Samia
© Weltkino Filmverleih
„Samia“ // Deutschland-Start: 19. September 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Samia (Illham Mohamed Osman) ist 9 Jahre alt. Auf ihrem Schulweg veranstaltet sie regelmäßig Wettrennen gegen eine Freundin und gewinnt jedes Mal. Zusammen mit ihrem besten Freund Ali beginnt sie daraufhin, täglich zu trainieren. Begeistert von ihrem Fortschritt verspricht ihr Vater, ihr richtige Laufschuhe zu kaufen, wenn sie den Dorflauf gewinnt. Tatsächlich setzt sich Samia gegen die Konkurrenz aus erwachsenen Läufern durch. Trotz dieses Erfolgs wächst vor allem bei ihrer Mutter und ihrem Bruder die Skepsis. Beide machen sich Sorgen, dass Samia durch ihr Talent zu sehr auffällt und dadurch sich selbst und ihre Familie in Gefahr bringt. Doch entgegen aller Bedenken bleibt es Samias unbedingtes Ziel, bei den Olympischen Spielen in Peking teilzunehmen.

Ein 180-Grad-Genrewechsel

Yasemin Samdereli, die bisher vor allem durch Komödien wie Ich Chef, du nix und Almanya – Willkommen in Deutschland bekannt ist, versucht sich mit Samia zum ersten Mal an einem Drama. Die tragische Geschichte von Samia Yusuf Omar beruht auf wahren Begebenheiten und wurde vor ihrer Verfilmung bereits im Roman Mit Träumen im Herzen (2014) erzählt.

Against all odds

Beim Erzählen von Samias Geschichte konzentriert sich die Regisseurin vor allem darauf, ihre Kindheit detailliert widerzuspiegeln. Ihre Eltern fördern ihr Talent schon in jungen Jahren, so weit es ihre spärlichen finanziellen Mittel zulassen. Allerdings wird besonders anhand der Skepsis seitens Samias Mutter schnell klar: Ein kleines Mädchen mit großen Träumen zu sein, birgt in Somalia gewisse Risiken. Als im Zuge zahlreicher Unruhen und Anschläge schließlich islamistische Gruppierungen die Macht ergreifen, werden vor allem Frauen stark unterdrückt. Sie müssen sich vollständig verschleiern, dürfen nachts nicht allein das Haus verlassen und Singen und Tanzen werden verboten.

Sport und Lauftraining in entsprechender Kleidung werden zum Tabu. Yasemin Samdereli zeigt immer wieder unverblümt das Ausmaß dieser Repressionen und hebt dadurch den besonderen und unbedingten Willen Samias hervor, die auf heimliche Trainingseinheiten zurückgreifen muss. Trotz der allgegenwärtigen Angst, negativ aufzufallen und streng von der islamistischen Miliz beobachtet zu werden, bleibt die Unterstützung ihrer Familie nicht aus, auch wenn die Situation zu Hause zunehmend angespannt wirkt.

Authentizität trotz Hindernissen

Aufgrund der politischen Situation in Somalia konnte nicht vor Ort gedreht werden, und das Team um Yasemin Samdereli musste ins Nachbarland Kenia ausweichen. Bei den Dreharbeiten wurde darauf geachtet, dass der Cast ausschließlich aus Somaliern besteht. Zwar musste man größtenteils auf Laienschauspieler zurückgreifen, doch unter der Leitung von Yasemin Samdereli und ihrem Kameramann Florian Berutti fällt dies kaum auf. Insbesondere Illham Mohamed Osman glänzt bei ihrem Schauspieldebüt in der Hauptrolle. Besonders wichtig war es Yasemin Samdereli zudem, die Zustimmung von Samias Familie einzuholen und sie, soweit möglich, in den Entstehungsprozess des Films einzubinden.

Eine Geschichte, die es verdient erzählt zu werden

Im Technologiezeitalter von Social Media mag es den Anschein erwecken, man könne sich kaum noch vor schlechten Nachrichten und tragischen Neuigkeiten retten. Tagtäglich dominieren Katastrophen, Krieg und Tragödien die internationale Presse, sodass manche Menschen dazu neigen, sich emotional abzuschirmen und zu schützen. Geschichten wie die von Samia sind jedoch nicht lediglich tragische Vorkommnisse unter vielen, sondern dienen als Mahnmal und vor allem als Inspiration. Trotz der letztlich tragischen Thematik und der vielen Hindernisse und Rückschläge, die Samia erleidet, schafft es Yasemin Samdereli, durch ihre Inszenierung über den gesamten Film hinweg eine gewisse Hoffnung zu vermitteln. Rückblickend bleibt dem Zuschauer der Gedanke, dass Samia nicht umsonst gestorben ist – ein Gedanke, der durch die bloße Existenz dieses Films noch verstärkt wird.

Credits

OT: „Samia“
Land: Deutschland, Italien, Belgien, Schweden
Jahr: 2024
Regie: Yasemin Samdereli, Deka Mohamed Osman
Drehbuch: Yasemin Samdereli, Nesrin Samdereli, Giuseppe Catozzella
Musik: Rodrigo D’Erasmo
Kamera: Florian Berutti
Besetzung: Illham Mohamed Osman, Kaltuma Mohamed Abdi, Fathia Mohamed Absie, Waris Dirie, Elmi Rashid Elmi

Bilder

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Samia
fazit
Samias Geschichte ist tragisch. Yasemin Samdereli inszeniert diese Tragödie ungeschönt und ehrlich auf der großen Leinwand, schafft es jedoch gleichzeitig, ihr Leben und ihre Willenskraft zu feiern, ebenso wie die Inspiration, die Samia den Zuschauern als Erbe hinterlässt.
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