch von diesem Kurzfilm einen Nachschlag erhoffen dürfen.
OT: „Au pays des têtes“
Land: Schweiz, Kanada
Jahr: 2009
Regie: Claude Barras, Cédric Louis
Drehbuch: Cédric Louis, Julien Sulser
Musik: Pierre Yves Drapeau, Normand Roger, Denis Chartrand
Kamera: David Toutevoix
Annecy 2010
Locarno 2024
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