Marinette - Kämpferin. Fußballerin. Legende.

Marinette – Kämpferin. Fußballerin. Legende.

Marinette - Kämpferin. Fußballerin. Legende.
„Marinette“ // Deutschland-Start: 5. September 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Gebannt steht die kleine Marinette Pichon am Rande des Fußballfelds, ihr Wunsch mitzuspielen offensichtlich. Der Trainer der Jungenmannschaft gibt ihr die Chance, obwohl seine Spieler herummotzen, was denn ein Mädchen bei ihnen solle. Auf dem Platz müssen sie der Kleinen wegen ihres Talents jedoch schnell Respekt zollen. Mit diesem Startschuss ist Marinettes Leidenschaft entfacht: Sie sammelt Karten berühmter Fußballspieler, zerreißt ihr Kleid, damit sie spieltaugliche Hosen bekommt und wetzt fortan unentwegt mit dem Ball über die Schul- und Sportplätze. Fußball wird ihr ganzes Leben und bietet ihr einen Lichtblick abseits ihrer schwierigen Familiensituation mit einem gewalttätigen und alkoholabhängigen Vater (Alban Lenoir). Doch mit Unterstützung ihres Trainers (Fred Testot) und ihrer Mutter (Émilie Dequenne) verfolgt Marinette (Garance Marillier) weiter hartnäckig ihren Traum: Profifußballspielerin werden. Doch im Frankreich der 90er Jahre und besonders in einem Sport, der eine traditionelle Männerdomäne darstellt, ist das ganz und gar keine leichte Sache …

Der biografische Hintergrund – alles was ein guter Film braucht?

Die Lebensgeschichte von Marinette Pichon hat zweifellos das Zeug für ein interessantes Biopic. Da gibt es zum einen die sportliche Karriere, die gespickt ist mit Superlativen: Die Stürmerin kämpfte sich aus dem Kleinstadtverein bis in die französische Nationalmannschaft und war bis 2020 auch deren erfolgreichste Torschützin mit 81 Toren bei 112 Länderspielen. Sie war die erste französische Spielerin, die einen Profivertrag unterschrieb (nicht aber etwa in Frankreich, sondern in den USA). Hier kommt auch eine interessante feministische Perspektive hinzu, denn Marinette kritisierte immerzu unverblümt die Tatsache, dass weibliche Athletinnen weniger Gehalt und Mediencoverage erhalten als ihre männlichen Kollegen. Ihre Frustration über die schwierige Lage des Frauenfußballs in Frankreich sorgte letztendlich auch dafür, dass sie ihre Karriere im Alter von nur 31 Jahren beendete.

Daneben ist sie aber auch eine Figur der französischen LGBTQIA+ Szene: Sie war die erste Fußballspielerin Frankreichs, die sich als lesbisch outete. Und zu der damaligen Zeit, noch dazu in einem männerdominierten Umfeld, musste man sicherlich Sorge habe, dass man sich mit einem derartigen Coming Out weitere Steine in den Weg legen würde. (Fun Fact, der nicht im Film enthalten ist: Sie ist auch erst die zweite Frau in Frankreich, der ein Vaterschaftsurlaub genehmigt wurde.) Und zuletzt haben wir auch noch eine Komponente an persönlicher Tragik durch die Gewalterfahrung mit dem Vater, welche sich zudem später noch in einer Partnerschaft wiederholt.

Leider kein cineastischer Treffer

LGBTQIA+ und Sportikone, Feminismus und Drama – das kann doch nur spannend werden! Das dachte sich wohl auch Regisseurin Virginie Verrier, als die die Autobiografie der ehemaligen Stürmerin las und beschloss, diese Story auf die große Leinwand zu bringen. Doch leider gelingt ihr nicht, diese unterschiedlichen und spannenden Aspekte auch in eine eingängige Erzählung zu bringen. In konventionell chronologischer Abfolge bleiben die einzelnen Szenen seltsam zerstückelt und machen es schwer, die eigentlich doch so bewegte und auch bewegende Geschichte als solche zu erleben. Während der Fokus klar darauf liegt, die Stationen und Herausforderungen von Marinettes Karriereweg aufzuzeigen, bleiben der familiäre Hintergrund und die persönlichen Liebesbeziehungen trotz einiger dramatischer Szenen blasse Nebenschauplätze und wirken gelegentlich sogar monoton oder schlicht unverständlich. Da hilft leider auch keine Hommage an die legendäre Joggingsequenz in Rocky.

Credits

OT: „Marinette“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Virginie Verrier
Drehbuch: Virginie Verrier, Marinette Pichon, Fabien Lévêque
Musik: Jean-Fabien Dijoud
Kamera: Xavier Dolléans
Besetzung: Garance Marillier, Emilie Dequenne, Alban Lenoir, Fred Testot, Sylvie Testud

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseurin Virginie Verrier zu treffen. Im Interview zu Marinette – Kämpferin. Fußballerin. Legende. sprechen wir über das Sportdrama und die Gemeinsamkeit aus Frauenfußball und Filmgeschäft.

Virginie Verrier [Interview]

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Marinette – Kämpferin. Fußballerin. Legende.
fazit
Der Film erzählt die Lebensgeschichte der französischen Fußballerin Marinette Pichon, die in vielerlei Hinsicht Vorbild und Pionierin war. Das Sportdrama ist aufgrund der zerstückelten Erzählweise jedoch weniger inspirierend.
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