So richtig toll läuft es im Leben von Maria (Anke Engelke) nicht. So trifft sie sich zwar nach wie vor regelmäßig mit ihrem Ex Max (Serkan Kaya), nachdem sie mehrere Anträge von ihm abgelehnt hat. Dass er aber ausgerechnet Nikki (Fritzi Haberlandt) heiraten will, die früher ihre beste Freundin war, das geht nun wirklich nicht. Beruflich sah es auch schon mal besser aus. Ihr Buchladen hat harte Konkurrenz. Außerdem wurmt es sie, dass sie nie ihren eigenen Roman fertiggestellt hat. Bei Ralf (Bastian Pastewka) ist ebenfalls noch Luft nach oben drin. So ganz ist er nicht darüber hinweggekommen, dass die Ehe mit Heike (Caro Scrimali) gescheitert ist, das Verhältnis zu den Töchtern Lotta (Momo Beyer) und Lily (Lea Freund) ist schwierig. Eigentlich würde ihm eine neue Beziehung ganz guttun. Und eigentlich wäre Maria perfekt dafür. Aber obwohl sie in derselben Stadt leben und sich ihre Leben ständig überschneiden, begegnen sie sich nie …
(Fast-)Begegnung zweier Comedy-Größen
Auch wenn die große Goldgräberstimmung im Hinblick auf Streamingdienste nachgelassen hat und es immer weniger deutsche Produktionen gibt, die für diese Anbieter gedreht werden, ein paar gibt es natürlich schon. Amazon Prime Video war in der Hinsicht in den letzten Monaten ganz fleißig. Da war beispielsweise das Sportdrama Perfect Match über die Beziehung der beiden Tennisikonen Steffi Graf und Andre Agassi. Die Romanadaption Maxton Hall: Die Welt zwischen uns um zwei ungleiche junge Menschen, die sich ineinander verlieben, war sogar weltweit gefragt. In eine komische Richtung ging hingegen die Serie Viktor bringt’s, die von einem Vater-Sohn-Duo erzählte, die Elektrogeräte liefern. Jetzt kommt mit Perfekt verpasst eine weitere hiesige Produktion, mit der Amazon das Publikum sucht.
Geworben wird natürlich damit, dass mit Anke Engelke und Bastian Pastewka zwei der ganz Großen der deutschen Fernseh-Comedy zusammen auftreten. Wobei man das „zusammen“ in Anführungszeichen setzen muss. Der Titel gibt es bereits vor: Die beiden Hauptfiguren sind zwar immer ganz kurz davor sich zu begegnen, tun es aber nicht. Das erinnert an das Szenario Einsam zweisam. Auch dort verpassten sich ein Mann und eine Frau ständig, obwohl sie doch eigentlich füreinander bestimmt sind und es jede Menge Überschneidungen gibt. Während das ständige Verpassen aber zugleich ein Kommentar über das Leben in einer anonymen Großstadt war – die Geschichte spielte in Paris –, da ist in Perfekt verpasst das Setting überschaubar. In Marburg wohnen weniger als 80.000 Menschen, da ist die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung größer. Der gesellschaftliche Aspekt fällt dadurch mehr oder weniger weg.
Überraschend traurig
Das heißt aber nicht, dass die achtteilige Serie nichts zu sagen hätte. Sie ist aber doch in erster Linie mit den persönlichen Geschichten beschäftigt. Die können teilweise witzig sein, auch weil sich in dem Umfeld einige bescheuerte Leute tummeln und immer wieder Chaos ausbricht. Und doch ist Perfekt verpasst keine reine Komödie. So ist der Humor oft eher leise, größere Schenkelklopfer sind trotz der Besetzung Mangelware. Das wollte man aber auch gar nicht. Tatsächlich wird es zwischendurch schon ernst, manchmal melancholisch, wenn wir mehr über das Leben der Figuren erfahren. Wenn beispielsweise Ralf um die Anerkennung seiner jüngeren Tochter kämpft und er die Traurigkeit zu überspielen versucht, unter der er leidet, dann darf einem das beim Zusehen schon nahegehen.
Manchen wird das zu wenig Unterhaltungsfaktor sein, da durfte man im Vorfeld schon etwas anderes erwarten. Außerdem bedeutet das Konzept des ständigen Verpassens notgedrungen, dass die Geschichte nur in sehr kleinen Schritten vom Fleck kommt. Da passiert einfach wenig, weshalb man sich fragen darf, ob es nun unbedingt acht Folgen gebraucht hätte. Obwohl diese kurz sind, immer um die 30 Minuten, sind diverse Längen unbestreitbar. Hinzu kommt, dass Perfekt verpasst natürlich schon auch ein bisschen Potenzial wegwirft, indem die beiden Schauspielstars kaum Zeit haben miteinander zu spielen. Doch selbst wenn man sich vielleicht mehr erhofft haben sollte, sehenswert ist die Serie, die beim Filmfest München 2024 Premiere hatte, allemal und dazu ein weiterer Beweis, dass es sich manchmal für Streamingdienste lohnt, weiter in deutsche Produktionen zu investieren.
OT: „Perfekt verpasst“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Sabine Boss, Nicolas Berse-Gilles
Drehbuch: Sebastian Colley, Claudius Plägin, Sintje Rosema, Fabienne Hurst
Musik: Natalie Hausmann
Kamera: Claire Jahn
Besetzung: Anke Engelke, Bastian Pastewka, Fritzi Haberlandt, Michael Wittenborn, Serkan Kaya, Melodie Simina, Edin Hasanovic, Peter Jordan, Caro Scrimali, Momo Beier, Lea Freund, Henny Reents
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