Im Leben der Ärztin Nora Kaminski (Tanja Wedhorn) geht es gerade drunter und drüber. So ist eine ihrer Patientinnen an einem Herzinfarkt gestorben, wofür deren Sohn Markus Hebestreit (Steffen Schroeder) sie persönlich verantwortlich macht. Dann wird sie auf der Straße von Max Jensen (Bernhard Piesk) angefahren und erleidet dabei ein Schädel-Hirn-Trauma. Eigentlich müsste sie sich im Anschluss ja schonen, Anweisung von Chefarzt Dr. Heckmann (Patrick Heyn). Doch Nora kann einfach nicht stillhalten. Neben der Geschichte um die Hebestreits beschäftigt sie vor allem das Schicksal des 18-jährigen Moritz Daskow (Frederic Balonier), den sie eines Tages zufällig kennenlernt und der an einer schweren Krankheit leidet …
Zwischen Krankheit und Geheimnis
Nachdem die letzten beiden Freitage im Ersten Toni, männlich, Hebamme: Baby im Korb und Toni, männlich, Hebamme: Das Glück der anderen auf dem Programm standen, die letzten beiden Folgen der tragikomischen Serie um einen männlichen Geburtshelfer, werden jetzt wieder Wiederholungen ausgepackt. Genauer stehen drei Folgen der 2016 gestarteten Serie Praxis mit Meerblick an, die ursprünglich bereits 2022 ausgestrahlt wurden. Los geht es mit Mutter und Sohn, anschließend geht es mit Was wirklich zählt und Schwesterherz weiter. Irgendwie muss das Sommerloch ja gefüllt werden, das dieses Jahr besonders lang ausfällt. Und da bietet sich die Reihe an, die es inzwischen auf 22 Teile bringt, obwohl die Quoten eigentlich nicht so toll sind. 3,5 bis 4 Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen schalten gewöhnlich ein. Das reicht wohl für Fortsetzungen, nicht aber für Luftsprünge.
Dabei sind die Filme teilweise gar nicht so schlecht. Die aktuelle Staffel nervte zwar durch ihre wenig einfallsreichen Drehbücher, wenn jedes Mal die Protagonistin als einzige eine mysteriöse Krankheit erkennt, an der alle anderen scheitern. Bei Praxis mit Meerblick: Mutter und Sohn, der 13. Teil der Reihe, ist das ein wenig anders. Da gibt es zwar auch eine Krankheit, die erst erkannt werden muss. Das geschieht aber relativ schnell und ohne großes Rätselraten, Nora wird nicht zu einem ärztlichen Genie verklärt. Ganz ohne Geheimnisse geht es dabei jedoch auch nicht. Als die Medizinerin sich um die Behandlung des Jugendlichen kümmert, kommt sie einer Geschichte auf die Spur, die lange verschwiegen wurde. Diese ist der größte Schwachpunkt der Folge, da diese Wendung völlig überflüssig ist. Weder führt dies zu einer spannenderen Charakterisierung, noch wird der Inhalt in eine neue Richtung geführt.
Der Beginn einer neuen Liebe
Das ist auch deshalb etwas nervig, weil die Episode sowieso schon völlig überfrachtet ist. So muss Praxis mit Meerblick: Mutter und Sohn mit drei Parallelsträngen hantieren, wenn es um den Jugendlichen geht, die verstorbene Patientin sowie den Unfall und die Folgen. Fans wissen, dass Letzterer dabei durchaus positiv endet. Genauer wird hier Max als Love Interest eingeführt, der in späteren Filmen dann eine prominentere Rolle bekommt. Hier wird das nur angedeutet, auch durch die Reaktion von Noras Ex-Mann Peer (Dirk Borchardt), der dem Unfallfahrer mit reichlich Skepsis begegnet. Sonderlich weit kommt die Charakterisierung nicht, man ahnt nur, dass der Neue ein netter und korrekter Kerl ist.
An einer anderen Stelle bleibt der Film ebenfalls oberflächlich. Anfangs spielt es noch eine große Rolle, dass Moritz homosexuell ist, womit seine streng gläubige Mutter Katja (Vera Kasimir) ein Problem hat. Drehbuchautor Marcus Hertneck lässt diesen Aspekt aber mit dem Eintreten der Krankheit auf befremdlich schnelle Weise wieder verschwinden. Es spielt einfach keine Rolle mehr. Insgesamt ist Praxis mit Meerblick: Mutter und Sohn damit nicht der große Wurf, bleibt unter den Möglichkeiten. Aber es ist sympathisch genug gespielt, um darüber hinwegsehen zu können. Ob die Folge nun unbedingt wiederholt gehört, darüber kann man sich sicherlich streiten. Aber man kann Schlimmeres mit seinem Freitagabend anfangen.
OT: „Praxis mit Meerblick: Mutter und Sohn“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Jan Ruzicka
Drehbuch: Marcus Hertneck
Musik: Jan Janssons
Kamera: Florian Foest
Besetzung: Tanja Wedhorn, Benjamin Grüter, Dirk Borchardt, Patrick Heyn, Anne Werner, Morgane Ferru, Lukas Zumbrock, Frederic Balonier, Steffen Schroeder, Vera Kasimir, Bernhard Piesk
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