Als Nora Kaminski (Tanja Wedhorn) die 16-jährige Emilia Gerber (Lene Oderich) nach einem kleinen Strandunfall verarztet, staunt sie nicht schlecht. Schließlich trägt diese gerade ein Brautkleid. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ihr eigenes. Vielmehr hat sie das ihrer älteren Schwester Julia (Antonia Breidenbach) entwendet, weil sie den Traum hat, eines Tages selbst groß zu heiraten. Sehr wahrscheinlich ist dies aber nicht, leidet sie doch unter der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose. Als ihr Gesundheitszustand sich rapide verschlechtert, ist die Aufregung groß, zumal niemand die Ursache findet. Während Nora noch nach einer Lösung sucht, geht es auch privat drunter und drüber. So sammelt sie erste Erfahrungen beim Online-Dating. Und dann wäre da ja noch Max Jensen (Bernhard Piesk), den sie zuvor unter unglücklichen Umständen kennengelernt hat …
Auf der Suche nach Liebe
Praxis mit Meerblick ist mittlerweile zu einer festen Einrichtung im deutschen Fernsehen geworden. Auf knapp zwei Dutzend Teile bringt es die 2016 gestartete ARD-Produktion, welche am Freitagabend ausgestrahlt wird. Und so hat der Sender dann immer Material, das es ausgraben kann, um Lücken im Programm zu füllen. So auch im Moment, wo zum Ende des Sommerlochs noch einmal die Folgen von 2022 wiederholt werden. Los ging es letzte Woche mit Mutter und Sohn, bei dem es unter anderem um einen tragischen Tod sowie einen schwerkranken Jugendlichen ging. Nun steht mit Was wirklich zählt der Nachfolger an, bei dem einem erfahrenen Publikum vieles bekannt vorkommen wird.
Das betrifft zum einen die fortlaufenden Elemente, welche in erster Linie das Privatleben der Ärztin betreffen. Beispielsweise ist Max wieder dabei, der letztes Mal Nora über den Haufen gefahren hat, bevor er sich in sie verkuckte. Der eine Strang von Praxis mit Meerblick: Was wirklich zählt handelt dann auch davon, wie die zwei sich langsam näherkommen. Zwar gibt es unerwartete Konkurrenz, wenn sich die Protagonistin am Online-Dating versucht. Sonderlich viel passiert da aber nichts. Wer die aktuelle Staffel von 2024 gesehen hat, weiß, dass dabei sowieso nichts rauskommen kann. Schließlich ist Max der Mann ihrer Zukunft, selbst wenn sie sich noch ein wenig ziert. Die entsprechenden Szenen sind ganz süß, bescheren dem Publikum zudem schöne Aufnahmen von einem Wasserausflug.
Ein typischer Krankheitsfall
Während diese amourösen Verwicklungen für leichte Unterhaltung sorgen, ist der Strang um Emilia für das Drama zuständig. Leider ist dieser nicht übermäßig interessant geworden. Zum einen gibt es bei der Reihe unverhältnismäßig viele schwerkranke junge Menschen. Das ist nicht nur etwas zynisch bei dem Versuch, das Publikum zum Mitfühlen zu nötig. Es ist zudem ebenso wenig abwechslungsreich wie das wiederkehrende Szenario, dass jemand an einer mysteriösen Krankheit leidet und nur Nora auf die Lösung kommt. Praxis mit Meerblick: Was wirklich zählt ist an den Stellen schon ziemlich austauschbar. Man versuchte nicht einmal, der Folge eine eigene Geschichte zu spendieren. Hat man eine Episode gesehen, hat man die meisten gesehen, auf Dauer ist das ziemlich langweilig.
Das heißt aber nicht, dass der Film nicht funktioniert. Die Sehnsucht der Jugendlichen nach einem normalen Leben geht schon zu Herzen, gerade die Szene mit dem Brautkleid ist effektiv – und stärker als die manipulativen Momente später. Hervorzuheben ist auch, dass das Drama zwar mit einer versöhnlichen Note endet, aber nicht verschweigt, dass die Zukunft der Protagonistin trübe ist. Praxis mit Meerblick: Was wirklich zählt vermeidet dabei dankenswerterweise auch exzessiven Herzschmerz, wie er gerade im deutschen Fernsehen keine Seltenheit ist. Fans der Reihe können daher schon mal reinschalten, sie bekommen eine Folge mit den üblichen Qualitäten und Schwächen. Der Rest findet eine durchschnittliche TV-Produktion, die weder positiv noch negativ hervorsticht.
OT: „Praxis mit Meerblick: Was wirklich zählt“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Jan Ruzicka
Drehbuch: Michael Vershinin
Musik: Jan Janssons
Kamera: Florian Foest
Besetzung: Tanja Wedhorn, Benjamin Grüter, Dirk Borchardt, Patrick Heyn, Morgane Ferru, Lukas Zumbrock, Bernhard Piesk, Lene Oderich, Nele Rosetz, Jens Münchow, Antonia Breidenbach
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