Micha denkt groß
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Micha denkt groß

„Micha denkt groß“ // Deutschland-Start: 22. August 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Mit seinen Handyspielen ist Micha (Charly Hübner) zu viel Geld gekommen. Doch nun steht der nächste Schritt an: Er verlässt Berlin, wo er sich alles aufgebaut hatte, und kehrt in seine alte Heimat zurück, eine kleine Gemeinde in Sachsen-Anhalt. Dort will er das ehemalige Hotel seiner Eltern aufbauen und massiv erweitern, um eine Wellnessoase für Reiche zu erschaffen. Zumindest Physiotherapeutin Tina (Jördis Triebel), der er den Spa-Bereich verspricht, hat er damit schnell auf seiner Seite. Doch noch bevor es richtig losgehen kann, kommt es zu Verwerfungen, als Tinas Bruder Jonas (Ulrich Brandhoff), der ein Dasein als Ökobauer fristet, feststellt, dass es kein Wasser mehr gibt. Auch Landwirt Hermann (Peter Kurth) hat unter dieser Situation zu leiden. Während Bürgermeisterin Moni (Annet Sawallisch) mit Durchhalteparolen zu beschwichtigen versucht, wollen Micha und der staatskeptische Verschwörungstheoretiker Bernd (Jan Georg Schütte) die Sache selbst in die Hand nehmen und einen Brunnen bauen …

Konfliktreiche Improkomödie

Wenn der vor allem als Schauspieler tätige Jan Georg Schütte selbst Regie führt, weiß ein kundiges Publikum bereits: Jetzt wird viel improvisiert. Das hat er zuletzt in zwei Miniserien bewiesen. In Das Begräbnis kommt eine Familie zusammen, um das verstorbene Oberhaupt zu ehren, und geht sich dabei rasch an die Gurgel. Bei Das Fest der Liebe ist der Anlass etwas schöner, es geht um Weihnachten. Das Prinzip war aber sehr ähnlich. Immer an der Seite von Schütte war dabei Charly Hübner, der jeweils die Hauptrolle übernommen hat. Insofern wundert es nicht weiter, wenn dies auch bei Micha denkt groß der Fall ist, einer erneuten Zusammenarbeit der beiden. Bei der Regie lässt sich das Duo von Lars Jessen unterstützen, ebenfalls ein alter Bekannter. Zu dritt haben sie zuvor an Für immer Sommer 90 gearbeitet – eine weitere Improkomödie fürs Fernsehen.

Wer einen oder mehrere dieser Titel gesehen hat, dürfte daher eine ziemlich gute Vorstellung davon haben, was einen hier erwartet. Das Prinzip ist schließlich immer dasselbe: Ohne festes Drehbuch kommt ein Ensemble zusammen, die Interaktionen der Figuren laufen über kurz oder lang zu komischen Konflikten. Zwei Punkte sind es aber, die Micha denkt groß von den obigen Produktionen unterscheiden. So handelt es sich bei dem Film zwar ebenfalls um eine TV-Produktion, die Premiere fand auch in der Sektion Neues Deutsches Fernsehen beim Filmfest München statt. Dennoch entschloss man sich, dem Film einen regulären Kinostart zu spendieren. Ob er unbedingt in die Lichtspielhäuser gehört, darüber kann man sich natürlich streiten, da man ihm an vielen Stellen seine Fernsehwurzeln ansieht. Immerhin, ein paar schöne Aufnahmen sind drin, wenn sich das Team durch eine vertrocknete Landschaft schlägt.

Gesellschaftlich relevant

Damit hängt der zweite große Unterschied zusammen: Man versucht sich hier an einem gesellschaftlichen Thema. Wo sich die obigen Titel rein auf das Private beschränkten, wird in Micha denkt groß mit der zunehmenden Trockenheit ein reales Problem angesprochen. Jedes Jahr ginge Deutschland eine Wassermenge verloren, die der des Bodensees entspricht, erfahren wir am Ende durch eine Texteinblendung. Das Thema ist wichtig, auch weil es für viele unsichtbar ist. Anders als aber Bis zum letzten Tropfen, ein weiterer deutscher TV-Film zum Wassermangel, wird hier auf einen moralinsauren Ton verzichtet. Man will lieber mit Humor die Zuschauer und Zuschauerinnen darauf aufmerksam machen, wenn aus der Notsituation ein zunehmend grotesker Konkurrenzkampf entsteht.

Dieser ist zwar sinnlos und ziellos. Unterhaltsam ist er aber schon, auch weil das Team eine Reihe markanter Persönlichkeiten entworfen hat, die hier unvermittelt aufeinanderprallen. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich die Titelfigur, ein nie ganz erwachsen gewordener Spieledesigner, der sich hinter nichtssagenden englischen Floskeln versteckt. Ihm gegenüber steht mit Bernd die Karikatur des staatsskeptischen Verschwörungstheoretikers. Der von Schütte selbst gespielte Quasi-Antagonist hat dann auch einige der größten Lacher, wenn er immer wieder den größten Quatsch von sich gibt und dabei zwischen schräg und verstörend schwankt. Eine wirkliche Lösung hat Micha denkt groß dabei nicht anzubieten, will es auch gar nicht. Mehr als ein schwammiges „Lasst uns zusammensetzen und drüber reden“ ist da nicht drin. In einer Zeit, in der aber selbst das eine ferne Utopie zu sein scheint, hat es doch etwas schön Aufmunterndes, wenn bei einem Kasten Bier Leute zusammenkommen, die von der Realität überholt wurden und nach einem Weg zurück suchen.

Credits

OT: „Micha denkt groß“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Lars Jessen, Jan Georg Schütte
Drehbuch: Lars Jessen, Christian Riedel, Jan Georg Schütte, Charly Hübner
Kamera: Moritz Schultheiß
Besetzung: Charly Hübner, Jördis Triebel, Natalia Ruzewiecz, Ulrich Brandhoff, Peter Kurth, Annet Sawallisch, Jan Georg Schütte

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Micha denkt groß
fazit
„Micha denkt groß“ nimmt das bewährte Prinzip einer Improkomödie und verbindet dies mit einem gesellschaftlichen Thema, wenn ein Dorf wegen des Wassermangels streitet. Das Ergebnis ist unterhaltsam, auch wegen der markanten Figuren, gibt sich bei allen Konflikten aber versöhnlich und ruft dazu auf, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.
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